Ein diplomatischer Besuch mit Nachwirkungen

Ein diplomatischer Besuch mit Nachwirkungen
Annalena Baerbock wurde in Meldungen des Nachrichtendienstes der Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Scham um den neuen syrischen Machthaber zensiert. © Screenshot: Telegram/Almharar

Annalena Baerbock: Handschlag-Verweigerung und Fotozensur in Syrien sorgen für Eklat

Damaskus. Der Besuch von Annalena Baerbock in Syrien entwickelt sich zu einem diplomatischen Pulverfass. Nachdem der neue syrische De-Facto-Machthaber Ahmed al-Scharaa der deutschen Außenministerin den Handschlag verweigerte, folgt nun der nächste Affront: Ein regierungsnaher Nachrichtenkanal auf Telegram hat Baerbock auf veröffentlichten Fotos verpixelt. Ihre männlichen Kollegen hingegen bleiben unverändert sichtbar – ein Vorfall, der nicht nur in Deutschland für Empörung sorgt.

Fotozensur auf Telegram: Ein gezieltes Signal?

Vier Bilder veröffentlichte der Kanal Almharar auf Telegram, einem Medium, das den neuen Machthabern nahe steht. Auf keinem der Bilder ist Baerbock klar erkennbar, während der französische Außenminister Jean-Noël Barrot unverpixelt bleibt. Diese Zensur sorgt für heftige Diskussionen über den Umgang mit Frauen in politischen Kontexten. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass offizielle syrische Stellen – wie die Nachrichtenagentur Sana – die Außenministerin unverpixelt zeigten.

Händedruck-Eklat: Respektlosigkeit oder kulturelles Missverständnis?

Auch die Verweigerung des Handschlags durch al-Scharaa wirft Fragen auf. Während er Barrot die Hand reichte, begrüßte er Baerbock lediglich mit einer Hand auf der Brust. Kritiker werfen ihm Frauenfeindlichkeit vor, während andere auf kulturelle Unterschiede hinweisen. In islamischen Gesellschaften gilt der Händedruck zwischen fremden Männern und Frauen oft als Tabu. Baerbock kommentierte später, dass sie nicht überrascht gewesen sei, stellte jedoch klar: „Frauenrechte sind ein Gradmesser dafür, wie frei eine Gesellschaft ist.“

Klare Worte: Kein EU-Geld für islamistische Strukturen

Trotz der Spannungen fand Baerbock deutliche Worte gegenüber der neuen syrischen Führung. Sie forderte einen politischen Dialog, der alle gesellschaftlichen Gruppen einbezieht – insbesondere Frauen. „Europa wird Syrien unterstützen, aber nicht zum Geldgeber neuer islamistischer Strukturen werden,“ sagte Baerbock. Die Forderungen sind besonders brisant, da al-Scharaa die islamistische Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) anführt, die aus der Al-Nusra-Front hervorging – einem Ableger von Al-Kaida.

Ein schwieriger Balanceakt für die deutsche Außenpolitik

Baerbocks Syrien-Besuch zeigt die Herausforderung, mit einer politisch und kulturell komplexen Situation umzugehen. Während Europa Stabilität in der Region fördern möchte, stellt sich die Frage, wie mit einer Führung umzugehen ist, die tief in islamistische Strukturen verwickelt ist. Die zensierten Fotos und der verweigerte Handschlag sind mehr als symbolische Gesten – sie werfen ein Licht auf die Herausforderungen, denen westliche Diplomatie in einer von Krisen und Konflikten geprägten Region gegenübersteht.

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