IWF fordert neue Rentenformel für Deutschland

IWF fordert neue Rentenformel für Deutschland
Ein Vorschlag des IWF sieht eine faktische Kürzung der Rente vor © Presse.Online

IWF fordert Rentenreform: Anpassung an Löhne soll fallen

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat nach einem Besuch in Berlin eine deutliche Empfehlung abgegeben: Deutschlands Renten sollen künftig nicht mehr an die Löhne, sondern an die Inflation gekoppelt werden. Der Vorschlag trifft auf eine bereits aufgeheizte Debatte.

IWF will Abkehr von der Lohnkoppelung

Ein Team des IWF legte laut Spiegel nach einem einwöchigen Deutschlandbesuch einen Länderbericht vor, der eine zentrale Schwachstelle identifiziert: Die derzeitige Rentenformel. Der Status quo koppelt Rentenanpassungen an das Lohnwachstum eine Konstruktion, die sicherstellen soll, dass Rentnerinnen und Rentner am wirtschaftlichen Wohlstand teilhaben.

Die Währungshüter fordern nun einen Systemwechsel: Renten sollen künftig nur noch mit der Inflation steigen. Historisch lag die Teuerungsrate häufig unter den Lohnsteigerungen. Für Ruheständler hätte das reale Auswirkungen: Ihre Renten würden langsamer wachsen, was faktisch eine Kürzung gegenüber dem aktuellen Modell bedeutet.

Laut IWF wären vor allem Menschen mit hohem Einkommen und langer Lebenserwartung betroffen jene Gruppe, die bisher am stärksten vom Reallohnwachstum profitiert.

Rückenwind von Ökonominnen: Auch Schnitzer für Inflation-Koppelung

Die Forderung kommt nicht überraschend. Schon 2023 sprach sich die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer für ein ähnliches Modell aus. „Die Zuwächse sollten begrenzt werden“, sagte sie damals. Die Kopplung an das Lohnwachstum sei international „eine Ausnahme“.

Ihr Vorschlag: Einstieg in die Rente bleibt unverändert aber das Wachstum wird gedämpft.

Druck auf die Koalition: Aufstand der Jungen in der Union

In Berlin wird ohnehin heftig über das Rentenpaket der Bundesregierung gestritten. Während sich CDU/CSU und SPD auf ein Rentenniveau von 48 Prozent bis 2031 geeinigt haben, lehnt die „Junge Gruppe“ in der Union eine darüber hinausgehende Stabilisierung ab.

Begründung: Sie befürchten Milliardenausgaben, die kommende Generationen belasten.

Berechnungen des Arbeitsministeriums zeigen die Dimensionen:
Wer 2031 eine Rente von 1.500 Euro erhält, käme mit dem Regierungspaket 2032 auf 1.536 Euro. Würde sich die Junge Gruppe durchsetzen, wären es 32 Euro weniger bis 2040 wüchse die Differenz auf 40 Euro.

Diese Zahlen liegen der Deutschen Presse-Agentur vor, berichtet hatte zuvor die Rheinische Post. Die Koalitionsmehrheit im Bundestag könnte wackeln, sollte der Unionsnachwuchs hart bleiben.

IWF fordert: Weniger Hürden für Arbeit, mehr Betreuung, höhere Steuern

Im selben Bericht zeichnet der IWF ein gedämpftes Bild der deutschen Wirtschaft. Gründe seien die alternde Bevölkerung und eine schwache Produktivitätsentwicklung.

Seine Empfehlungen:

Mehr Erwerbsarbeit ermöglichen

  • Ausbau der Kinderbetreuung

  • Ausbau der Altenpflege, damit Angehörige arbeiten können

  • Abschaffung des Ehegattensplittings, das laut Experten Arbeitsanreize senke

Steuerpolitische Reformen

Der IWF kritisiert zudem verschiedene Vergünstigungen:

  • reduzierte Mehrwertsteuer für bestimmte Branchen

  • niedrige Alkoholsteuer

  • niedrige Grundsteuer

  • „Schlupflöcher“ bei der Erbschaftsteuer

Wie das Handelsblatt berichtet, seien diese Hebel nötig, um das Rentensystem langfristig zu stabilisieren und Investitionen zu ermöglichen.

Fazit

Der Vorstoß des IWF erhöht den Reformdruck erheblich. Während die Bundesregierung um Kompromisse ringt, rückt eine grundlegende Frage in den Fokus: Wie viel Generationengerechtigkeit verträgt das deutsche Rentensystem und wer trägt künftig die Last?

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FAQ

Warum fordert der IWF eine neue Rentenformel?
Weil die Lohnkoppelung langfristig höhere Kosten verursacht und eine alternde Bevölkerung das System zusätzlich belastet.

Was würde eine Koppelung an die Inflation bedeuten?
Renten würden langsamer steigen. Die Kaufkraft bliebe stabil, aber der Wohlstandszuwachs fiele geringer aus.

Wer wäre besonders betroffen?
Menschen mit überdurchschnittlichen Einkommen und langer Rentenbezugsdauer.

Wie reagiert die Politik?
Die Koalition ist gespalten, in der Union rebellieren junge Abgeordnete gegen höhere Rentenniveaus.

Was sagt die Wissenschaft?
Ökonominnen wie Monika Schnitzer unterstützen eine Begrenzung der Rentensteigerungen.

Quellen

  • Der Spiegel (Berichte zum IWF-Länderbericht)
  • Rheinische Post / dpa (Berechnungen des Arbeitsministeriums)
  • Handelsblatt (IWF-Steuerempfehlungen)

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