Higgins scheitert: Zehn Filialen schließen

Higgins scheitert: Zehn Filialen schließen
Higgins ist insolvent © Presse.Online

Higgins-Insolvenz: Modekette des Snipes-Gründers schließt alle Filialen

Das ambitionierte Modeprojekt Higgins ist gescheitert: Alle zehn Filialen der österreichischen Kette werden geschlossen. Betroffen sind 56 Beschäftigte und ein prominenter Gründer, dessen Neustart im Discount-Segment deutlich früher endete als geplant.

Einordnung & Fakten

Die Betreiberin Panthax GmbH hat beim Handelsgericht Wien Insolvenz beantragt. Das geht aus Angaben des Alpenländischer Kreditorenverband hervor. Eine Fortführung ist nicht vorgesehen, sämtliche Standorte werden geschlossen. Die Verbindlichkeiten belaufen sich laut KSV1870 auf rund 1,5 Millionen Euro. Etwa 220 Gläubiger sind betroffen.

Hinter Higgins stand Sven Voth, Gründer der Sneaker- und Streetwear-Kette Snipes. Nach seinem Ausstieg 2024 wollte Voth mit Higgins ein neues, preisorientiertes Modekonzept etablieren. Die Gesellschaft war erst im Januar 2025 gegründet worden; der Markteintritt erfolgte Ende August mit großer medialer Aufmerksamkeit.

Warum das Konzept nicht trug

Die Umsätze blieben von Beginn an hinter den Erwartungen zurück. Selbst traditionell umsatzstarke Phasen wie Schulbeginn und Weihnachtsgeschäft brachten nicht die erhofften Erlöse. Gleichzeitig belasteten unerwartet hohe Bau- und Ausbaukosten sowie laufende Fixkosten die Liquidität. Die Löhne und Gehälter wurden bis einschließlich November 2025 bezahlt.

Branchenkenner verweisen auf ein angespanntes Marktumfeld: steigende Mieten in Innenstädten, hohe Energie- und Personalkosten sowie eine zurückhaltende Konsumstimmung setzen gerade junge Konzepte unter Druck. Der Preisfokus allein reicht nicht, wenn Sortimentsprofil, Markenbekanntheit und effiziente Prozesse noch nicht greifen.

Zwei Perspektiven

Unternehmenssicht: Das Projekt setzte auf schnelle Skalierung und Sichtbarkeit. Die kurze Anlaufphase ließ jedoch kaum Raum, um Kinderkrankheiten zu korrigieren oder das Sortiment feinzujustieren. Hohe Fixkosten verschärften den Druck.

Marktsicht: Der stationäre Modehandel befindet sich im Strukturwandel. Kundinnen und Kunden vergleichen online, erwarten klare Mehrwerte Preis, Qualität oder Erlebnis. Neue Discounter konkurrieren nicht nur untereinander, sondern auch mit etablierten Ketten und Online-Pure-Playern.

Analyse: Warum das jetzt relevant ist

Das Scheitern von Higgins zeigt exemplarisch, wie hoch die Eintrittshürden im Modehandel geworden sind. Selbst erfahrene Gründer stoßen an Grenzen, wenn Kapitalbindung, Kosteninflation und volatile Nachfrage zusammenkommen. Für die Branche ist das ein Warnsignal: Wachstum über Fläche und Tempo ist riskant, wenn Profitabilität und Differenzierung nicht früh greifen.

Realistisch absehbar ist, dass Investoren und Gründer neue Konzepte vorsichtiger testen mit längeren Pilotphasen, stärkerer Datenanalyse und hybriden Modellen aus Online und Offline. Für Beschäftigte bleibt die soziale Dimension zentral: 56 Arbeitsplätze fallen weg, Umschulungs- und Auffanglösungen gewinnen an Bedeutung.

Fazit:

Higgins endet schneller, als es begonnen hat. Das Projekt unterstreicht die Härte des Wettbewerbs im Mode-Discountsegment und die Notwendigkeit robuster Finanz- und Standortkonzepte. Die geplante Expansion nach Deutschland mit bis zu 60 Filialen pro Jahr ab 2027 ist damit vom Tisch. Für die Branche bleibt die Lehre klar: Tempo ersetzt kein tragfähiges Geschäftsmodell.

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FAQ:

Warum meldete Higgins Insolvenz an?
Weil die Umsätze deutlich hinter den Erwartungen blieben und hohe Bau- sowie Fixkosten die Liquidität belasteten.

Wie viele Filialen schließen?
Alle zehn Standorte werden geschlossen; eine Fortführung ist nicht geplant.

Wie hoch sind die Schulden?
Die Verbindlichkeiten liegen bei rund 1,5 Millionen Euro.

Sind Mitarbeitergehälter bezahlt worden?
Ja, Löhne und Gehälter wurden bis einschließlich November 2025 gezahlt.

Was passiert mit der geplanten Expansion?
Die Expansion nach Deutschland ist hinfällig.

Quellenliste:

  • Alpenländischer Kreditorenverband (AKV): Insolvenzmeldung zur Panthax GmbH

  • Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870): Angaben zu Verbindlichkeiten, Gläubigern und Beschäftigten

  • Handelsgericht Wien: Insolvenzantrag der Panthax GmbH

  • Unternehmensangaben der Panthax GmbH (Gründung, Filialstruktur, Markteintritt)

  • Öffentliche Branchenberichte zum österreichischen und deutschen Mode- und Einzelhandel (2024/2025)

  • Medienberichte zur unternehmerischen Laufbahn von Sven Voth und seinem Ausscheiden bei Snipes (2024)

  • Eigene redaktionelle Einordnung und Analyse von Presse.Online auf Basis der genannten Quellen

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