Mayer & Cie. nach 120 Jahren geschlossen

Traditionsfirma Mayer & Cie. nach 120 Jahren insolvent

Der Strickmaschinenhersteller Mayer & Cie. aus Albstadt macht endgültig dicht. Das Amtsgericht Hechingen eröffnete das Insolvenzverfahren, nachdem die weltweite Investorensuche ohne Erfolg blieb. Für die einstige Ikone der schwäbischen Textilindustrie bedeutet dies das Aus und für rund 270 Beschäftigte das Ende ihrer Jobs bis spätestens Februar 2026.

Der Schritt markiert einen tiefen Einschnitt für eine ganze Region: Albstadt, einst das Herz der deutschen Textilindustrie, verliert einen ihrer letzten großen Maschinenbauer.

Hintergründe der Insolvenz: Einbruch der Nachfrage und globale Krisen

Mayer & Cie. begründet die Insolvenz mit einem massiven Umsatzeinbruch von rund 50 Prozent innerhalb eines Jahres. Gleichzeitig seien Energie-, Material- und Personalkosten deutlich gestiegen. Die Absatzmärkte gerieten parallel unter Druck:

• Türkei: Die Inflation macht lokale Textilproduzenten kaum noch wettbewerbsfähig.

• China: Staatlich geförderte Maschinenbauer erhöhen den Preisdruck.

• Geopolitik: Ukraine-Krieg, Handelskonflikte zwischen USA und China sowie globale Unsicherheiten dämpfen Investitionen.

Schon 2024 startete ein strukturierter Verkaufsprozess, der im Sommer 2025 nochmals ausgeweitet wurde. Dennoch fand sich kein strategischer noch ein finanzieller Investor.

Generalbevollmächtigter Martin Mucha erklärte:

„Trotz intensivster, weltweiter Suche konnten wir keinen Investor finden, der bereit war, in dieses traditionsreiche Unternehmen zu investieren. Bedauerlicherweise ist die Stilllegung nun die unausweichliche Konsequenz.“

Ein Weltmarktführer vor dem Ende

Gegründet 1905, entwickelte Mayer & Cie. 1939 die erste eigene Serienstrickmaschine. Im Laufe der Jahrzehnte avancierte der Betrieb zu einem der globalen Marktführer. Insgesamt wurden mehr als 70.000 Rundstrickmaschinen ausgeliefert ein Meilenstein im internationalen Maschinenbau.

Der Traditionsbetrieb wurde in vierter Generation geführt. Für Albstadt ist die Schließung ein weiterer Rückschlag: Bereits 2025 hatte auch der Textilmaschinenhersteller Groz-Beckert Stellen streichen müssen. Die gesamte Branche befindet sich im strukturellen Druck zwischen Innovationserwartungen, globalem Wettbewerb und stagnierender Nachfrage.

Was jetzt passiert: Abwicklung bis 2026

Bis Anfang Februar 2026 sollen bestehende Aufträge noch abgearbeitet werden. Danach übernimmt ein kleines Kernteam die Abwicklung:

• Verwertung des Maschinenparks

• Verkauf von Immobilien

• Auflösung der Lagerbestände

• Strukturierung offener Verpflichtungen

Damit endet die über 120-jährige Geschichte eines der bedeutendsten Maschinenbauer der Region und eines Unternehmens, das die Textilbranche weltweit geprägt hat.

Einordnung: Symbol einer Branche im Wandel

Die Insolvenz zeigt die Herausforderungen des deutschen Maschinenbaus in der globalisierten Textilwirtschaft. Während traditionelle Mittelständler mit Energiekosten, Fachkräftemangel und geopolitischen Risiken kämpfen, profitiert die Konkurrenz aus Asien von Skaleneffekten und staatlicher Förderung.

Für die Region Albstadt stellt sich die Frage: Wie kann ein industrieller Strukturwandel gelingen, ohne die historisch gewachsene Wirtschaftslandschaft zu verlieren?

Fazit

Mayer & Cie. steht exemplarisch für die Transformation einer ganzen Branche und für die Unsicherheit vieler traditioneller Industriezweige in Deutschland. Die kommenden Monate werden zeigen, wie Albstadt und die betroffenen Beschäftigten diesen Strukturbruch bewältigen.

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FAQ

Warum musste Mayer & Cie. Insolvenz anmelden?

Ein massiver Umsatzeinbruch, steigende Kosten, geopolitische Unsicherheiten und fehlende Investoren führten zur Insolvenz.

Wie viele Beschäftigte sind betroffen?

Rund 270 Mitarbeitende verlieren bis Anfang Februar 2026 ihren Arbeitsplatz.

Hat die Strickmaschinenbranche generell Probleme?

Ja. Globale Konkurrenz aus China, Inflation in wichtigen Absatzmärkten und Nachfragerückgänge belasten die gesamte Branche.

Wie geht es in Albstadt weiter?

Die Region durchläuft seit Jahren einen Strukturwandel. Weitere Stellenstreichungen in der Textilmaschinenindustrie belasten den Standort.

Was passiert mit dem Unternehmen jetzt?

Der Maschinenpark, Immobilien und Lagerbestände werden verwertet, ein kleines Team organisiert die Abwicklung.

Quellenangaben

• Amtsgericht Hechingen: Insolvenzbekanntmachung

• Unternehmensangaben Mayer & Cie., Presseäußerungen von Generalbevollmächtigtem Martin Mucha

• Brancheninformationen Textil- und Maschinenbauverbände

• Regionale Wirtschaftsberichterstattung zu Albstadt und Groz-Beckert