Veggie-Schnitzel bald verboten?

Fällt das „Schnitzel“ fürs Veggie-Regal weg? Hersteller warnt vor Namensverbot
Streit um Fleischbegriffe im Veggie-Regal
Darf „Tofu-Wurst“ bald nicht mehr „Wurst“ heißen? Am Mittwoch stimmt das EU-Parlament über eine Regelung ab, die Begriffe wie Steak, Schnitzel, Hamburger und Wurst künftig ausschließlich für tierische Produkte zulassen würde. Der Entwurf stammt aus dem Agrarausschuss und soll Verbraucher vor vermeintlicher Täuschung schützen.
Doch in Deutschland schrillen die Alarmglocken besonders bei Rügenwalder Mühle, Marktführer für pflanzliche Fleischalternativen. Das Unternehmen warnt vor massiven Folgen: „Die kurzfristigen Umstellungskosten schätzen wir auf einen einstelligen mittleren Millionenbetrag“, sagte eine Unternehmenssprecherin. Betroffen wären rund 60 Produkte, deren Namen und Verpackungen neu gestaltet werden müssten.
Millionenkosten und drohender Umsatzverlust
Nach Angaben des Unternehmens könnten durch ein EU-Namensverbot auch zweistellige Millionenbeträge im Jahr verloren gehen weil bis zu 20 Prozent der Neukäufer abspringen könnten. Rund 70 Prozent des Rügenwalder-Sortiments sind inzwischen vegan. Deutschland gilt als größter Markt für vegane Lebensmittel in Europa.
Fleischbegriffe seien für Verbraucher eine wichtige Orientierung, betont die Sprecherin:
„Schnitzel ist keine Verbrauchertäuschung, wenn kein Fleisch drin ist.“
Wenn Hersteller dagegen Fantasienamen erfinden müssten, drohe mehr Verwirrung. Sie verweist auf ein Traditionsgericht: das Sellerie-Schnitzel, das es bereits seit über 150 Jahren in der deutschen Küche gibt ganz ohne Fleisch, aber mit klarem Namen.
EU will Fleischbezeichnungen schützen
Befürworter des Verbots vor allem aus Landwirtschaftsverbänden und der Europäischen Volkspartei (EVP) argumentieren, Begriffe wie „Burger“ oder „Wurst“ seien untrennbar mit Fleisch verbunden. Verbraucher könnten sonst irregeführt werden.
Der Antrag erhielt im Agrarausschuss eine Mehrheit von 33 Stimmen bei 10 Gegenstimmen und 5 Enthaltungen. Damit das Verbot endgültig in Kraft tritt, müssten auch die EU-Mitgliedsstaaten im Rat zustimmen.
Der Europäische Gerichtshof hatte allerdings schon 2024 entschieden, dass die bisherige Regelung die fleischähnliche Begriffe erlaubt, solange die vegane Herkunft klar erkennbar ist ausreichend sei. Auch der Europäische Verbraucherverband BEUC warnt vor einem Rückschritt: Eine klare Kennzeichnung „vegan“ oder „vegetarisch“ reiche aus, um Verbraucher zu informieren.
Zwischen Wirtschaft, Politik und Sprache
Kritiker sehen im geplanten Namensverbot ein Zeichen für übermäßige Regulierung. Für Hersteller wie Rügenwalder Mühle, Beyond Meat oder Veganz gehe es um mehr als Etiketten nämlich um die Freiheit, Sprache innovativ zu nutzen und Verbraucher dort abzuholen, wo sie Orientierung suchen.
Landwirtschaftsvertreter dagegen pochen auf Markenschutz und den Schutz traditioneller Bezeichnungen. Damit prallen zwei Welten aufeinander: die klassische Fleischwirtschaft und die wachsende vegane Industrie, die längst Milliarden umsetzt.
Fazit: Mehr als nur ein Streit um Worte
Ein endgültiges Verbot ist noch nicht beschlossen die Zustimmung der EU-Staaten steht aus. Doch schon die Debatte zeigt, wie stark politische Interessen, wirtschaftliche Zwänge und Verbraucherverständnis im Lebensmittelmarkt miteinander verwoben sind.
Am Ende entscheidet nicht nur Brüssel, sondern auch der Markt: Wie wir über Essen sprechen, sagt viel darüber aus, wie wir in Zukunft konsumieren wollen.
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