Maennerhobby: Insolvenz trotz Welterfolgen
Prämierte Brennerei Maennerhobby insolvent: Wirtschaftskrise trifft Vorzeigeunternehmen
Die Brennerei Maennerhobby aus Mönchhagen bei Rostock hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Betroffen sind 47 Beschäftigte und ein Unternehmen, das international als Aushängeschild deutscher Spirituosenkunst galt.
Auszeichnungen schützen nicht vor der Krise
Maennerhobby gehört zu den bekanntesten handwerklichen Brennereien Deutschlands. Seit der Gründung 2014 wurde das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 180-mal international prämiert. Zuletzt erhielt der Rum der Brennerei 2024 in London die Auszeichnung als „weltbester Rum unter fünf Jahren“.
Trotz dieses Renommees musste Firmengründer und Geschäftsführer Martin Neumann Insolvenz anmelden. Das bestätigte der 44-Jährige gegenüber der Bild-Zeitung. Die wirtschaftliche Lage habe das Unternehmen „das Genick gebrochen“, sagte Neumann. Insbesondere die Folgen des Ukraine-Kriegs und die anhaltende Konsumzurückhaltung hätten zu massiven Umsatzeinbrüchen geführt.
Insolvenz in Eigenverwaltung – Betrieb läuft weiter
Das Insolvenzverfahren wird in Eigenverwaltung geführt. Das bedeutet: Neumann bleibt Geschäftsführer, wird jedoch von zwei externen Sanierungsberatern begleitet. Ziel ist es, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und das Unternehmen zu stabilisieren.
Nach Angaben des Gründers ist Maennerhobby aktuell noch für mindestens sechs Monate finanziell abgesichert. Die Gehälter der 47 Mitarbeiter sollen in dieser Zeit weitergezahlt werden. Gleichzeitig sucht das Unternehmen aktiv nach Investoren, um eine dauerhafte Lösung zu finden.
Großinvestition kurz vor der Krise
Besonders problematisch ist die Situation, weil Maennerhobby kurz vor einem großen Expansionsschritt stand. In Mönchhagen sollte nach Unternehmensangaben die größte Rum-Destille Europas in Betrieb gehen. Kernstück ist ein 4.000-Liter-Destillationskessel, der bereits in Schottland gefertigt wurde. Die Kosten: rund 500.000 Euro.
Ob diese Investition jemals genutzt werden kann, ist derzeit offen. Der Neubau des Firmensitzes mit angeschlossener Gastronomie war 2022 bezogen worden und kostete insgesamt rund neun Millionen Euro.
An dem Projekt ist auch Robert Dahl beteiligt, Gründer von „Karls Erdbeerhof“. Er brachte das Grundstück für den Neubau im Gegenzug für Gesellschaftsanteile ein.
Einzelfall mit Signalwirkung
Der Fall Maennerhobby steht exemplarisch für die Lage vieler mittelständischer Betriebe in Deutschland. Steigende Energiepreise, höhere Produktionskosten, Inflation und eine spürbare Kaufzurückhaltung treffen besonders Unternehmen im Premium- und Genusssegment.
Während Großkonzerne Kosten besser abfedern können, geraten inhabergeführte Betriebe schneller unter Druck selbst dann, wenn ihre Produkte international gefragt sind. Branchenexperten warnen seit Monaten vor einer wachsenden Zahl sogenannter „stillen Insolvenzen“, bei denen wirtschaftlich gesunde Marken in eine Finanzierungskrise rutschen.
Analyse: Warum dieser Fall überregional relevant ist
Die Insolvenz von Maennerhobby zeigt, dass wirtschaftliche Auszeichnungen keine Absicherung gegen makroökonomische Schocks bieten. Sie wirft Fragen zur Resilienz des deutschen Mittelstands auf insbesondere in Branchen, die von freiwilligem Konsum abhängen.
Für Mecklenburg-Vorpommern ist der Fall auch regionalpolitisch relevant: Maennerhobby galt als Leuchtturmprojekt für Wertschöpfung im ländlichen Raum. Ein Scheitern hätte Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Tourismus und regionale Identität.
Fazit und Ausblick
Maennerhobby ist insolvent, aber nicht am Ende. Das Unternehmen arbeitet weiter, sucht Investoren und setzt auf Sanierung in Eigenverwaltung. Ob die vielfach ausgezeichnete Brennerei den wirtschaftlichen Neustart schafft, hängt nun von Kapital, Marktumfeld und Vertrauen ab.
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FAQ
Warum ist Maennerhobby insolvent?
Laut Geschäftsführer Martin Neumann führten Ukraine-Krieg, Wirtschaftskrise und Kaufzurückhaltung zu massiven Umsatzeinbrüchen.
Was bedeutet Insolvenz in Eigenverwaltung?
Die Geschäftsführung bleibt im Amt, wird aber von externen Sanierungsberatern kontrolliert und unterstützt.
Sind die Mitarbeiter betroffen?
Ja, 47 Beschäftigte. Ihre Gehälter sollen nach Unternehmensangaben mindestens sechs Monate gesichert sein.
Läuft der Betrieb weiter?
Ja. Produktion und Verkauf werden fortgesetzt, während nach Investoren gesucht wird.
Was passiert mit der neuen Rum-Destille?
Derzeit ist offen, ob und wann die neue Destille in Betrieb genommen werden kann.
Quellen;
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Aussage von Martin Neumann, Geschäftsführer Maennerhobby, gegenüber Bild
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Unternehmensangaben Maennerhobby (Gründung, Mitarbeiterzahl, Investitionen, Auszeichnungen)
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Öffentlich bekannte Branchenanalysen zur Lage des deutschen Mittelstands (BMWK, DIHK Kontext)