Asylheim neben Kleingärten sorgt für Ärger in Berlin

Containerunterkunft für Geflüchtete in Berlin-Köpenick entzweit Anwohner
Wo Gärten blühen, brodelt die Wut
Berlin. Zwischen Tomatenstauden, Grillduft und gackernden Hühnern zieht ein Schatten über Berlin-Köpenick: Direkt neben einer traditionsreichen Kleingartenanlage entsteht derzeit eine Containerunterkunft für Geflüchtete mit 342 Plätzen und drei Stockwerken. Was für die Stadtverwaltung eine pragmatische Lösung ist, empfinden viele Anwohner als Affront. Der Unmut wächst auch weil sie sich übergangen fühlen.
Container statt Kleingarten und der höchste Mietpreis Berlins
Die neue Anlage soll am 1. November 2025 eröffnet werden betrieben zunächst bis Ende 2030. Doch was besonders stutzig macht: Mit 38,49 Euro pro Quadratmeter zahlt Berlin hier die höchste Miete aller zuletzt angemieteten Grundstücke für Asylunterkünfte. Für viele wirkt das wie ein Schlag ins Gesicht nicht nur finanziell.
Während den Kleingärtnern jahrelang ein Parkplatz mit der Begründung verweigert wurde, dass ein Bunker unter dem Gelände liege, werden nun dreistöckige Wohncontainer errichtet samt Spielplätzen, Sozialräumen und Sicherheitsdienst.
Anwohner erfuhren erst nach Baubeginn vom Projekt
Die Bauarbeiten begannen im Februar. Doch offiziell informiert wurden die Anwohner erst Wochen später. Auf einem Bürgerdialog im März entlud sich die Wut: „Warum fragt uns niemand?“ Ein Nachbar wollte wissen, ob Bürger überhaupt noch Mitspracherecht hätten. Die Antwort von Staatssekretär Aziz Bozkurt? Ernüchternd offen:
„Ich könnte Sie fragen, um Ihnen dann zu sagen, ich mache es trotzdem.“ Er sei gegen „Scheinbeteiligung“.
Natur weicht Containern Tiere sollen „woanders hin“
Auch Naturschützer schlagen Alarm: Fledermäuse, Bussarde, sogar Salamander seien vertrieben worden. Auf Nachfrage erklärt das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten, Tiere fänden „in der Umgebung leicht neue Quartiere“. Ein Satz, der vielen die Zornesröte ins Gesicht treibt. Für sie ist das Projekt Symbol einer Politik, die beschließt und dann erklärt.
Drei Etagen, Pförtner, Spielplätze was geplant ist
Die Unterkunft wird umzäunt, mit Pförtnerloge, Zwei-Bett-Zimmern, Gemeinschaftsküchen, Beratungsräumen, Sicherheitsdienst, Hausaufgabenhilfe und Spielplätzen. Derzeit ist noch nicht einmal klar, wer den Betrieb übernehmen soll. Die Ausschreibung steht aus während die Bauarbeiten längst laufen.
Wenn Politik Vertrauen verspielt
Was in Berlin-Köpenick geschieht, ist mehr als ein lokalpolitisches Bauvorhaben. Es ist ein Lehrstück über mangelnde Transparenz, verlorenes Vertrauen und den Bruch zwischen Politik und Bevölkerung. Die Frage lautet nicht: „Container oder Garten?“ sondern: „Wird hier über Menschen gesprochen oder mit ihnen?“
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- Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten