Grüne bringen Freiwilligenregister ins Spiel
Grüne schlagen Freiwilligenregister für Wehrdienst vor, Ältere sollen Fähigkeiten einbringen
Die Debatte über den neuen Wehrdienst erhält neuen Schwung: Grünen-Politikerin Franziska Brantner fordert ein Freiwilligenregister, in dem sich auch ältere Menschen mit ihren Fähigkeiten für den Verteidigungsfall eintragen können. Der Vorschlag kommt wenige Tage nach der Einigung der Koalition auf ein neues Wehrdienstgesetz.
Grünen-Vorschlag: Fähigkeiten statt Altersgrenze
Mit Blick auf die aktuelle Sicherheitslage betonte Brantner gegenüber den Funke-Medien, Deutschland müsse „frühzeitig wissen, auf welche zivilen und technischen Fähigkeiten wir im Ernstfall zurückgreifen können“. Ein solches Register könne Menschen jeden Alters erfassen von Logistik über IT bis hin zu Versorgung.
Brantner erklärte: „Wir werden auch Menschen brauchen, die Drohnen programmieren und steuern, die Logistik verstehen, die Essen für mehr als 1.000 Menschen kochen können.“ Diese Aufgaben seien nicht altersgebunden, sondern kompetenzabhängig. Deshalb solle es älteren Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht werden, ihre Bereitschaft unverbindlich festzuhalten.
Neue Wehrdienststruktur: Jüngere müssen zur Musterung
Nach intensiven Verhandlungen hatte sich die Bundesregierung in der Vorwoche auf ein neues Wehrdienstmodell verständigt. Kernpunkt:
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Männer ab Geburtsjahr 2008 sollen künftig zur Musterung verpflichtet werden.
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Der Dienst soll möglichst freiwillig erfolgen, kann aber bei Personalmangel zur Pflicht werden.
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Bei der sogenannten Bedarfswehrpflicht ist sogar ein Losverfahren denkbar ein Punkt, der weiter kontrovers diskutiert wird.
Die Frage, wen genau eine Einberufung trifft, wurde bewusst ausgeklammert. Hier erwartet die Politik noch einen breiten gesellschaftlichen Diskurs.
Generationenvertrag als politischer Rahmen
Brantner verknüpft ihren Vorschlag mit der Frage nach fairer Lastenverteilung zwischen den Generationen. „Alle Generationen müssen ihren fairen Anteil leisten. Wir brauchen einen neuen Generationenvertrag“, so die Grünen-Politikerin.
Damit rückt sie zwei Aspekte ins Zentrum der Diskussion:
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Die Verantwortung der Jüngeren durch die Musterungspflicht
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Die freiwillige Unterstützung Älterer mit spezialisierten Fähigkeiten
Der Vorschlag könnte die Debatte um den Wehrdienst erweitern weg von einer rein militärischen Perspektive hin zu einem breiteren, zivil-militärischen Verteidigungsverständnis.
Kontroverse Reaktionen und offene Fragen
Während die Grünen das Modell als pragmatisch und inklusiv bewerten, sehen Kritiker die Gefahr, dass ein Freiwilligenregister Erwartungen erzeugt, die praktisch nicht umsetzbar sind. Auch bleibt offen, wie die Fähigkeiten der gemeldeten Personen überprüft oder priorisiert würden.
Mehrere Sicherheitsexperten betonen jedoch, dass moderne Konflikte zunehmend hybride Elemente beinhalten von Cyberangriffen über Desinformation bis hin zu kritischer Infrastruktur. Genau dort könnten spezialisierte Helfer tatsächlich wertvolle Beiträge leisten.
Fazit
Mit dem Vorschlag eines Freiwilligenregisters erweitern die Grünen die Diskussion um den neuen Wehrdienst deutlich. Ob die Idee umgesetzt wird, könnte die künftige Sicherheitsarchitektur Deutschlands maßgeblich beeinflussen. Klar ist: Die Debatte um Generationengerechtigkeit und Verteidigungsfähigkeit wird damit intensiver.
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FAQ zum Thema Wehrdienst & Freiwilligenregister
Müssen Männer ab 2008 geboren wirklich zur Musterung?
Ja. Laut geplanter Wehrdienstreform sollen alle männlichen Jugendlichen ab Jahrgang 2008 zur Musterung verpflichtet werden.
Sind Frauen betroffen?
Der Vorschlag der Koalition schließt Frauen bislang nicht ein. Es wird jedoch weiterhin über eine mögliche Gleichstellung diskutiert.
Was ist ein Freiwilligenregister?
Ein Register, in dem sich Bürgerinnen und Bürger freiwillig eintragen können, um ihre Fähigkeiten im Verteidigungsfall bereitzustellen etwa IT-Kompetenzen, Logistik oder Versorgung.
Ist das Register verbindlich?
Nein, der Vorschlag der Grünen sieht eine freiwillige Teilnahme ohne rechtliche Verpflichtung vor.
Kann ein Losverfahren wirklich kommen?
Bei Personalmangel könnte die sogenannte Bedarfswehrpflicht greifen. Ein Losverfahren ist dabei eine mögliche Option, aber noch nicht final beschlossen.
Quellenangaben
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Funke-Mediengruppe / Funke-Zeitungen
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Deutsche Presse-Agentur (dpa)