Millionenloch in Sande, Ermittlungen laufen

Millionenloch in Sande, Ermittlungen laufen
Millionenloch in Sande © Presse.Online

Millionenloch in Sande: Ermittlungen wegen fehlender Gewerbesteuerbescheide

Ein Finanzskandal erschüttert die Gemeinde

In der niedersächsischen Gemeinde Sande hat ein mutmaßliches Behördenversagen ein Finanzloch in Millionenhöhe verursacht. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt wegen Untreueverdachts gegen eine ehemalige Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung. Sie soll jahrelang Hunderte Gewerbesteuerfälle nicht bearbeitet haben.

Nur ein Bruchteil der Bescheide verschickt

Nach Recherchen des NDR soll die betroffene Mitarbeiterin lediglich 255 von rund 900 Steuerfällen bearbeitet haben. Ob diese Bescheide korrekt waren, wird derzeit überprüft. Die Gewerbesteuer ist für Sande die wichtigste Einnahmequelle jährlich fließen normalerweise rund fünf Millionen Euro in den Gemeindehaushalt.

„Wir müssen derzeit prüfen, in welcher Höhe der Gemeinde tatsächlich ein Schaden entstanden ist“, erklärte Bürgermeister Stephan Eiklenborg gegenüber dem NDR. Mithilfe eines externen Steuerbüros soll nun nachvollzogen werden, welche Betriebe keine oder fehlerhafte Bescheide erhielten und ob Nachforderungen noch rechtzeitig gestellt werden können.

Hinweise blieben offenbar jahrelang unbeachtet

Brisant: Schon vor 2023 soll es nach Informationen des NDR Hinweise von Gewerbetreibenden gegeben haben, dass die Gemeinde überfällige Gewerbesteuern nicht einfordert. Eine Reaktion der Verwaltung blieb offenbar aus. Erst Anfang September 2025 bemerkte der Kämmerer Unstimmigkeiten, woraufhin die Mitarbeiterin vom Dienst freigestellt und die Staatsanwaltschaft informiert wurde.

Warum die Versäumnisse so lange unentdeckt blieben, ist noch unklar. Bürgermeister Eiklenborg ließ offen, ob Vorsatz oder Überforderung vorliegen. „Das wird Gegenstand der Ermittlungen sein“, sagte er.

SPD fordert politische Verantwortung

Die SPD-Fraktion in Sande sieht nun den Bürgermeister selbst in der Verantwortung. Fraktionsvorsitzende Annika Ramke erklärte gegenüber NDR Niedersachsen, es sei „fraglich, ob Eiklenborg seiner Fürsorgepflicht ausreichend nachgekommen ist“.

Ramke forderte eine transparente Aufklärung und die Einbindung des Rechnungsprüfungsamts. Auch eine externe Untersuchung durch den Landkreis Friesland steht im Raum.

Vertrauen in Verwaltung erschüttert

Für viele Bürgerinnen und Bürger steht mehr auf dem Spiel als nur verlorenes Geld. Das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit der Gemeinde hat Schaden genommen. In sozialen Netzwerken äußern sich Einwohner fassungslos über den Vorgang.

Einige fragen, wie ein solcher Systemfehler über Jahre hinweg unbemerkt bleiben konnte. Andere fordern eine Neuorganisation der Finanzverwaltung. Klar ist: Der Fall Sande dürfte auch in anderen Kommunen Fragen nach interner Kontrolle und Aufsicht aufwerfen.

Fazit

Der mutmaßliche Millionenverlust in Sande zeigt, wie gravierend Verwaltungspannen die kommunalen Finanzen treffen können. Ob es sich um ein Einzelschicksal oder strukturelle Schwächen handelt, wird sich erst nach Abschluss der Ermittlungen zeigen.

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Quellenangaben:

  • NDR Niedersachsen

  • Staatsanwaltschaft Oldenburg

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