Sozialethiker warnt Unternehmen vor Abhängigkeit von China

Sozialethiker warnt Unternehmen vor Abhängigkeit von China
De-Risking: Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen

Gefahren der China-Abhängigkeit: Sozialethiker warnt Unternehmen vor langfristigen Risiken

Köln. In einem Interview mit der Kölnischen Rundschau warnte der Kölner Sozialethiker Elmar Nass vor den langfristigen Risiken, die mit Investitionen in China und Geschäftsbeziehungen zur Volksrepublik verbunden sind. Seine Aussagen unterstreichen die Notwendigkeit für Unternehmen, ihre Abhängigkeiten zu überdenken und ihre Lieferketten zu diversifizieren. Nass fordert eine konsequente Umsetzung der G7-Initiativen zum „De-Risking“, um die wirtschaftliche Sicherheit zu gewährleisten.

De-Risking: Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen

Der Begriff „De-Risking“ bezeichnet die Reduzierung von Risiken in Geschäftsbeziehungen, insbesondere in Bezug auf Abhängigkeiten von instabilen oder autoritären Regimen. Laut Nass bedeutet dies für westliche Unternehmen, dass sie Abhängigkeiten von China abbauen und die Entwicklung von Technologien wieder stärker im eigenen Land vorantreiben sollten. Dieser Schritt sei essenziell, um langfristige Stabilität und wirtschaftliche Sicherheit zu gewährleisten.

Gescheiterte Hoffnungen auf Wandel durch Handel

Nass betont, dass die Hoffnungen auf einen Wandel in China durch intensivere Handelsbeziehungen gescheitert seien. Im Gegenteil: Das chinesische Regime nutze Handelsbeziehungen, um „überzeugte Kader“ in den Westen zu schicken, die gezielt Wissen über westliche Wirtschaft und Gesellschaft abschöpfen. Diese Entwicklung verschärfe die Notwendigkeit, Geschäftsbeziehungen kritisch zu hinterfragen und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Chinesische Unternehmen verändern westliche Standards

Ein weiteres Problem sieht Nass im wachsenden Einfluss chinesischer Konzerne im Westen. Dieser Einfluss verändere die Compliance-Standards westlicher Unternehmen sowie deren Verständnis von Verantwortung, Kommunikation und Kontrolle. Besonders kritisch sei die Situation für Unternehmen, die stark auf den chinesischen Markt angewiesen sind. Sie seien gezwungen, sich jeder Kritik an der chinesischen Staats- und Parteiführung zu enthalten, um ihre Geschäftsinteressen zu wahren.

Moralische Dilemmata westlicher Konzerne: Ein Beispiel Volkswagen

Nass fordert konkret den Volkswagen-Konzern auf, sich aus dem „moralischen Dilemma“ seiner Abhängigkeit von China zu befreien. Das Versprechen, Menschenrechte im eigenen Unternehmen in China zu wahren, reiche nicht aus, solange die politischen Einschränkungen bestehen. Der „politische Maulkorb“, so Nass, bleibe weiterhin ein Problem, dem sich Unternehmen stellen müssten.

Schlussfolgerung: Zeit für einen Paradigmenwechsel

Die Warnungen von Elmar Nass verdeutlichen, dass westliche Unternehmen ihre Geschäftsstrategien in Bezug auf China überdenken müssen. Die von den G7-Staaten formulierten Ideen zum De-Risking sollten ernst genommen und aktiv umgesetzt werden, um langfristige wirtschaftliche Stabilität und Unabhängigkeit zu sichern. Die Frage ist nicht mehr, ob Unternehmen ihre Abhängigkeit von China reduzieren sollten, sondern wie schnell und effektiv dies umgesetzt werden kann.

Ist ein schneller Rückzug aus dem chinesischen Markt überhaupt realistisch?

 

PSM.Media- Nachrichtenagentur mit Kölnische Rundschau, Foto: Systembild © IStock