Trotz Merz: Asylzahlen klettern wieder

Asylzahlen steigen wieder: Merz’ Rückgangs-Versprechen wackelt
Berlin. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte in der Haushaltsdebatte Mitte September einen Rückgang der Asylzahlen um 60 Prozent betont. Neue Daten zeigen nun: Die Zahl der Asylsuchenden steigt wieder und liegt höher als kurz vor seinem Amtsantritt.
Asylzahlen: Rückgang war Trend vor Merz
Nach Recherchen von Apollo News stützt sich Merz’ Darstellung vor allem auf den Vergleich zum Vorjahr. Tatsächlich setzte der Rückgang der Asylanträge bereits während der Ampel-Regierung ein begünstigt durch strengere Grenzpolitik in Europa, etwa in der Türkei und auf der Balkanroute. Auch Österreich verzeichnete ähnliche Entwicklungen.
Im September 2025 zeigt sich jedoch eine Trendwende. Laut Welt wurden 9.130 Erstanträge gestellt mehr als in den Sommermonaten und höher als Ende 2024. Nur im Januar und Februar lag die Zahl ähnlich hoch.
Folgeanträge auf Rekordniveau
Parallel dazu stiegen die sogenannten Folgeanträge stark an. Besonders betroffen sind afghanische Migranten. Grund ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Oktober 2024, das geschlechtsspezifische Verfolgung von Frauen in Afghanistan als Asylgrund anerkannte. Im September summierten sich die Folgeanträge auf 10.790 ein Spitzenwert.
„Zurückweisungsoffensive“ ohne sichtbaren Effekt
Die von der Bundesregierung angekündigte „Zurückweisungsoffensive“ zeigt bislang kaum Wirkung. Nach Regierungsangaben wurden seit Mai rund 12.000 illegale Einreisen verhindert. Allerdings betrafen nur 660 Fälle Menschen, die tatsächlich einen Asylantrag stellen wollten.
Im gleichen Zeitraum von Mai bis August wurden mehr als 30.000 neue Erstanträge registriert. Faktisch heißt das: Nur etwa zwei Prozent der Asylsuchenden konnten an der Einreise gehindert werden rund 98 Prozent gelangten trotz politischer Ankündigungen ins Land.
Politische Einordnung
Die Diskrepanz zwischen politischer Kommunikation und Statistik könnte für Merz politisch heikel werden. Während er im Bundestag den Rückgang hervorhob, deuten die aktuellen Zahlen auf eine gegenteilige Entwicklung hin. Opposition und Experten kritisieren eine „Schieflage zwischen Worten und Wirklichkeit“.
Gleichzeitig bleibt die rechtliche Lage klar: Da viele Asylsuchende aus sicheren Drittstaaten einreisen, könnten sie an der Grenze zurückgewiesen werden. In der Praxis scheitert dies jedoch oft an europarechtlichen Vorgaben, unzureichenden Kontrollen und politischen Kompromissen.
Fazit
Die aktuellen Daten stellen die Erfolgserzählung der Bundesregierung infrage. Statt sinkender Zahlen zeigen September-Daten einen deutlichen Anstieg von Erst- und Folgeanträgen. Die angekündigte „Zurückweisungsoffensive“ entfaltet bislang kaum messbare Wirkung.
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Quellen:
-
Welt: Aktuelle Asylstatistik September 2025
- Apollo News: Bericht zur Einordnung der Rückgänge