Blackout-Gefahr: EU-Netz lückenhaft

EU-Stromnetz: Experten warnen vor Blackout-Gefahr durch Sabotage
Stromausfall in Spanien: Warnsignal für Europa
Im April 2025 fiel in Spanien und Portugal für zehn Stunden der Strom aus acht Menschen starben, mindestens 25 wurden verletzt. Die Ursache ist bis heute ungeklärt. Doch der Vorfall zeigt, wie verwundbar Europas Energieversorgung ist. Im Oktober will die EU erste Untersuchungsergebnisse vorlegen.
55 Prozent der EU sind schlecht vorbereitet
Eine neue Analyse der Denkfabrik Ember Energy zeichnet ein alarmierendes Bild: Mehr als die Hälfte der EU-Mitgliedsstaaten ist schlecht an das grenzüberschreitende Stromnetz angebunden. Dazu gehören Spanien, Portugal, Irland, Griechenland, Italien, Finnland, Polen, Frankreich sowie die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland.
Deutschland dagegen gilt wegen seiner zentralen Lage und starken Netzverbindungen als vergleichsweise sicher.
Blackout fast mehrfach verhindert
In den letzten Jahren kam es mehrfach beinahe zu Blackouts:
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Polen 2021: Ein Fehler in einem Hochspannungsumspannwerk bedrohte das größte Kraftwerk des Landes nur internationale Netzunterstützung verhinderte Schlimmeres.
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Polen 2020: Überschwemmungen blockierten Kohletransporte, die Stromversorgung konnte nur durch Notfallimporte gesichert werden.
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Frankreich: Alte Atomkraftwerke fallen während Hitzewellen regelmäßig aus Nachbarländer springen ein.
„Ohne das europäische Verbundnetz wären wir schon mehrfach im Dunkeln gesessen“, erklärt Pawel Czyzak, Programmdirektor bei Ember Energy.
Russland setzt auf hybride Angriffe
Laut Ember Energy hat Russland die Schwachstellen längst erkannt. Seit 2022 gab es neun Vorfälle in der Ostsee-Region, darunter Schäden an EstLink 2, einem wichtigen Unterseekabel für Estland. Auch Sabotageakte wie der Brandanschlag auf ein Berliner Umspannwerk zeigen, wie verwundbar die europäische Infrastruktur ist.
„Europas Energieinfrastruktur steht unter Beschuss, da Russlands hybride Kriegsführung täglich eskaliert“, so Czyzak.
Energiepolitik als Verteidigungspolitik
Die EU plant zwar, die Netze bis 2040 massiv auszubauen. Doch Experten kritisieren, dass zentrale Regionen etwa Polen zu wenig Beachtung finden. Gerade dort droht eine strategische Schwachstelle.
Ember Energy fordert deshalb einen Paradigmenwechsel:
„Der Ausbau und die Absicherung der europäischen Stromnetze müssen nicht nur als energiepolitische Priorität, sondern als entscheidendes Element zum Schutz der europäischen Gesellschaft vor Angriffen betrachtet werden.“
Fazit: Europa im Strom-Stresstest
Die Analyse macht klar: Blackouts sind längst keine rein technische Gefahr mehr, sondern eine geopolitische. Die EU muss ihre Energiepolitik als Teil ihrer Verteidigungsstrategie verstehen sonst bleibt sie im Ernstfall angreifbar.
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Quellen
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Ember Energy, „European Grid Vulnerabilities“ (2025)
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Europäische Kommission, Bericht zu Stromausfällen (erscheint Oktober 2025, Vorabinformationen)