Starcar findet keinen Investor – Abwicklung droht
Starcar vor dem Aus: Insolvenz trifft einen der größten Autovermieter Deutschlands
Der Hamburger Autovermieter Starcar GmbH Kraftfahrzeugvermietung steht nach seiner Insolvenzanmeldung vor dem möglichen Aus. Da bislang kein Investor für den gesamten Geschäftsbetrieb gefunden wurde, bereitet der Insolvenzverwalter eine deutliche Einschränkung des Betriebs ab Januar 2026 vor.
Insolvenz bei Starcar: Hohe Umsätze, aber keine Zukunftsperspektive
Starcar zählt zu den bekanntesten Autovermietern Deutschlands. Das Unternehmen betreibt bundesweit zahlreiche Standorte und beschäftigt rund 615 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Vollzeit. Auch im Profifußball war der Name präsent: Als Sponsor der Bundesligisten FC St. Pauli und FSV Mainz 05 erreichte Starcar hohe öffentliche Sichtbarkeit.
Dennoch geriet das Unternehmen in schwere finanzielle Schieflage. Am 24. Oktober meldete die Star Car GmbH Kraftfahrzeugvermietung Insolvenz an. Seitdem versucht Insolvenzverwalter Christoph Morgen, einen Investor für das gesamte Unternehmen zu finden – bislang ohne Erfolg. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters bestätigte, dass es derzeit keinen Interessenten für eine vollständige Übernahme gebe.
Vorbereitungen für eine mögliche Abwicklung ab 2026
Vor diesem Hintergrund seien vorsorglich alle notwendigen Schritte eingeleitet worden, um den Betrieb ab Januar 2026 deutlich einzuschränken. Ziel dieser Maßnahmen sei es, im Falle des Scheiterns aller Sanierungsbemühungen eine geordnete Betriebsabwicklung im ersten Quartal 2026 durchführen zu können. Die Belegschaft sei über diese möglichen Szenarien informiert worden.
Neben der operativen Unsicherheit meldeten kurz nach der Hauptgesellschaft auch weitere Unternehmen der Starcar-Gruppe Insolvenz an ein weiteres Signal für die strukturellen Probleme des Konzerns.
Wachstum mit Risiken: Warum steigende Umsätze nicht reichten
Besonders auffällig ist der wirtschaftliche Widerspruch: Starcar konnte seinen Umsatz von rund 341 Millionen Euro im Jahr 2023 auf über 510 Millionen Euro im Jahr 2024 steigern. Auch das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs im selben Zeitraum von 24,4 auf knapp 26,3 Millionen Euro.
Nach Einschätzung von Branchenkreisen lag die Ursache der Krise weniger im laufenden Geschäft als in strategischen Fehlannahmen. Laut Berichten des Manager Magazins habe sich Starcar bei den Restwerten seiner Fahrzeugflotte verspekuliert. Viele Fahrzeuge konnten nicht wie geplant am Gebrauchtwagenmarkt veräußert werden, mussten jedoch weiter finanziert werden. Die Folge: stark steigende Kosten und zunehmender Liquiditätsdruck.
Vertrauensverlust der Banken als Wendepunkt
Ein entscheidender Faktor für die Insolvenz war offenbar der Vertrauensverlust der finanzierenden Banken. Bereits 2022 hatte sich Starcar mit einem Konsortialkredit von bis zu 240 Millionen Euro für drei Jahre finanziert. Die notwendige Verlängerung dieses Darlehens kam jedoch nicht zustande ein Schritt, der für die Fortführung des Unternehmens essenziell gewesen wäre.
Ohne neue Finanzierungsmöglichkeiten blieb dem Unternehmen letztlich nur der Gang in die Insolvenz.
Analyse: Was der Fall Starcar für die Branche bedeutet
Der drohende Zusammenbruch von Starcar zeigt exemplarisch, wie anfällig das Geschäftsmodell der Autovermietung für Marktverwerfungen ist. Schwankende Fahrzeugwerte, hohe Kapitalbindung und eine starke Abhängigkeit von Finanzierungsbedingungen können selbst bei wachsenden Umsätzen existenzbedrohend werden.
Für die Branche insgesamt könnte der Fall zu einer vorsichtigeren Bewertung von Flottenrisiken führen. Für Beschäftigte und Standorte steht kurzfristig die Frage nach Arbeitsplatzsicherheit im Raum. Auch im Profifußball dürfte das Sponsoring-Aus eines bundesweit präsenten Partners spürbare Lücken hinterlassen.
Fazit:
Ob Starcar doch noch gerettet werden kann, bleibt offen. Derzeit deutet jedoch vieles darauf hin, dass der Geschäftsbetrieb ohne Investor nicht fortgeführt werden kann. Die kommenden Monate entscheiden darüber, ob es zu einer geordneten Abwicklung kommt oder ob sich in letzter Minute doch noch eine tragfähige Lösung findet.
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FAQ
Warum ist Starcar trotz hoher Umsätze insolvent?
Nicht das operative Geschäft, sondern Fehlkalkulationen bei Fahrzeugrestwerten und steigende Finanzierungskosten brachten das Unternehmen in Schwierigkeiten.
Wann wurde die Insolvenz angemeldet?
Die Star Car GmbH Kraftfahrzeugvermietung stellte am 24. Oktober Insolvenzantrag.
Wie viele Beschäftigte sind betroffen?
Rund 615 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Vollzeit arbeiten für Starcar.
Was passiert ab Januar 2026?
Falls kein Investor gefunden wird, soll der Betrieb deutlich eingeschränkt und im ersten Quartal 2026 abgewickelt werden.
Welche Rolle spielten die Banken?
Eine notwendige Verlängerung eines Konsortialkredits über bis zu 240 Millionen Euro kam nicht zustande, was die Insolvenz begünstigte.
Quellenangaben:
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Insolvenzverwalter Christoph Morgen / Sprecher des Insolvenzverwalters
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Amtsgericht Hamburg (Insolvenzanmeldung vom 24. Oktober)
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Manager Magazin (Berichte zu Restwertproblemen und Finanzierung)
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Unternehmensangaben Starcar-Gruppe (Umsatz- und Mitarbeiterzahlen)