JD.com will MediaMarkt & Saturn übernehmen

Die nächste China-Übernahme?
MediaMarkt und Saturn könnten bald in chinesischer Hand sein
Es wäre ein Paukenschlag für den europäischen Einzelhandel: MediaMarkt und Saturn, seit Jahrzehnten feste Größen in deutschen Innenstädten, könnten bald einem chinesischen Konzern gehören. Genauer gesagt: dem Online-Giganten JD.com. Der E-Commerce-Riese aus Peking steckt mitten in Verhandlungen mit der Ceconomy AG jener Holding, die die beiden Elektronikriesen bislang kontrolliert.
Was bedeutet das für Deutschland? Für 50.000 Angestellte? Für den stationären Handel? Die Fragen sind zahlreich und die Antworten noch vage. Doch der mögliche Deal hat das Zeug zum politischen und wirtschaftlichen Sprengsatz.
JD.com und Ceconomy: Was bisher bekannt ist
Laut offiziellen Angaben laufen fortgeschrittene Gespräche über ein Übernahmeangebot in Höhe von 4,60 Euro je Ceconomy-Stammaktie. Der aktuelle Kurs liegt darunter was auf ein Aufschlagangebot hindeutet. Noch wurde keine bindende Vereinbarung unterzeichnet, doch das Interesse des chinesischen Internetriesen ist offensichtlich kein Zufall. Schon länger kursieren Gerüchte über eine strategische Expansion von JD.com nach Europa und Ceconomy bietet dafür ein ideales Sprungbrett.
Rund 1.000 Märkte in Europa, 50.000 Beschäftigte, 22,4 Milliarden Euro Umsatz das ist kein Zukauf, das ist ein Machtwechsel.
Zünglein an der Waage: Die Kellerhals-Familie
Die wohl entscheidende Frage: Gibt die Gründerfamilie Kellerhals ihren Widerstand auf? Über ihr Vehikel „Convergenta“ kontrolliert sie knapp 30 Prozent der Ceconomy-Aktien und könnte die Übernahme maßgeblich blockieren oder ermöglichen. Bislang hüllt sich die Familie in Schweigen. Auch weitere Großaktionäre wie Haniel, Beisheim und Freenet äußerten sich bislang nicht. Der Rest der Anteile ist breit gestreut im Streubesitz – was das Ringen um Mehrheiten weiter erschwert.
China im Kaufrausch: JD.com sucht Europas Tür
JD.com will raus aus der Abhängigkeit vom chinesischen Konsumenten – und rein in die westlichen Märkte. Ein ähnlicher Übernahmeversuch in Großbritannien (Currys) scheiterte. Doch mit Ceconomy winkt eine neue Gelegenheit: ein dichtes Filialnetz, ein etablierter Online-Shop, eine bekannte Marke. Für JD.com wäre es ein Turbo-Booster für die Expansion in der EU.
Der Deal ist Teil eines globalen Trends: Chinesische Tech-Konzerne drängen zunehmend in europäische Kernbranchen – sei es bei Windrädern, Batterien oder jetzt im Einzelhandel.
Ein Minister geht, ein Konzern wankt?
Die Ceconomy-Gruppe musste zuletzt einen Rückschlag verkraften: Vorstandschef Karsten Wildberger verließ das Unternehmen überraschend, um Digitalminister in der Merz-Regierung zu werden. Seitdem führt der Finanzchef Kai-Ulrich Deissner interimistisch die Geschäfte. Eine strategisch schwierige Phase, in der Unsicherheit herrscht und Übernahmeinteressenten leichtes Spiel haben.
Was auf dem Spiel steht: Arbeitsplätze, Kundenvertrauen, Standortpolitik
Ein möglicher Verkauf an JD.com wirft viele Fragen auf:
Bleiben die Jobs erhalten? Wird das Filialnetz verkleinert? Was passiert mit deutschen Lieferanten und Kundendaten?
Die Antworten darauf hängen stark vom Einfluss der Politik und vom Widerstand der Gewerkschaften ab. Klar ist: Eine solch symbolträchtige Marke in chinesische Hände zu geben, wird Debatten auslösen. In den sozialen Medien formieren sich erste kritische Stimmen.
Fazit: Was bleibt und was droht
Noch ist nichts entschieden. Doch die Richtung ist klar: Der globale Verteilungskampf um Märkte, Marken und Macht ist in vollem Gange.
Ob MediaMarkt und Saturn am Ende Teil eines chinesischen Imperiums werden, hängt nicht nur von Aktienkursen ab sondern von politischen, gesellschaftlichen und strategischen Weichenstellungen.
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- Nachrichtenagentur Reuters