Bachforellen-Rettung in München
Bachforelle in München: Warum die Art so unter Druck steht
Die Bachforelle (Salmo trutta fario) gilt als Leit- und Schlüsselart klarer, kalter Fließgewässer. Doch gerade in urbanen Regionen wie München verschlechtern sich ihre Lebensbedingungen seit Jahren. Verbaute Bäche, sommerlicher Wassermangel, steigende Temperaturen und intensive Freizeitnutzung setzen der sensiblen Fischart massiv zu.
Bachforellen benötigen sauerstoffreiches, kühles Wasser. Doch je wärmer das Wasser wird, desto weniger Sauerstoff steht zur Verfügung ein Problem, das sich durch Hitzesommer und Wasserentnahmen für Kraftwerkskanäle verschärft. Auch der Auer Mühlbach, ein historisches Stadtgewässer, bleibt davon nicht verschont.
Aufwändige Nachzucht: Artenschutz direkt vor der Haustür
Seit 2020 züchten der Tierpark Hellabrunn und der Verein Die Isarfischer e.V. gemeinsam Bachforellen nach. Die Nachzucht findet im Fischbruthaus des Tierparks statt, wo zwei spezielle Aufzuchtrinnen optimale Bedingungen bieten.
Zwischen November und Januar fangen die Isarfischer geschlechtsreife Bachforellen mittels schonendem Elektrofischen. In einem Fachbetrieb werden anschließend Eier und Sperma gewonnen, befruchtet und über mehrere Wochen in speziellen Brutgläsern überwacht. Die jungen Bachforellen wachsen rund ein Jahr heran, bevor sie eine Größe von 12 bis 15 Zentimetern erreichen und damit deutlich bessere Überlebenschancen haben als frisch geschlüpfte Larven.
„Mit dem jährlichen Besatz unterstützen wir die natürliche Reproduktion der Bachforelle und stärken die ökologische Stabilität in den Isargewässern“, erklärt Klaus Betlejewski, Vorsitzender der Isarfischer. Die Kooperation mit dem Tierpark sei ein wichtiges Signal: „So wird Naturschutz sichtbar und für die Öffentlichkeit verständlich.“
Ökologische Bedeutung: Kleine Fische, große Wirkung
Die Bachforelle ist ein zentraler Baustein des Ökosystems:
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Sie reguliert Bestände kleinerer Fischarten und Insekten.
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Sie dient als Beute für bedrohte Räuber wie den Huchen.
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Sie ist ein essenzieller Wirt für die Larven der Flussperlmuschel, die in Deutschland kurz vor dem Aussterben steht.
Tierparkdirektor Rasem Baban betont: „Die Bachforelle ist entscheidend für das ökologische Gleichgewicht unserer heimischen Fließgewässer. Die gemeinsame Nachzucht ist gelebter Artenschutz vor unserer Haustür.“
Artenschutz zum Anfassen: Besuch im Fischbruthaus möglich
Interessierte können im Mühlendorf des Tierparks Hellabrunn einen Blick in die Nachzuchtanlage werfen. Dort wird der gesamte Prozess von der Eiablage bis zum Aussetzen der Jungfische verständlich erklärt.
Fazit:
Artenschutz funktioniert nur, wenn Projekte wie dieses sichtbar, finanziell gesichert und politisch unterstützt werden. Die Bachforelle zeigt, wie verletzlich selbst heimische Arten sind, wenn Ökosysteme unter Druck geraten.
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FAQ
Wie viele Bachforellen wurden 2025 ausgesetzt?
Insgesamt 100 einjährige Jungfische wurden im Auer Mühlbach freigelassen.
Warum ist die Bachforelle in München bedroht?
Hauptgründe sind Erwärmung der Gewässer, Wassermangel, Freizeitdruck und verbaute Bäche.
Warum werden die Tiere nachgezüchtet?
Die natürliche Reproduktion reicht nicht aus, um stabile Bestände zu sichern.
Kann man das Projekt vor Ort ansehen?
Ja, im Fischbruthaus des Tierparks Hellabrunn können Besucher die Anlage besichtigen.
Welche Rolle spielt der Klimawandel?
Er erwärmt die Gewässer und reduziert den Sauerstoffgehalt beides gefährdet die Bachforelle.
Quellenangaben:
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Tierpark Hellabrunn: Pressemitteilung zur Bachforellen-Nachzucht
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Landesfischereiverband Bayern: Informationen zu Fischbrut und Artenschutz
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Bayerisches Landesamt für Umwelt: Daten zur Gewässerökologie und Temperaturentwicklungen