Gasspeicher leerer: Müssen Haushalte frieren?
Gasspeicher deutlich leerer als im Vorjahr: Droht im Januar ein Heizproblem?
Die deutschen Gasspeicher haben sich in den vergangenen Wochen spürbar geleert, ausgelöst durch einen frühen Wintereinbruch und erhöhten Heizbedarf. Betroffen sind Millionen Haushalte mit Gasheizungen die Sorge vor Versorgungsengpässen im Januar wächst.
Aktuelle Lage: Füllstände unter dem Vorjahresniveau
Nach aktuellen Daten liegt der durchschnittliche Füllstand der deutschen Gasspeicher bei 63,24 Prozent. Damit unterschreitet Deutschland nicht nur den Wert des Vorjahres, sondern auch den langjährigen Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021 von 77,2 Prozent. Die Abweichung ist signifikant und fällt in eine Phase, in der die Heizsaison bereits begonnen hat.
Hinzu kommt: Die europäischen Zielvorgaben sehen für diesen Zeitpunkt einen Mindestfüllstand von 70 Prozent vor. Auch die nationale Gasspeicherfüllstandsverordnung (GasSpFüllstV) setzt klare Richtwerte. Demnach sollten die Speicher bis zum 1. November in der Regel zu 80 Prozent gefüllt sein. Für einzelne Anlagen darunter Bad Lauchstädt, Frankenthal, Hähnlein, Rehden, Stockstadt und Uelsen (Itterbeck) gilt eine reduzierte Mindestfüllung von 45 Prozent.
Formal betrachtet liegen die aktuellen Werte damit unter den Zielmarken. Das nährt Sorgen vor einer angespannten Versorgungslage im weiteren Verlauf des Winters.
Warum sinken die Speicher so früh?
Der Hauptgrund liegt im frühen Kälteeinbruch vor einigen Wochen. Niedrige Temperaturen führten zu einem erhöhten Gasverbrauch, insbesondere in privaten Haushalten und der Wärmeversorgung. Zwar hat sich das Wetter inzwischen vielerorts wieder etwas normalisiert, der zuvor entstandene Verbrauchseffekt wirkt jedoch nach.
Fachlich ist diese Entwicklung nicht ungewöhnlich: Gasspeicher dienen genau dazu, saisonale Schwankungen abzufedern. Dass sie sich im Winter kontinuierlich leeren, ist eingeplant und regulatorisch berücksichtigt.
Versorgungssicherheit: Entwarnung von der Bundesnetzagentur
Entscheidend ist der Blick auf die weiteren gesetzlichen Vorgaben. Laut GasSpFüllstV müssen die Speicher zum 1. Februar insgesamt mindestens 30 Prozent erreichen. Für die genannten Sonderanlagen gelten 40 Prozent. Nach aktuellem Stand bewegt sich Deutschland noch innerhalb dieses vorgesehenen Korridors.
Auch die Bundesnetzagentur (BNetzA) sieht keine akute Gefahr. Die Behörde betont, dass Deutschland über mehrere Importwege verfügt. Gasmengen können über Pipeline-Lieferungen, insbesondere aus Norwegen, sowie über LNG-Terminals bezogen werden. Zudem funktioniere die grenzüberschreitende Zusammenarbeit innerhalb der EU sehr gut.
Die Einschätzung der BNetzA ist eindeutig: Die Gasversorgung in Deutschland ist stabil, die Versorgungssicherheit gewährleistet. Selbst bei einem kälteren Winter gilt die Wahrscheinlichkeit eines Engpasses derzeit als gering.
Analyse: Warum die Debatte dennoch relevant ist
Trotz der Entwarnung bleibt das Thema politisch und gesellschaftlich sensibel. Gas ist weiterhin ein zentraler Energieträger für Wärme in Deutschland. Sinkende Speicherstände wirken unmittelbar verunsichernd nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Energiekrise der vergangenen Jahre.
Für Haushalte bedeutet die aktuelle Lage vor allem eines: Beobachtung statt Panik. Für Wirtschaft und Politik bleibt die Herausforderung, die Importdiversifizierung und Speicherstrategien langfristig abzusichern. Kurzfristig ist jedoch kein Szenario erkennbar, das flächendeckende Heizprobleme im Januar erwarten lässt.
Fazit:
Die deutschen Gasspeicher sind zwar deutlich leerer als im Vorjahr, bewegen sich aber weiterhin im vorgesehenen regulatorischen Rahmen. Nach Einschätzung der Bundesnetzagentur ist die Versorgungssicherheit gewährleistet. Für Verbraucher besteht aktuell kein Anlass zur Sorge, im Winter nicht heizen zu können.
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FAQ
Sind die niedrigen Gasspeicherstände ungewöhnlich?
Nein. Sinkende Füllstände im Winter sind normal und in der GasSpFüllstV einkalkuliert.
Droht im Januar ein Gas-Engpass für Haushalte?
Nach aktueller Einschätzung der Bundesnetzagentur nicht. Die Versorgung gilt als gesichert.
Warum liegen die Füllstände unter den EU-Zielen?
Ein früher Kälteeinbruch hat den Gasverbrauch deutlich erhöht.
Welche Rolle spielen LNG-Terminals?
Sie ergänzen Pipeline-Lieferungen und erhöhen die Importflexibilität Deutschlands.
Müssen Verbraucher mit Einschränkungen rechnen?
Derzeit gibt es keine Hinweise auf notwendige Einschränkungen für private Haushalte.
Quellen:
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Bundesnetzagentur (BNetzA): Einschätzung zur Gasversorgung und Importmöglichkeiten
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Gasspeicherfüllstandsverordnung (GasSpFüllstV), Bundesgesetzblatt
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Europäische Union: Verordnung zu Mindestfüllständen von Gasspeichern