Russische Jets provozieren Nato

Russische Jets über Tallinn, Nato reagiert alarmiert
Am Freitagnachmittag kam es in Estland zu einem gefährlichen Zwischenfall: Drei russische Kampfflugzeuge verletzten den Nato-Luftraum und flogen 12 Minuten lang über estnisches Gebiet, mit Kurs auf die Hauptstadt Tallinn. Estland reagierte sofort und rief am Abend Artikel 4 des Nato-Vertrags aus, der Konsultationen der Bündnispartner vorsieht.
Nur wenige Stunden später folgte der nächste Vorfall: In Polen überflogen zwei russische Jets im Tiefflug die Bohrplattform Petrobaltic in der Ostsee. Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes wurde Luftalarm ausgelöst.
Militärexperten: „Neue Dimension der Provokation“
Für Beobachter ist klar: Die heutigen Vorfälle markieren eine Eskalation.
Fabian Hoffmann, Militärexperte an der Universität Oslo, erklärte gegenüber der BILD:
„Die Lage ist äußerst ernst einzuschätzen. Russland testet weiterhin die Grenzen, und die Nato muss früher oder später reagieren, sonst verliert das Bündnis seine Glaubwürdigkeit.“
Auch Sicherheitsexperte Peter Neumann vom King’s College London warnt vor systematischen Tests:
„Das passiert mittlerweile so häufig, dass es schwerfällt, an Zufälle oder Versehen zu glauben. Russland will wissen, wie der Westen reagiert.“
Masala: „Ein neues Level der Provokation“
Carlo Masala von der Bundeswehr-Universität München verweist auf eine deutliche Steigerung:
„Der estnische Luftraum wurde dieses Jahr bereits viermal verletzt, aber nie von drei MIGs gleichzeitig und nicht 12 Minuten lang.“
Seiner Einschätzung nach wolle Moskau bewusst Druck aufbauen und die Nato an ihre Reaktionsgrenzen bringen. Entscheidend sei nun, dass das Bündnis geschlossen auftrete und eine klare rote Linie ziehe.
Politische und sicherheitspolitische Folgen
Der doppelte Vorfall zeigt die wachsende Unsicherheit im Ostseeraum. Estland und Polen zählen zu den besonders exponierten Nato-Staaten. Dass beide Länder innerhalb weniger Stunden Ziel russischer Provokationen wurden, gilt in diplomatischen Kreisen als Warnsignal.
Noch am Abend berieten Nato-Diplomaten in Brüssel über mögliche Konsequenzen. Mehrere Mitgliedsstaaten forderten, dass Moskau eine klare Warnung erhält einschließlich der Option, künftig feindliche Eindringlinge im Luftraum abzufangen oder notfalls abzuschießen.
Fazit: Glaubwürdigkeit der Nato auf dem Prüfstand
Die russischen Luftraumverletzungen über Estland und Polen zeigen: Die Spannungen an der Nato-Ostflanke nehmen weiter zu. Experten mahnen ein entschlossenes, gemeinsames Handeln an.
Ob die Nato bereit ist, in Zukunft härter durchzugreifen, könnte entscheidend dafür sein, ob Moskaus Provokationen gestoppt werden.
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Quellen:
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Nato-Vertrag, Artikel 4: Offizielle Nato-Informationen