Boomer-Soli auf Renten? Das steckt hinter dem DIW-Vorstoß

Boomer-Soli auf Renten? Das steckt hinter dem DIW-Vorstoß
Systembild: Rentner-Soli: 10 % auf deine Altersvorsorge? © Presse Online GmbH

Rentner-Soli: Warum der 10-Prozent-Vorschlag des DIW so umstritten ist

Der Schock sitzt tief

Ein Vorstoß mit Sprengkraft: Eine neue DIW-Studie schlägt Alarm wegen der Rentenfinanzierung und fordert eine Sonderabgabe auf Alterseinkünfte. Zehn Prozent „Rentner-Soli“ auf gesetzliche Renten, Pensionen, Betriebsrenten und sogar Kapitalerträge. Was wie ein technokratischer Vorschlag klingt, trifft Millionen emotional, politisch, finanziell. Die Idee: Wohlhabendere Rentner sollen ärmere entlasten. Doch die Debatte zeigt: So einfach ist Gerechtigkeit im Alter nicht.

Rentner-Soli: Was steckt hinter dem DIW-Vorschlag?

Die Idee des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist brisant:
Alle Alterseinkünfte oberhalb eines Freibetrags von 1.048 Euro sollen mit einem 10 %igen Solidaritätsbeitrag belegt werden. Das würde nicht nur die gesetzliche Rente treffen, sondern auch:

  • Beamtenpensionen

  • Betriebsrenten

  • Private Vorsorge

  • Mieteinnahmen

  • Kapitalerträge

Ziel: Die Rentenkassen kurzfristig stabilisieren durch Umverteilung innerhalb der Rentnergeneration.

Pro-Argumente: Warum der Soli sinnvoll sein könnte

1. Schnelle Mehreinnahmen:
Der Vorschlag bringt sofort finanzielle Entlastung für das System ohne Reform der Beitragsstruktur.

2. Umverteilung unter Rentnern:
Wohlhabendere Senioren finanzieren ärmere mit ein gezielter, solidarischer Ansatz.

3. Technisch umsetzbar:
Die Erhebung erfolgt über bekannte Einkommensstrukturen ohne neue Bürokratie.

Kritik: Ein Sündenbock statt Lösung

Doch es regt sich Widerstand von Rentenexperten, Sozialverbänden und Politik. Die Kritik ist vielschichtig:

1. Belastung von Menschen, die vorgesorgt haben:
Ob Eigenheim, private Altersvorsorge oder Aktienfonds der Soli würde auch all jene treffen, die fürs Alter vorgesorgt haben.

2. Über sieben Millionen Rentner zahlen bereits Steuern.
Warum sollen gerade sie zusätzlich zahlen während Gutverdienende im aktiven Erwerbsleben verschont bleiben?

3. Keine echte Strukturreform:
Der Vorschlag geht am Kern vorbei: Die Basis der Rentenfinanzierung bleibt schmal. Beamte und Selbstständige zahlen weiter nicht in die gesetzliche Rentenkasse ein.

Die Alternative: Warum nicht das Erwerbseinkommen breiter belasten?

Statt eines neuen Renten-Solis gäbe es tragfähigere, gerechtere Reformideen etwa:

➤ Beitragsbemessungsgrenze erhöhen:
Wer mehr verdient, zahlt mehr in die gesetzliche Rente ohne Rentner nachträglich zu belasten.

➤ Erwerbstätigenversicherung einführen:
Alle Erwerbstätigen auch Beamte und Selbstständige würden einbezogen. Das würde das System auf eine deutlich breitere Basis stellen.

➤ Solidarität vor Strafsteuer:
Eine generationengerechte Finanzierung gelingt nur, wenn alle einzahlen nicht, wenn einzelne Gruppen nachträglich zur Kasse gebeten werden.

Vertrauen verspielt? Die emotionale Seite der Debatte

Viele Rentnerinnen und Rentner empfinden den Vorstoß als Misstrauensvotum. „Wir haben Jahrzehnte eingezahlt, gespart, vorgesorgt und jetzt sollen wir zur Kasse gebeten werden?“ ist eine häufige Reaktion in sozialen Netzwerken.

Auch politisch birgt der Vorstoß Zündstoff: Dietmar Bartsch (Die Linke) kritisiert: „Jeder Vierte mit 45 Beitragsjahren bekommt weniger als 1.300 Euro Rente.“ Und trotzdem sollen gerade diese Menschen zusätzliche Abgaben leisten?

Fazit: Reform ja aber gerecht und generationenübergreifend

Der DIW-Vorschlag zeigt, wie ernst die Lage im Rentensystem ist aber er schießt am Ziel vorbei. Was wir brauchen, ist keine Sondersteuer auf Altersvorsorge, sondern eine echte Rentenreform:

  • mit breiter Finanzierung aus dem Erwerbsleben

  • mit Beteiligung aller Berufsgruppen

  • mit langfristiger Stabilität statt kurzfristiger Umverteilung

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Verwendete Quellen
  • DIW