Putins Weltraumbahnhof ohne Strom
Russischer Weltraumbahnhof Wostotschny ohne Strom
Ein Stromausfall mit Symbolkraft
In Russlands Fernem Osten steht eines der ambitioniertesten Prestigeprojekte des Landes buchstäblich im Dunkeln. Der Weltraumbahnhof Wostotschny in der Region Amur ist vom Stromnetz getrennt worden. Grund: unbezahlte Rechnungen der verantwortlichen Baufirma PSO Kazan, wie russische Medien am Donnerstag berichteten.
Laut dem Energieversorger sei die Maßnahme unvermeidlich gewesen. Die Schulden hätten sich über Monate aufgestaut offenbar in Millionenhöhe. Das staatliche Bauunternehmen PSO Kazan, das beim Ausbau des Kosmodroms eine Schlüsselrolle spielt, soll wiederholt Mahnungen ignoriert haben.
Putins Vorzeigeprojekt unter Druck
Der Weltraumbahnhof Wostotschny gilt als eines von Wladimir Putins Lieblingsprojekten. Seit dem ersten Spatenstich 2012 soll er Russlands Abhängigkeit vom kasachischen Baikonur-Kosmodrom verringern und die Unabhängigkeit der russischen Raumfahrt sichern.
Doch seit Jahren häufen sich Berichte über Korruption, Bauverzögerungen und Kostenexplosionen. Schon 2018 hatte Putin selbst öffentlich über den „unerträglichen Grad an Misswirtschaft“ geklagt. Der aktuelle Stromausfall wirkt daher wie ein Symbol für den Zustand des Projekts und der russischen Wirtschaft insgesamt.
Energieversorger verweist auf Zahlungsrückstände
Die Energiegesellschaft „Amurenergo“ bestätigte Medienberichten zufolge, dass die Stromlieferungen an die Bauanlagen des Kosmodroms ausgesetzt wurden. In einer Mitteilung hieß es, man habe „mehrfach versucht, die Situation außergerichtlich zu lösen“.
PSO Kazan selbst äußerte sich bislang nicht offiziell. Interne Quellen sprachen laut der Zeitung Kommersant jedoch von „liquiditätsbedingten Engpässen“, die durch staatliche Zahlungsstopps bei Bauprojekten verschärft worden seien.
Auswirkungen auf den Weltraumbetrieb
Nach Angaben der Raumfahrtbehörde Roscosmos sei der Flugbetrieb des Weltraumbahnhofs derzeit nicht unmittelbar betroffen, da die Startanlagen über Notstromaggregate verfügen. Allerdings behindere der Ausfall die laufenden Bauarbeiten für neue Startplattformen darunter jene für die Raketenserie Angara-A5, die als Nachfolger der Sojus-Träger gelten soll.
„Wenn sich die Stromabschaltung länger hinzieht, könnte der Startplan erheblich ins Wanken geraten“, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur RIA Nowosti einen Insider.
Ein Problem, das über Strom hinausgeht
Der Vorfall reiht sich ein in eine Serie von Rückschlägen, die Russlands Raumfahrt seit Beginn des Ukraine-Krieges belasten. Sanktionen erschweren den Zugang zu westlicher Technologie, Fachkräfte wandern ab, und Budgets werden gekürzt.
Russlands Ziel, bis 2030 eine dauerhafte Mondbasis zu errichten, wirkt vor diesem Hintergrund zunehmend unrealistisch. Der Stromausfall in Wostotschny steht sinnbildlich für die strukturellen Schwächen eines Systems, das auf Prestige statt Nachhaltigkeit setzt.
Fazit: Dunkle Zeiten für Putins Raumfahrtträume
Der Stromausfall in Wostotschny ist mehr als ein technisches Problem – er ist ein politisches Signal. Putins Versuch, Russland als unabhängige Raumfahrtnation zu positionieren, wird durch interne Misswirtschaft und finanzielle Engpässe torpediert.
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FAQ zum Thema Wostotschny-Kosmodrom
Was ist der Weltraumbahnhof Wostotschny?
Ein russischer Raketenstartplatz in der Region Amur nahe der chinesischen Grenze, seit 2016 in Betrieb.
Warum wurde der Strom abgestellt?
Weil die verantwortliche Baufirma PSO Kazan ihre Stromrechnungen nicht bezahlt hat.
Ist der Raumfahrtbetrieb betroffen?
Offiziell nein die Startanlagen laufen über Notstrom, aber Bauarbeiten sind gestoppt.
Wie reagiert der Kreml?
Bisher keine offizielle Stellungnahme. Beobachter sehen den Vorfall als Zeichen wachsender wirtschaftlicher Spannungen.
Quellenliste:
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Kommersant: Berichterstattung über die Zahlungsschwierigkeiten von PSO Kazan und interne Aussagen zu den Ursachen.
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RIA Nowosti: Aussagen von Roscosmos-Insidern zu den Auswirkungen des Stromausfalls auf den Startplan.
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Moscow Times: Hintergrundberichte zu Korruption und Verzögerungen beim Bau des Kosmodroms Wostotschny.
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Interfax: Bestätigung der Energiegesellschaft Amurenergo zur Stromabschaltung aufgrund ausstehender Zahlungen.
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TASS: Frühere Regierungsäußerungen Wladimir Putins zu Missständen beim Bau des Weltraumbahnhofs.