Neuer Verdacht: Weitere Pestizid-Tote in Istanbul?
Ein tödliches Muster? Zwei Fälle sorgen international für Aufsehen
In Istanbul ermittelt die Staatsanwaltschaft nach dem Tod einer vierköpfigen Familie aus Hamburg mutmaßlich durch eine Pestizid-Vergiftung in einem Hotel. Türkische Medien berichten nun von einem zweiten ähnlichen Fall, der bereits ein Jahr zurückliegt: dem Tod der deutschen Erasmusstudentin Marlene P.
Erster Fall: Deutsche Studentin stirbt 2024 in Istanbul
Die 21-jährige Marlene P. aus Hamburg war im Rahmen eines Austauschprogramms an die Üsküdar-Universität gezogen. Am 2. November 2024 wurden sie und zwei Mitbewohner mitten in der Nacht plötzlich schwer krank. Während ihre Freunde überlebten, starb Marlene wenige Stunden später.
Zunächst gingen die Behörden von einer Lebensmittelvergiftung aus. Doch ein forensischer Bericht, über den die türkische Tageszeitung Hürriyet im August 2025 berichtete, kommt zu einem anderen Ergebnis.
Darin heißt es laut Hürriyet:
„Es besteht Einigkeit darüber, dass der Tod von Marlene auf das zur Bekämpfung der Bettwanzen eingesetzte Insektizid zurückzuführen ist.“
Die Ermittler gehen demnach davon aus, dass im Erdgeschoss des vierstöckigen Gebäudes ein starkes Mittel gegen Bettwanzen versprüht wurde. Fenster seien abgedichtet worden, das Giftgas habe sich anschließend über Schächte und Zwischenräume in höhere Stockwerke ausgebreitet.
Der Anwalt der Familie, Ekim Hakeri, erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen aufgenommen.
Zweiter Fall: Hamburger Familie stirbt nach Hotelaufenthalt
Nur wenige Tage alt ist der Fall der vierköpfigen Hamburger Familie, die in einem Istanbuler Hotel ums Leben kam. Auch hier gingen die ersten Ermittlungsansätze von einer Lebensmittelvergiftung aus.
Ein vorläufiger Bericht der türkischen Gerichtsmedizin, über den der Staatssender TRT berichtete, deutet jedoch in eine andere Richtung:
Der Tod könnte „durch eine chemische Vergiftung im Hotel verursacht worden sein.“
Demnach wurde wenige Stunden vor den Symptomen ein Zimmer im Erdgeschoss des Hotels mit einem Insektizid behandelt. Das Gift könnte über die Belüftung in das Zimmer der Familie gelangt sein.
Experten warnen vor unsachgemäßer Nutzung von Bettwanzen-Pestiziden
In vielen Ländern darunter auch der Türkei werden hochwirksame Mittel zur Schädlingsbekämpfung teilweise ohne professionelle Schutzmaßnahmen eingesetzt. Fachleute weisen seit Jahren darauf hin, dass bestimmte Insektizide giftige Gase bilden können.
Politische und gesellschaftliche Relevanz
Die Fälle werfen Fragen zum Schutz deutscher Staatsbürger im Ausland, zu Sicherheitsstandards in Unterkünften und zum Umgang mit Bettwanzenbefällen auf ein Problem, das seit 2023 in vielen Großstädten weltweit zunimmt.
Fazit
Die Parallelen zwischen beiden Todesfällen sind unübersehbar. Offizielle Ergebnisse stehen noch aus doch die Ermittlungen in Istanbul laufen auf Hochtouren. Für Angehörige bleibt vor allem eine Frage offen: Hätten diese Tragödien verhindert werden können?
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FAQ
Wird offiziell bestätigt, dass Pestizide die Todesursache waren?
Noch nicht endgültig. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ein vorläufiger Bericht weist jedoch klar darauf hin.
Warum wurden Pestizide eingesetzt?
In beiden Gebäuden soll es einen Bettwanzenbefall gegeben haben.
Können Pestizide durch Lüftungssysteme in andere Wohnungen gelangen?
Ja – bestimmte Mittel bilden Gase, die sich über Schächte oder Belüftungen ausbreiten können.
Gibt es ähnliche Fälle?
In mehreren Ländern gab es in den letzten Jahren Vergiftungen durch unsachgemäße Schädlingsbekämpfung. Systematische Daten fehlen jedoch.
Was sollten Reisende beachten?
Bei ungewöhnlichem Geruch, Kopfschmerzen oder Übelkeit sofort lüften, Gebäude verlassen und medizinische Hilfe suchen.
Quellenangaben
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Hürriyet, Artikel vom August 2025
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Deutsche Presse-Agentur (dpa)
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Staatssender TRT (Türkei)