Oettinger macht dicht: Bierkrise trifft Braunschweig

Oettinger macht dicht: Bierkrise trifft Braunschweig
Systembild: Oettinger schließt den Standort Braunschweig © Presse.Online

Oettinger schließt Braunschweig-Standort: Über 100 Jobs weg, Brauereien warnen vor „Erdrutsch“

Die Oettinger-Brauerei schließt ihren Standort in Braunschweig deutlich früher als geplant. Mehr als 100 Mitarbeitende verlieren ihre Jobs und die gesamte deutsche Bierbranche steckt in einer ernsten Absatzkrise.

Oettinger schließt Produktion: Über 100 Arbeitsplätze fallen weg

Die traditionsreiche Brauerei Oettinger wird am Standort Braunschweig zum Jahresende 2025 kein Bier mehr brauen. Eine Sprecherin bestätigte, dass die Produktion vollständig eingestellt und nur rund zehn Stellen in Logistik und Materialwirtschaft erhalten bleiben. Betroffen sind etwa 120 Beschäftigte, wie zunächst die Braunschweiger Zeitung berichtete.

Bereits im Sommer hatte Oettinger angekündigt, die Produktionslinien an die Standorte Oettingen und Mönchengladbach zu verlagern. Ursprünglich sollte der Schritt erst im Frühjahr 2026 erfolgen. Als zentrale Gründe nannte die Brauerei sinkende Absätze, veraltete Technik sowie steigenden Kostendruck.

Branche im Umbruch: „Brauereien werden wie Fliegen von der Wand fallen“

Deutschlands Biermarkt befindet sich im radikalen Wandel. Oettinger-Chef Stefan Blaschak beschrieb die Lage zuletzt drastisch. Gegenüber der Augsburger Allgemeinen sagte er:
„Die Brauereien werden wie Fliegen von der Wand fallen. Die Welt der Brauereien bröckelt bei den Kleinen sehen wir fast täglich Insolvenzen.“

Nach Angaben von Oettinger sei der Bierkonsum in den vergangenen Jahren konstant um zwei bis drei Prozent jährlich gesunken. Doch 2025 markiere einen Wendepunkt:
„Dieses Jahr erleben wir einen Erdrutsch. Der Markt ist um 7 bis 7,5 Prozent eingebrochen.“

Allein im ersten Halbjahr habe die Branche im Inland rund 2,6 Millionen Hektoliter verloren das entspreche etwa drei Millionen Dosen Bier pro Tag.

Generation Z trinkt kaum noch Bier

Neben hohen Energiepreisen und teurem Hopfen belastet ein strukturelles Problem die Branche: Junge Konsumentinnen und Konsumenten trinken immer weniger Bier. Alkohol spielt für viele in der Generation Z eine geringere Rolle, Gesundheitsbewusstsein und veränderte Freizeitgewohnheiten verstärken den Trend.

Der Absatzrückgang zwingt viele Brauereien bereits zu tiefen Einschnitten. Einige kleinere Betriebe melden Insolvenz an, große Unternehmen wie Oettinger verlagern Standorte oder reduzieren Kapazitäten.

Betriebsrat und Gewerkschaft wollten Standort retten

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sowie der Betriebsrat hatten sich klar gegen die Schließung ausgesprochen. Ihrer Einschätzung nach wäre der Standort nach Investitionen weiterhin wettbewerbsfähig gewesen. Man hoffte sogar, dass ein anderer Getränkeproduzent den Betrieb übernehmen könnte.

Eine Sprecherin der Brauerei betonte, auch für Oettinger selbst wäre „der Erhalt aller Arbeitsplätze das Wunschszenario gewesen“. Ein Käufer fand sich jedoch nicht.

Die Brauerei in Braunschweig wurde 1871 gegründet. Oettinger übernahm die frühere Feldschlößchen-Brauerei 2009 vom dänischen Konzern Carlsberg.

Fazit

Die Schließung in Braunschweig steht exemplarisch für die tiefgreifende Krise der deutschen Bierindustrie. Die Branche kämpft mit Kostendruck, veränderten Konsummustern und einem historisch starken Absatzrückgang ein Wandel, der viele Traditionsbetriebe vor existenzielle Entscheidungen stellt.

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FAQ zum Thema Oettinger-Schließung

Warum schließt Oettinger den Standort Braunschweig?

Wegen sinkender Absätze, veralteter Technik und Kostendruck wird die Produktion dorthin verlagert, wo bereits modernisierte Anlagen stehen.

Wie viele Arbeitsplätze sind betroffen?

Rund 120 Mitarbeitende lediglich etwa zehn Stellen in Logistik und Materialwirtschaft bleiben erhalten.

Welche Rolle spielt die Generation Z?

Laut Oettinger und Branchenverbänden trinkt die Generation Z deutlich weniger Bier, was den Absatz stark drückt.

Ist die gesamte Braubranche in der Krise?

Ja. 2025 brach der Markt laut Oettinger um bis zu 7,5 Prozent ein ein historischer Rückgang.

Gibt es Chancen auf eine Übernahme des Standorts?

Nach Aussage der Brauerei wurde ein solcher Versuch unternommen, blieb jedoch erfolglos.

Quellen

  • Braunschweiger Zeitung

  • Augsburger Allgemeine

  • Angaben der Oettinger Brauerei

  • Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)

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