Bahn-Baustellen: Regulierer greift hart durch

Bahn-Baustellen: Regulierer greift hart durch
Wegen verspäteter Baustellen-Ankündigungen drohen der Bahn Strafzahlungen & Baustopps © Presse.Online

Bahn-Baustellen zu spät angekündigt: Bundesnetzagentur verschärft Maßnahmen

Die Bundesnetzagentur verschärft ihren Kurs gegen die Deutsche Bahn: Wegen wiederholt verspäteter Ankündigungen von Baustellen greift die Behörde zu Strafzahlungen und weiteren Sanktionen. Betroffen sind sowohl Personen- als auch Güterverkehr mit unmittelbaren Folgen für Reisende und Wettbewerber.

Bundesnetzagentur übt scharfe Kritik am Baustellen-Management

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, wirft der Bahn ein „miserables Baustellen-Management“ vor. Zwar sei die Modernisierung des Schienennetzes eine enorme Herausforderung, eine „Operation am offenen Herzen“, sagte Müller der Rheinische Post. Gleichzeitig müsse der Personen- und Güterverkehr weiter funktionieren.

Konkret richtet sich die Kritik gegen die Netztochter InfraGO. Nach Angaben der Bundesnetzagentur wurden bereits Zwangsgelder in Höhe von 2,8 Millionen Euro verhängt, weil Baustellen nicht fristgerecht angekündigt worden seien. Eine spürbare Verbesserung habe es jedoch nicht gegeben.

Strafzahlungen und mögliche Baustopps

Angesichts ausbleibender Fortschritte verschärft die Aufsichtsbehörde nun ihre Maßnahmen. Künftig müsse die Bahn Verkehrsunternehmen, die das Netz nutzen, finanziell entschädigen, wenn Baustellen zu spät kommuniziert werden. Bei besonders kurzfristigen Ankündigungen geht die Bundesnetzagentur noch weiter: Dann könne eine Baumaßnahme nicht wie geplant stattfinden.

Gegen diese Eingriffe hat die Bahn nach Angaben der Behörde bereits Klage eingereicht. Damit droht ein Grundsatzstreit über die Frage, wie weit die Regulierung in das operative Geschäft des Staatskonzerns eingreifen darf.

Kurzfristige Baustellen als Kernproblem

Besonders problematisch sind laut Bundesnetzagentur kurzfristig angekündigte Bauarbeiten. Im Sommer seien Wettbewerber nur bei 62 Prozent der Baustellen rechtzeitig informiert worden, im Spätherbst sogar nur bei 55 Prozent. „So geht das nicht weiter“, betonte Müller.

Für private und kommunale Eisenbahnunternehmen bedeutet diese Praxis erhebliche Risiken: Fahrpläne müssen kurzfristig geändert, Personal neu disponiert und Kunden informiert werden oft mit zusätzlichen Kosten.

Gegenbild: bessere Pünktlichkeit an Weihnachten

Gleichzeitig meldet die Bahn positive Zahlen zur Pünktlichkeit. Über die Weihnachtstage erreichten mehr als 75 Prozent der ICE- und IC-Züge ihr Ziel pünktlich. Das berichtete die Bild unter Berufung auf Bahnkreise. Im November hatte die Quote im Fernverkehr lediglich bei 55 Prozent gelegen.

Ein Bahnsprecher bestätigte, dass am 24. und 25. Dezember die Pünktlichkeitsquote bei über 75 Prozent lag. Insgesamt beförderte die Bahn nach eigenen Angaben rund fünf Millionen Reisende über die Feiertage.

Analyse: Warum der Konflikt jetzt eskaliert

Die Auseinandersetzung kommt zu einem sensiblen Zeitpunkt. Der Sanierungsbedarf des deutschen Schienennetzes ist enorm, gleichzeitig wächst der politische Druck, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern. Verspätete Baustellenankündigungen untergraben jedoch Vertrauen und Planbarkeit zentrale Voraussetzungen für Wettbewerb und Verlässlichkeit.

Für die Wirtschaft, insbesondere den Güterverkehr, können kurzfristige Baustellen gravierende Folgen haben. Produktionsketten geraten ins Stocken, Transporte verteuern sich. Für Fahrgäste bedeutet dies unklare Fahrpläne und zusätzliche Verspätungen.

Fazit und Ausblick

Die Bundesnetzagentur macht deutlich, dass sie verspätete Baustellen-Ankündigungen nicht länger hinnimmt. Strafzahlungen, Entschädigungen und mögliche Baustopps erhöhen den Druck auf die Deutsche Bahn erheblich. Ob die verschärften Maßnahmen zu mehr Transparenz und Planungssicherheit führen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

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FAQ

Warum kritisiert die Bundesnetzagentur die Deutsche Bahn?
Weil Baustellen häufig zu spät angekündigt werden und dadurch Wettbewerber sowie Fahrgäste beeinträchtigt sind.

Wie hoch sind die bisherigen Sanktionen?
Die Bundesnetzagentur verhängte Zwangsgelder in Höhe von 2,8 Millionen Euro gegen die Netztochter InfraGO.

Was droht bei sehr kurzfristigen Baustellen?
In solchen Fällen kann die Bundesnetzagentur anordnen, dass die Baumaßnahme nicht wie geplant durchgeführt wird.

Warum ist das für Fahrgäste relevant?
Verspätete Ankündigungen erschweren verlässliche Fahrpläne und erhöhen das Risiko von Ausfällen und Verspätungen.

Wie bewertet die Bahn die Vorwürfe?
Die Bahn verweist auf den hohen Modernisierungsbedarf des Netzes und hat gegen einzelne Maßnahmen der Behörde Klage eingereicht.

Quellen:

  • Bundesnetzagentur: Aussagen und Maßnahmen zu Baustellen-Ankündigungen

  • Rheinische Post: Interview mit Klaus Müller

  • Bild-Zeitung: Bericht zur Pünktlichkeit über Weihnachten

  • Deutsche Bahn: Eigene Angaben zu Reisendenzahlen und Pünktlichkeit

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