Stadtwerke fordern Ende der Debatte über Kernkraft-Revival

VKU-Hauptgeschäftsführer Liebing: Atomkraft auch kurzfristig keine Lösung
Berlin. Inmitten der anhaltenden Forderungen aus CDU, CSU und FDP nach einem Comeback der Kernkraft, setzen Deutschlands Stadtwerke auf ein Ende der Diskussion über Atomenergie. Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), betonte gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) das Bedürfnis nach langfristig verlässlichen energiepolitischen Rahmenbedingungen. „Wir setzen nicht auf Kernenergie, da sie langfristig keine Lösung mehr bietet“, erklärte Liebing. Die Rückkehr zur Atomkraft sei für die Stadtwerke kein Thema, da die letzten drei stillgelegten AKW abgebaut würden und eine Wiederinbetriebnahme aufgrund umfangreicher Modernisierungs- und Genehmigungsverfahren unwahrscheinlich sei.
Liebing wies darauf hin, dass bereits vor langer Zeit politisch für den Ausstieg aus der Kernenergie entschieden wurde. Seitdem habe man das Energiesystem von einer zentralisierten zu einer dezentralen Struktur umgebaut, was die Widerstandsfähigkeit stärke. Es gebe kein Stadtwerk, das in ein Comeback der Atomkraft oder den Bau neuer Anlagen investieren würde.
Während die CDU in ihrem neuen Grundsatzprogramm ein Plädoyer für die Atomkraft hält und CSU-Chef Markus Söder den Bau neuer Meiler unter einer unionsgeführten Regierung befürwortet, plant die Ampel-Regierung keinen Rückzug vom Atomausstieg. Wirtschaftsminister Robert Habeck setzt stattdessen auf den massiven Ausbau erneuerbarer Energien und die Umstellung von Gaskraftwerken auf Wasserstoff.
Die Stadtwerke sind besorgt über die mangelnden konkreten Pläne in Bezug auf die Energiepolitik. Liebing kritisierte die Verzögerungen bei der Entwicklung einer klaren Kraftwerksstrategie und betonte die Notwendigkeit schneller Maßnahmen. Die geplante Leistung von 10 Gigawatt an Gaskraftwerken sei nicht ausreichend, um die abgeschalteten Kohlekraftwerke zu ersetzen und eine ausreichende Reserve zu schaffen. Liebing forderte eine Leistung von 17 bis 25 Gigawatt bis 2030.
Trotz der Unsicherheit bezüglich der Zukunft der Gaskraftwerke glauben die Stadtwerke, dass bis Mitte des nächsten Jahrzehnts genügend bezahlbarer Wasserstoff für den Umstieg verfügbar sein wird. Liebing betonte die Bedeutung von Energiepartnerschaften, insbesondere mit Ländern in Nordafrika und dem Nahen Osten, die Wasserstoff produzieren können und ein Interesse an einem Absatzmarkt in Europa haben.