Frankreich verbietet Oberkörperfrei in Badeort

Frankreichs Badeort setzt Zeichen: Les Sables-d’Olonne verbietet Oberkörperfrei auf der Straße
Ein Bürgermeister, der genug hat und klare Regeln aufstellt
Touristen in Badehose, barfuß durch die Altstadt? Für viele klingt das nach Urlaub für Yannick Moreau, Bürgermeister von Les Sables-d’Olonne, ist es ein kultureller Dammbruch. Mit einer neuen Regelung will er die Würde seines Badeortes bewahren und sendet ein klares Signal an all jene, die den Strand mit der Innenstadt verwechseln.
Was sich wie ein Sommer-Gag liest, ist Ausdruck einer gesellschaftlichen Debatte: Wo endet Freiheit und wo beginnt Respekt?
„Ein wenig Anstand, bitte“ Warum in Les Sables-d’Olonne jetzt Schluss ist mit Strandlook in der Stadt
„Es ist unanständig, halbnackt durch die Stadt zu laufen“, sagt Moreau und meint damit genau das, was täglich passiert: Touristen in Badehose, ohne T-Shirt, beim Bäcker, im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt. Viele Einwohner fühlen sich gestört. Für sie ist das kein lässiger Ferienlook, sondern schlicht respektlos.
Ab sofort gilt: Wer sich oben ohne oder nur in Badesachen durch Les Sables-d’Olonne bewegt, muss mit 38 Euro Bußgeld rechnen. Kontrollieren soll das die Stadtpolizei. Was nach Repression klingt, ist für den Bürgermeister eine Frage der öffentlichen Hygiene und kulturellen Identität. „Nach 200 Jahren Eleganz wollen wir doch nicht in Unterhosen enden!“, heißt es auf einem städtischen Plakat versehen mit einer satirischen „Evolution des Badegasts“.
Vom Charme zur Scham: Zwischen Tourismusboom und kultureller Grenze
Les Sables-d’Olonne gehört zu den beliebtesten Badeorten an der französischen Atlantikküste. 11 Kilometer Sandstrand, jährlich Hunderttausende Besucher. Doch mit der Masse kam auch die Entgrenzung: Die Stadt verwandle sich zur Sommerzeit immer mehr in eine Outdoor-Umkleidekabine.
Der Bürgermeister hat nun eine Grenze gezogen buchstäblich. Mit einem Verweis auf Tradition, Würde und Zusammenleben. „Unsere Stadt ist kein Strand“, so Moreau. Und weiter: „Für Badehose und Sixpack haben wir elf Kilometer Küste aber keine Toleranz in der Einkaufsstraße.“
Kleidung als Respekt: Warum diese Debatte auch uns betrifft
Was auf den ersten Blick wie eine skurrile Provinzposse erscheint, berührt zentrale Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens: Haben Städte ein Recht auf Stil? Wie viel Rücksicht müssen Touristinnen und Touristen auf lokale Gepflogenheiten nehmen? Und wie können Orte ihre Identität schützen, ohne abschreckend zu wirken?
Les Sables-d’Olonne ist mit seinem Kleiderappell kein Einzelfall. Immer mehr Urlaubsorte in Europa diskutieren Regeln gegen zu viel nackte Haut im öffentlichen Raum von Barcelona bis Dubrovnik. Es geht dabei nicht um Prüderie, sondern um Respekt, Rücksicht und einen Lebensraum, den alle auch Einheimische genießen können.
Ein Appell mit Augenzwinkern und klarer Botschaft
Mit Humor, aber ohne Kompromisse: Die französische Küstenstadt hat eine Entscheidung getroffen, die polarisiert aber auch inspiriert. Denn vielleicht liegt wahre Freiheit nicht darin, alles jederzeit zu dürfen, sondern darin, zu wissen, wo Schluss ist.
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