Rekordjahr 2025: Strompreise immer öfter negativ

Rekordjahr 2025: Strompreise immer öfter negativ
2025 markiert ein Rekordjahr für negative Strompreise in Deutschland © Presse.Online

Negativer Strompreis auf Rekordniveau: Warum 2025 zum Wendepunkt der Energiewende wird

Noch vor Jahresende hat Deutschland einen neuen Rekord erreicht: Noch nie zuvor gab es so viele Stunden mit negativen Strompreisen wie 2025. Betroffen sind Strommärkte, Verbraucher und die gesamte Energiewende und der Handlungsdruck wächst.

Rekord bei negativen Strompreisen: Die Fakten

Bis zum 16. Dezember 2025 wurden in Deutschland 575 Stunden mit negativen Strompreisen registriert. Das sind 118 Stunden mehr als im bisherigen Rekordjahr 2024, das selbst bereits als Ausreißer galt. Schon im August war der Vorjahreswert überschritten.

Negative Strompreise entstehen, wenn das Angebot an Strom die Nachfrage deutlich übersteigt. An der Strombörse sinkt der Preis dann unter null Stromerzeuger zahlen faktisch dafür, dass ihr Strom abgenommen wird.

Solarspitzen statt Strommangel

Besonders häufig treten negative Preise an sonnenreichen Tagen auf. In Deutschland speisen inzwischen rund vier Millionen Photovoltaikanlagen Strom ins Netz ein. Produzieren sie gleichzeitig zur Mittagszeit große Mengen Strom, übersteigt das Angebot regelmäßig den Verbrauch.

Fachleute sprechen daher zunehmend von „Solarspitzen“ statt von negativen Strompreisen. Auch sehr windreiche Tage können Preise ins Negative drücken, doch dieses Phänomen tritt deutlich seltener auf. Solarspitzen hingegen sind inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Sommerereignis, teils über mehrere Tage hinweg.

Erfolg mit Nebenwirkungen für die Energiewende

Einerseits belegen die Zahlen: Erneuerbare Energien senken die Strompreise wirksam. Andererseits geschieht dies häufig zu Zeiten, in denen der Strom kaum gebraucht wird. Genau hier liegt das strukturelle Problem.

Der Strom wird oft dort erzeugt, wo er nicht verbraucht wird, und zu Zeiten geringer Nachfrage. Das belastet Netze, verzerrt Preissignale und stellt die Wirtschaftlichkeit einzelner Anlagen infrage.

Drei Hebel gegen die Schieflage

Politik, Netzbetreiber und Energiewirtschaft setzen auf drei zentrale Lösungsansätze:

1. Stromnetzausbau

Neue Nord-Süd-Trassen und sogenannte Stromautobahnen sollen erneuerbaren Strom besser zu industriellen Verbrauchszentren transportieren. Der Ausbau läuft, gilt jedoch als teuer und langwierig. Die Kosten schlagen sich in steigenden Netzentgelten nieder.

2. Lastenverschiebung

Stromverbrauch soll gezielt in Zeiten hoher Erzeugung verlagert werden. Industrie, Haushalte und Gewerbe könnten Prozesse zeitlich anpassen etwa durch automatisierte Steuerung von Wärmepumpen oder Ladevorgängen für E-Autos.

3. Speicherung

Strom kann zwischengespeichert und später genutzt werden. Neben Heimspeichern gewinnen Großbatteriespeicher an Bedeutung. Die Zahl der Anträge steigt, viele Projekte verzögern sich jedoch durch komplexe Genehmigungsverfahren.

Flexibilisierung als Schlüssel

Die Punkte zwei und drei werden unter dem Begriff Flexibilisierung des Stromverbrauchs zusammengefasst. Voraussetzung ist ein digitalisiertes Stromsystem. Zentrale Rolle spielen dabei Smart Meter, die bis 2032 flächendeckend installiert werden sollen.

Sie ermöglichen dynamische Stromtarife und automatisierte Verbrauchssteuerung. Besonders E-Auto-Fahrer und Haushalte mit Wärmepumpen können davon profitieren. Auch die Bundesregierung arbeitet laut Bundeswirtschaftsministerium an neuen Anreizsystemen, um Einspeisung und Verbrauch besser zu steuern.

Analyse: Warum 2025 ein Signaljahr ist

Die Rekordzahlen zeigen: Der Ausbau der Erneuerbaren ist schneller vorangekommen als Netze, Speicher und Digitalisierung. Für Verbraucher bedeutet das kurzfristig Chancen durch günstige Strompreise langfristig aber auch steigende Netzentgelte.

Für die Politik ist 2025 ein Warnsignal. Ohne schnellere Genehmigungen, klare Marktanreize und konsequente Digitalisierung dürfte auch in den kommenden Jahren mit neuen Rekorden bei negativen Strompreisen zu rechnen sein.

Fazit:

Negative Strompreise sind kein Zeichen des Scheiterns, sondern ein Beleg für den Erfolg der Energiewende. Gleichzeitig machen sie deutlich, wo nachjustiert werden muss. Der Umbau des Stromsystems bleibt eine zentrale Aufgabe und wird Deutschland noch über Jahre begleiten.

🔔 Folge @Presse.Online für fundierte Analysen, starke Storys & die Themen, über die Deutschland morgen spricht.

FAQ:

Was sind negative Strompreise?
Negative Strompreise entstehen, wenn mehr Strom erzeugt als verbraucht wird. Anbieter zahlen dann dafür, dass ihr Strom abgenommen wird.

Warum gibt es 2025 so viele negative Strompreise?
Hauptursache sind Solarspitzen durch stark ausgebaute Photovoltaik bei gleichzeitig niedriger Nachfrage.

Profitieren Verbraucher davon?
Teilweise. Haushalte mit dynamischen Stromtarifen oder E-Autos können günstige Preise gezielt nutzen.

Sind negative Strompreise schlecht für die Energiewende?
Nein, sie zeigen den Erfolg der Erneuerbaren, machen aber strukturelle Defizite bei Netzen und Speichern sichtbar.

Was hilft gegen Solarspitzen?
Netzausbau, flexibler Stromverbrauch und der Ausbau von Stromspeichern.

Quellen:

  • Bundesnetzagentur: Daten zu Strommarktpreisen und Netzbelastung

  • Fraunhofer ISE: Analysen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien

  • Bundeswirtschaftsministerium: Angaben zu Smart Metern, Netzausbau und Speicherstrategie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert