Thüfleiwa verkauft, Apolda verliert Wurstfabrik

Traditionsbetrieb Thüfleiwa wird verkauft: Standort Apolda schließt, 58 Jobs weg
Das Ende einer Ära: Thüfleiwa gibt Apolda auf
Apolda. Die Nachricht trifft viele ins Mark: Thüfleiwa, einst einer der größten Arbeitgeber der Region und Inbegriff thüringischer Wurstspezialitäten, schließt seine Produktionsstätte in Apolda. 58 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhielten am Dienstag ihre Kündigung und damit auch das Ende einer jahrzehntelangen Tradition.
Die Hoffnung, den Traditionsbetrieb durch ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu retten, ist endgültig geplatzt. Nun übernimmt die EWU Thüringer Wurst und Spezialitäten GmbH und macht reinen Tisch.
Der Neustart aber nicht für alle
Die neue Eigentümerin, die EWU aus Serba im Saale-Holzland-Kreis, produziert bereits eigene Wurstwaren und plant eine massive Ausweitung ihrer Kapazitäten. Zwar bietet sie allen Gekündigten an, sich in Serba neu zu bewerben. Doch wer Familie, Haus und Heimat in Apolda hat, steht vor einer schwierigen Entscheidung: Umziehen oder Arbeitslosigkeit?
Rund 60 bis 70 Beschäftigte können ihre Stellen behalten darunter vor allem Mitarbeitende in den noch verbliebenen 13 Thüfleiwa-Filialen. Zwei unrentable Verkaufsstellen wurden bereits geschlossen. Bleiben elf in Thüringen und zwei in Sachsen-Anhalt.
Von Pandemie bis Preisschock: Wie es zur Pleite kam
Die Insolvenz kam nicht über Nacht. Bereits Ende 2024 stellte Thüfleiwa Antrag auf Eigenverwaltung der letzte Versuch, das Ruder herumzureißen. Doch die Probleme saßen tief:
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Corona bremste Produktion und Absatz.
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Inflation drückte die Kauflaune besonders bei Fleisch.
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Rohstoffpreise stiegen, die Margen schrumpften.
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Wetterkapriolen ruinierten die Grillsaison ein wichtiger Umsatzbringer.
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Technikdefekte legten Maschinen lahm, die täglich vier Tonnen Fleisch verarbeiteten.
Am Ende waren es zu viele Baustellen auf einmal. Die lange Geschichte des Unternehmens über 100 Jahre Fleischverarbeitung in Apolda endet damit in einer bitteren Note.
Was bleibt: Tradition, Frust und ein Fünkchen Hoffnung
Auch wenn EWU die Marke Thüfleiwa weiterführen und die Filialen erhalten will: Für Apolda bedeutet der Verlust des Produktionsstandorts mehr als nur leere Hallen. Es ist ein Einschnitt in die Identität der Stadt, ein Bruch mit der Vergangenheit. Und für 58 Menschen ist es vor allem eines ein persönlicher Schicksalsschlag.
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- Thüringer Allgemeine:Thüfleiwa