EU kippt 100-ml-Flüssigkeitsregel im Handgepäck

Lockerung der Flüssigkeitsregeln im Handgepäck dank neuer CT-Scanner
Ein Abschied in Zeitlupe
Jeder kennt das nervige Ritual am Flughafen: Zahnpasta abfüllen, Shampoo umfüllen, Zip-Beutel rauskramen. Seit fast zwei Jahrzehnten gilt die 100-ml-Grenze für Flüssigkeiten im Handgepäck eingeführt nach Terrorwarnungen 2006. Jetzt verkündet die EU das Ende dieser Regel. Eigentlich. Denn was nach einem Durchbruch klingt, gerät in Deutschland zum Bürokratie-Bumerang.
Neue EU-Gepäckregel: Mehr Freiheit im Handgepäck
Die EU-Kommission hat Scanner freigegeben, die Flüssigsprengstoffe zuverlässig erkennen. Diese CT-Geräte funktionieren wie in der Medizin sie liefern präzise 3D-Bilder vom Gepäckinhalt. Dadurch dürfen theoretisch auch größere Flüssigkeitsbehälter mit an Bord.
Bereits 700 dieser Scanner sind laut EU in 21 Mitgliedstaaten im Einsatz oder geplant etwa in Spanien, den Niederlanden oder Italien. Sie könnten das Reiseerlebnis revolutionieren: schneller, einfacher, sicherer.
Und Deutschland? Verheddert sich im Scanner-Dschungel
Doch während europäische Nachbarn Tempo machen, tritt Deutschland auf die Bremse. In Frankfurt stehen zwar 40 neue Geräte weitere 40 sind bestellt. Doch Passagiere müssen weiter Mini-Fläschchen einpacken. Der Grund: Niemand weiß im Voraus, mit welchem Scanner das Gepäck geprüft wird. Das alte System läuft parallel. In München verzögert sich die Software-Installation ausgerechnet wegen der Sommerferien.
CT-Technik unter Beobachtung
Zwar liefern die Geräte gestochen scharfe 3D-Aufnahmen. Doch es gab Zweifel: Nach ersten Tests 2023 stellte die EU zusätzliche Anforderungen an die Sicherheit der Technik. Diese sind nun erfüllt doch Vertrauen aufzubauen braucht Zeit.
Kostenfaktor & Chaos: Warum es nicht schneller geht
Laut Flughafenverband ADV sind die Scanner nicht nur teuer, sondern benötigen größere Sicherheitsbereiche. Wer zahlt? Unklar. Entweder die Flughafenbetreiber, das Bundesinnenministerium oder die Länder. In der Praxis bedeutet das: Zuständig fühlt sich niemand.
Fazit: Zip-Beutel bleiben vorerst
Die EU schafft die Voraussetzungen für mehr Reisefreiheit. Doch Deutschlands Flughäfen scheitern an Logistik, Zuständigkeit und Technik. Die gute Nachricht: Der Wandel kommt. Die schlechte: Noch nicht diesen Sommer. Wer auf die nächste Reise geht, sollte weiter nach der 100-ml-Regel packen.
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