Rentner in Not: Kluft zwischen Arm & Reich wächst

Altersarmut in Deutschland: Jeder fünfte Rentner lebt mit weniger als 1.400 Euro
Die Schere im Alter geht weiter auseinander
Nicht nur in der Gesamtbevölkerung, auch bei den Rentnerinnen und Rentnern wächst die Kluft zwischen Arm und Reich. Das zeigen aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden. Demnach hat jeder fünfte Ruheständler in Deutschland netto höchstens 1.400 Euro im Monat zur Verfügung Tendenz steigend.
Wer wie viel im Alter hat
Die Zahlen zeichnen ein deutliches Bild:
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20 % der Rentnerinnen und Rentner verfügen über maximal 1.400 Euro netto im Monat.
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Weitere 20 % haben zwischen 1.400 und rund 1.790 Euro.
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Demgegenüber stehen die einkommensstärksten 20 % mit mehr als 2.870 Euro monatlich.
Für die Statistik wurden alle Menschen ab 65 Jahren einbezogen rund 16,3 Millionen. Berechnet wird das Einkommen auf Basis des sogenannten Nettoäquivalenzeinkommens. Dieses Modell berücksichtigt, wie viele Personen in einem Haushalt leben, und gleicht so Unterschiede bei den Lebenshaltungskosten aus.
Einkommen steigt, Grundsicherung auch
Zwar sind die Renteneinkommen im Durchschnitt in den vergangenen Jahren gestiegen. 2021 lag das mittlere Einkommen der Ruheständler bei rund 1.820 Euro. Bis 2024 wuchs es um neun Prozent. Doch in der Gesamtbevölkerung stiegen die Einkommen im selben Zeitraum sogar um elf Prozent.
Parallel nimmt die Zahl derer zu, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Ende 2024 erhielten knapp 739.000 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung im Alter. Das sind gut sieben Prozent mehr als im Vorjahr und sogar 31 Prozent mehr als noch 2020.
Der Ukraine-Krieg als Faktor
Ein Grund für den Anstieg: die Folgen des Ukraine-Kriegs. Durch die gestiegene Zahl an geflüchteten und leistungsberechtigten Menschen hat auch die Zahl der Grundsicherungsempfänger zugenommen. Die Statistiker betonen, dass dies die Entwicklung spürbar beeinflusst.
Politische Einordnung
Die Debatte über Altersarmut in Deutschland ist nicht neu. Sozialverbände fordern seit Jahren eine grundlegende Reform der Rentenpolitik, um das Risiko von Armut im Alter zu senken. „Es reicht nicht, dass die Renten im Durchschnitt steigen, wenn gleichzeitig immer mehr ältere Menschen auf Grundsicherung angewiesen sind“, mahnt etwa der Sozialverband VdK.
Auf der anderen Seite verweisen Politiker auf bereits beschlossene Maßnahmen wie die Grundrente oder Zuschläge für langjährig Versicherte. Kritiker halten diese jedoch für unzureichend, um der wachsenden Kluft entgegenzuwirken.
Fazit: Eine Gesellschaftsfrage
Die aktuellen Zahlen machen deutlich: Altersarmut bleibt eine der zentralen sozialen Fragen in Deutschland. Trotz steigender Durchschnittseinkommen wächst die Zahl derer, die kaum über die Runden kommen. Die Politik steht vor der Herausforderung, den Ruhestand für Millionen Menschen sicherer zu machen.
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Quellen
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Statistisches Bundesamt (Destatis), Wiesbaden
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Bundesministerium für Arbeit und Soziales, aktuelle Sozialstatistik