Streit um Rente & Bürgergeld: Caritas warnt

Streit um Rente & Bürgergeld: Caritas warnt
Systembild: Caritas warnt: Wenn wir nicht handeln, bricht das Vertrauen in den Sozialstaat © Presse.Online

Steigende Rentenausgaben und Streit ums Bürgergeld: Caritas-Präsidentin fordert mutige Reformen für Generationengerechtigkeit

Sozialstaat am Scheideweg

Die Zukunft des deutschen Sozialstaats steht auf dem Prüfstand. Im Interview mit t-online mahnt die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, weitreichende Reformen an. Hintergrund sind steigende Rentenausgaben, die Debatte um das Bürgergeld und die Folgen des demografischen Wandels. Immer mehr Menschen beziehen Leistungen, während die Zahl der Beitragszahler sinkt.

Generationengerechtigkeit: Boomers belasten das System

„Reformen müssen Antworten auf den demografischen Wandel geben“, betont Welskop-Deffaa. Während die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, schrumpft die Basis der Einzahler. Besonders kritisch sieht die Caritas-Präsidentin steuerliche Privilegien für Ältere: „Es ist nicht hilfreich, den Älteren zulasten der Jungen teure Steuergeschenke zu machen.“ Ein Beispiel sei die geplante steuerfreie Aktivrente, die jüngeren Arbeitnehmern gegenüber nicht vermittelbar sei.

Pflichtversicherung für Selbstständige

Ein weiterer Reformschwerpunkt liegt laut Welskop-Deffaa bei den Selbstständigen. Viele unterschätzten das Risiko von Altersarmut. Wer nur aus Teilen des Einkommens Beiträge leistet, erhalte später auch nur Teilrenten. „Eine Beitragspflicht für Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit ist überfällig“, so die Caritas-Präsidentin. Drei Koalitionen hätten dies bereits angekündigt ohne Ergebnis.

Vertrauen in die Rente statt Fokus auf Kennzahlen

Auch die Stabilisierung des Rentenniveaus hält Welskop-Deffaa für überschätzt. Entscheidend sei nicht der abstrakte Prozentwert, sondern ob jahrzehntelange Beitragszahler am Ende eine existenzsichernde Rente erhalten. „Es darf nicht sein, dass Menschen 40 Jahre lang einzahlen und am Ende trotzdem keine sichere Rente bekommen. Damit zerstören wir Vertrauen in das System.“

Bürgergeld: Komplexe Regeln schwächen Akzeptanz

Beim Bürgergeld sieht die Caritas akuten Reformbedarf. Weniger die Höhe der Leistungen, sondern die komplizierten Anrechnungsregeln und Wechselwirkungen mit anderen Sozialleistungen seien problematisch. „Das Gefühl willkürlicher Ungleichbehandlung nährt Misstrauen gegen den Staat“, so Welskop-Deffaa.

Eine umfassende Neuordnung lehnt sie jedoch ab: „Die Regeln wurden 2024 gerade erst geändert. Jobcenter brauchen Ruhe, um ihre Aufgabe zu erfüllen.“

Zwischen christlichen Werten und Finanzierungsfragen

Die Caritas sei ein moderner Wohlfahrtsverband, betont Welskop-Deffaa. Mitarbeitende verschiedenster Konfessionen und Hintergründe arbeiteten dort gemeinsam. Kirchensteuermittel seien ein unverzichtbarer Teil der Finanzierung, etwa für Bahnhofsmissionen oder Wohnungslosenhilfe. „Sie geben uns die Möglichkeit, schnell und unbürokratisch zu handeln“, erklärt die Präsidentin.

Fazit: Reformdruck steigt

Die Debatte um Rente, Pflege und Bürgergeld ist mehr als ein Haushaltsstreit. Sie entscheidet über Vertrauen, Generationengerechtigkeit und die Zukunft des Sozialstaats. Klar ist: Ohne Reformen drohen wachsende Ungleichheiten. „Alle Generationen müssen gemeinsam Verantwortung übernehmen miteinander und füreinander“, mahnt die Caritas-Präsidentin.

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Quellen

  • Interview mit Eva Maria Welskop-Deffaa, t-online (21.09.2025)

  • Deutsche Rentenversicherung, Jahresbericht 2024

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