Tucker Carlson interviewt Wladimir Putin

Tucker Carlson führt als erster westlicher Journalist seit Kriegsbeginn Interview mit Putin in Moskau
Berlin. In einem bemerkenswerten Interview, das in der Nacht zu Freitag stattfand, stellte sich der russische Präsident Wladimir Putin erstmals seit dem Ausbruch des Konflikts in der Ukraine den Fragen eines amerikanischen Journalisten, Tucker Carlson, einer Figur, die für ihre Nähe zur Trump-Administration bekannt ist. Auffallend war die Länge des Gesprächs: Mit über zwei Stunden übertraf es die Dauer früherer Interviews Carlsons mit anderen Staatsführern um ein Vielfaches.
Das Interview in voller Länge:
Ep. 73 The Vladimir Putin Interview pic.twitter.com/67YuZRkfLL
— Tucker Carlson (@TuckerCarlson) February 8, 2024
Schon zu Beginn des Interviews entstand eine spannungsgeladene Atmosphäre, als Carlson mit einer provokanten Frage einstieg und Putin ihn mit einer Gegenfrage konfrontierte, die die Ernsthaftigkeit des Dialogs in Frage stellte. Putin nutzte die Gelegenheit, um einen umfangreichen historischen Exkurs zu bieten, der weit in die Vergangenheit Russlands und der Sowjetunion zurückreichte, ohne sich dabei von Carlsons Zwischenfragen ablenken zu lassen.
Putin griff auf bekannte Argumentationslinien zurück, betonte die historische Verbundenheit Kiews mit Russland, bestritt die ethnische Einheit der Ukraine, kritisierte die Abspaltung der Ukraine unter Lenin und wiederholte seine Behauptung, eine „Denazifizierung“ des Landes anzustreben. Sein Monolog erstreckte sich über 45 Minuten, bevor er zum eigentlichen Ende kam.
Trotz mehrfacher Versuche Carlsons, das Thema zu wechseln, blieb Putin bei seinen ausführlichen Antworten. Insbesondere nutzte Putin das Interview, um gezielt Botschaften an das amerikanische Publikum und speziell die Anhänger Carlsons zu senden. Er kritisierte die Biden-Regierung und sprach Themen an, die bei republikanischen Wählern Anklang finden dürften, wie die Präsenz amerikanischer Truppen in der Ukraine und die US-Staatsschulden.
Putin vermittelte zudem die Botschaft, Russland sei zu Friedensgesprächen bereit, während der Westen, insbesondere die USA, eine Lösung behindere. Er schlug vor, ein Ende der Kampfhandlungen könne durch die Einstellung der Waffenlieferungen an die Ukraine erreicht werden.
Carlson seinerseits zeigte sich in einigen Momenten kritisch, insbesondere in Bezug auf Putins historische Ausführungen und dessen Unwillen, auf bestimmte Fragen direkt zu antworten. Er thematisierte auch die Inhaftierung des Journalisten Evan Gershkovich, erzielte dabei jedoch keine Zugeständnisse Putins.
Trotz gelegentlicher kritischer Ansätze fiel Carlson jedoch in Teilen des Interviews in bekannte Muster zurück, bot Putin suggestive Fragen an und vermied es, sensible Themen wie russische Kriegsverbrechen oder die Inhaftierung politischer Gegner anzusprechen.
Carlsons Reflexionen nach dem Interview offenbarten einen zwiespältigen Eindruck. Er äußerte sich kritisch über Putins Fähigkeit, seine Standpunkte verständlich zu machen, und deutete an, dass der russische Präsident selten in der Position sei, seine Ansichten verteidigen zu müssen. Carlson betonte zudem, dass Russland seiner Meinung nach keine Expansionsmacht sei, sondern lediglich sichere Grenzen anstrebe.
PSM.Media- Nachrichtenagentur, Foto: Der russische Präsident Wladimir Putin © Menno de Jong