Asylklagen verdoppelt: Sachsens Gerichte vor dem Kollaps?

Asylklagen verdoppelt: Sachsens Gerichte vor dem Kollaps?
Systembild: Zahl der Asylklagen hat sich fast verdoppelt © Presse Online GmbH

Asylklagen überlasten Sachsens Verwaltungsgerichte: Zahlen offenbaren dramatische Entwicklung

Wenn der Rechtsstaat am Limit läuft

Dresden. Was passiert, wenn der Rechtsstaat seine Versprechen nicht mehr einhalten kann? In Sachsen droht genau dieses Szenario. Die Verwaltungsgerichte in Dresden, Chemnitz und Leipzig schlagen Alarm: Die Zahl der Asylklagen explodiert, Verfahren dauern ewig, und Reformen hinken hinterher. Was bedeutet das für Betroffene, Justiz und Gesellschaft?

Sachsens Asylkammern am Anschlag

Im ersten Quartal 2025 gingen laut Oberverwaltungsgericht (OVG) Bautzen 3.157 neue Asylklagen ein fast doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum (1.574). Besonders betroffen: das Verwaltungsgericht Dresden mit allein 1.553 neuen Klagen, davon viele von Menschen aus Venezuela und Afghanistan.

Die Zahlen sprechen für sich und sie zeigen: Das System steht unter gewaltigem Druck.

Verfahren dauern über ein Jahr und das ist schon das Beste

Die durchschnittliche Bearbeitungszeit? 16,1 Monate. Und das, obwohl ein Bundesgesetz eigentlich eine Frist von sechs Monaten vorsieht. OVG-Sprecher Peter Kober warnt, dass durch die steigende Zahl an Klagen diese Zeiten weiter steigen werden. „Asylverfahren stellen eine außerordentliche Belastung dar“, so Kober. Und dabei steht die nächste europäische Asylrechtsreform bereits vor der Tür mit noch strengeren Fristen.

Ein Arbeitstag für ein einziges Schicksal

Richter Robert Bendner vom Verwaltungsgericht Dresden bringt es auf den Punkt: „Ein normales Verfahren ohne große Recherche kostet mindestens einen Arbeitstag.“ Doch häufig sind es keine „normalen“ Verfahren: Vorgetäuschte Identitäten, unklare Herkunft, schwer überprüfbare Dokumente der Aufwand steigt, das Personal bleibt.

Und was oft vergessen wird: Es geht um Schicksale. Krankheiten, Traumata, Verfolgung über all das muss seriös geurteilt werden. Nicht im Akkord.

Wenn Asylverfahren alles blockieren

In Dresden machen Asylverfahren inzwischen über die Hälfte aller Fälle aus. Andere Rechtsbereiche bleiben auf der Strecke. Die Folge: Auch normale Verwaltungsstreitigkeiten stauen sich. Der Rechtsstaat gerät so in eine gefährliche Schieflage.

Besonders alarmierend: 71 Prozent der Klagen waren erfolglos und 94 Prozent der Berufungen blieben ohne Erfolg. Die Quote legt nahe, dass viele Klagen wenig Aussicht auf Erfolg haben aber dennoch Ressourcen binden.

Zwischen Überforderung und Reformstau

Die Asylklagewelle in Sachsen ist kein Einzelfall, sondern ein Symptom: Der Rechtsstaat kommt an seine Grenzen, wenn politische Reformen zu langsam, die Verfahren zu aufwendig und die Gerichte zu unterbesetzt sind.

📣 Was jetzt zählt: Personal aufstocken, Verfahren digitalisieren, Zuständigkeiten bündeln und endlich die versprochene Asylrechtsreform konsequent umsetzen. Denn sonst stellt sich bald nicht mehr die Frage, wie wir helfen können sondern ob wir überhaupt noch helfen können.

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Verwendete Quellen
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