Platzeck reiste mehrfach nach Russland trotz Ukraine-Krieg

Geheimgespräche in Moskau: Platzeck, Pofalla & Co. reisten trotz Ukraine-Krieg nach Russland
Was macht ein deutscher Ex-Ministerpräsident während eines russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine? In aller Stille nach Moskau reisen immer wieder. Neue Recherchen zeigen, wie oft und mit wem SPD-Politiker Matthias Platzeck Gespräche im Schatten des Krieges führte. Und sie werfen Fragen auf, die in Berlin und Brüssel für Unruhe sorgen dürften.
Heimliche Russland-Reisen: Was war Platzecks Auftrag?
Mindestens neun Reisen nach Russland seit Beginn der großflächigen Invasion im Februar 2022. Das ist die Bilanz des früheren SPD-Chefs Matthias Platzeck laut einem gemeinsamen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, des Spiegel und der russischen Oppositionsplattform The Insider.
Belegt seien die Reisen durch Zeugenaussagen, Flugbuchungen und Grenzdaten. Teilweise wurde Platzeck vom geschäftsführenden Vorstand des deutsch-russischen Forums, Martin Hoffmann, sowie vom früheren CDU-Kanzleramtschef Ronald Pofalla begleitet.
Die letzte Reise: im laufenden Jahr während in der Ukraine täglich Menschen sterben.
Zwischen Dialog und Doppelmoral: Wer trifft sich mit wem?
Offiziell betonen Beteiligte wie Hoffmann, es gehe um zivilgesellschaftlichen Austausch. Doch die Gesprächspartner in Moskau waren keine Unbekannten: Darunter Alexej Gromyko, Leiter der Europaabteilung der russischen Akademie der Wissenschaften und laut westlichen Geheimdiensten im Umfeld von Präsident Putin aktiv.
Platzeck selbst verweigerte jede Stellungnahme. Auch Pofalla blieb Antworten schuldig.
Zugleich wurde bekannt: Drei vertrauliche Treffen fanden auch in Baku (Aserbaidschan) statt mit dabei: Ralf Stegner (SPD), mehrfacher Teilnehmer und Mitglied des Bundestags. Pikant: Beim letzten Treffen im April soll auch Gazprom-Aufsichtsratschef Viktor Zubkov anwesend gewesen sein.
Warum das Schweigen so laut ist
Keiner der Beteiligten sieht bisher Erklärungsbedarf doch das politische Berlin diskutiert längst über die möglichen Implikationen:
• Dient der Austausch wirklich dem Frieden oder russischen Interessen?
• Welche Rolle spielen ehemalige Spitzenpolitiker als Türöffner für Gazprom & Co.?
• Und wer wusste im Auswärtigen Amt von diesen Treffen?
In einer Zeit, in der der Ukraine-Krieg Europa erschüttert, wirken geheime Gespräche mit russischen Machtnetzwerken wie ein diplomatischer Blindgänger.
Fazit: Zeit für klare Worte und volle Aufklärung
Was hinter verschlossenen Türen in Moskau und Baku gesprochen wurde, wissen nur wenige. Doch die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Transparenz. Gerade jetzt. In einem Krieg, der täglich neue Opfer fordert, braucht es Haltung nicht Hinterzimmer-Deals.
🔔 Folge @Presse.Online für fundierte Analysen, starke Storys & die Themen, über die Deutschland morgen spricht.
- Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung