Innenminister fordern strengere Drohnenabwehr

Innenminister fordern strengere Drohnenabwehr
Drohnensichtungen: Innenminister schlagen Alarm © Presse.Online

Länder fordern schärfere Regeln: Drohnenabwehrzentrum reicht Innenministern nicht aus

Illegale Drohnenflüge über Flughäfen, Häfen und Militäranlagen nehmen in Deutschland spürbar zu. Den Innenministern der Länder reicht das neu geschaffene Drohnenabwehrzentrum von Bund und Ländern deshalb nicht aus.

Zunehmende Drohnensichtungen sorgen für politische Unruhe

Die Innenminister der Länder bewerten die wachsende Zahl von Drohnensichtungen als ernsthafte sicherheitspolitische Herausforderung. In einem gemeinsamen Papier, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt, warnen sie, Drohnen könnten „eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung sowie der Interessen unseres Staates darstellen“. Besonders betroffen seien kritische Infrastrukturen wie Häfen, Flughäfen, militärische Einrichtungen sowie Unternehmen der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie.

Nach Einschätzung der Länder haben die „Sichtungen von potenziell sicherheitsgefährdenden Drohnen“ deutlich zugenommen. Der Bund müsse dieser Entwicklung entschiedener begegnen. Das kürzlich eingeweihte Gemeinsame Drohnenabwehrzentrum (GDAZ) reiche dafür nicht aus, heißt es in dem Papier.

Forderung nach neuer Bund-Länder-Regelung

Vor dem Hintergrund der angespannten internationalen Sicherheitslage verlangen die Länder eine stärkere Koordinierung. „In Anbetracht der veränderten geopolitischen Lage müssen daher alle Ressourcen gebündelt werden, um diesen Entwicklungen wirksam zu begegnen“, heißt es weiter. Konkret fordern die Innenminister das Bundesinnenministerium auf, bis Juni eine verbindliche Regelung zur konzeptionellen Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei der Abwehr und Bekämpfung von Drohnen vorzulegen.

Zugleich kritisieren die Länder, dass es bislang kaum gesicherte Erkenntnisse über die Hintermänner vieler Drohnenflüge gebe. Um Mehrfachtäter schneller identifizieren zu können, schlagen sie die Einrichtung einer zentralen Datei zu illegalen Drohnenflügen vor.

Neues Drohnenabwehrzentrum startet Betrieb

Erst am Mittwoch hatten Bund und Länder in Berlin das Gemeinsame Drohnenabwehrzentrum eingeweiht. Der operative Arbeitsbetrieb soll im Januar beginnen. Das Zentrum ist bei der Bundespolizei angesiedelt und soll Vertreter von Sicherheitsbehörden, Bundeswehr und Nachrichtendiensten zusammenbringen.

„Ziel ist es, Informationen zu bündeln und Einsatzmaßnahmen zu koordinieren“, erklärte Olaf Lindner, Leiter der Bundespolizeidirektion 11. Organisatorisch orientiert sich das GDAZ am Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum, das seit Jahren den Austausch zwischen Polizei und Nachrichtendiensten im Bereich des islamistischen Terrorismus ermöglicht.

Drohnenstörungen an Flughäfen und Militärstandorten

Die Bedrohungslage wird durch aktuelle Zahlen unterstrichen. Nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS gab es bis Ende 2025 mehrere hundert Drohnenüberflüge in Deutschland, davon allein 144 in der Nähe von Flughäfen. Besonders betroffen war der Flughafen Frankfurt.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters registrierte Deutschland zwischen Januar und Ende September 172 drohnenbedingte Störungen des Luftverkehrs ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Ende September und Anfang Oktober 2025 führten mehrere Drohnensichtungen sogar zu zeitweisen Sperrungen des Flughafens München.

Auch militärische Einrichtungen geraten zunehmend in den Fokus. Ein Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden erklärte gegenüber Reuters, Deutschland habe im Oktober die bislang höchste Zahl an Drohnensichtungen über Militärstützpunkten verzeichnet. „Derzeit ist vor allem die Marine betroffen“, sagte Torsten Akmann, Vizepräsident des Militärischen Abschirmdienstes (MAD).

Analyse: Sicherheitspolitische Lücken im föderalen System

Die Debatte zeigt ein strukturelles Problem: Während die Bedrohung durch Drohnen länderübergreifend und oft international ist, bleiben Zuständigkeiten in Deutschland stark fragmentiert. Technische Abwehrmaßnahmen, rechtliche Befugnisse und operative Verantwortung sind bislang nicht einheitlich geregelt.

Für die Länder bedeutet das Unsicherheit im Ernstfall insbesondere bei sensiblen Objekten wie Flughäfen oder militärischer Infrastruktur. Für den Bund wächst der Druck, klare rechtliche Grundlagen zu schaffen, die Eingriffe, Datenabgleich und Zusammenarbeit eindeutig regeln.

Fazit und Ausblick

Mit der Forderung nach einer neuen Bund-Länder-Regelung erhöhen die Innenminister den politischen Druck deutlich. Ob das Drohnenabwehrzentrum langfristig ausreicht oder nur ein erster Schritt bleibt, dürfte sich spätestens dann zeigen, wenn das Bundesinnenministerium seine angekündigte Konzeption vorlegt.

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FAQ

Warum gelten Drohnen als Sicherheitsrisiko?
Illegale Drohnen können Luftverkehr stören, militärische Anlagen ausspähen oder kritische Infrastruktur gefährden.

Was ist das Gemeinsame Drohnenabwehrzentrum (GDAZ)?
Es ist eine Koordinierungsstelle von Bund und Ländern zur Erkennung und Abwehr unerlaubter Drohnenflüge.

Warum fordern die Länder neue Regeln vom Bund?
Sie sehen rechtliche und organisatorische Lücken bei Zuständigkeiten, Datenabgleich und Eingriffsbefugnissen.

Welche Bereiche sind besonders betroffen?
Vor allem Flughäfen, Häfen, militärische Einrichtungen sowie Unternehmen der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie.

Wann soll eine neue Regelung vorliegen?
Die Länder fordern vom Bundesinnenministerium eine entsprechende Konzeption bis Juni.

Quellen:

  • Innenministerkonferenz der Länder: Positionspapier zur Drohnenabwehr

  • Bundespolizei / Bundespolizeidirektion 11: Angaben zum Gemeinsamen Drohnenabwehrzentrum

  • Deutsche Flugsicherung (DFS): Statistik zu Drohnensichtungen

  • Nachrichtenagentur Reuters: Berichte zu drohnenbedingten Störungen und Aussagen von MAD-Vizepräsident Torsten Akmann

  • Süddeutsche Zeitung: Bericht über das Papier der Innenminister

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