Rentenreform: Linke ermöglicht Mehrheit
Rentenreform vor Durchbruch: Linke will sich enthalten, Mehrheit für Koalition möglich
Berlin 03.12.: Im Bundestag deutet sich ein Wendepunkt im Rentenstreit an: Die Linke will sich am Freitag bei der Abstimmung enthalten und macht so den Weg für die Reform der schwarz-roten Koalition frei. Damit könnte ein wochenlanger Konflikt überraschend enden.
Linke kündigt Enthaltung an und verschiebt die Mehrheitsverhältnisse
Die Linksfraktion erklärte am Mittwoch, sie werde sich bei der Abstimmung über das Rentenpaket der Bundesregierung enthalten. Das geht aus Fraktionskreisen und einem offiziellen Statement der Fraktionsvorsitzenden Heidi Reichinnek hervor.
Durch die Enthaltung sinkt die rechnerisch nötige Mehrheit für die Annahme der Reform von 316 auf 252 Stimmen. Das bedeutet: Selbst wenn mehrere Abgeordnete aus CDU und CSU abweichen sollten, könnte das Paket dennoch verabschiedet werden.
Reichinnek begründete die Enthaltung damit, dass die Linke ein Absinken des Rentenniveaus unter die im Regierungsentwurf vorgesehenen 48 Prozent verhindern wolle. Wörtlich sagte sie laut dpa: „Wir werden nicht akzeptieren, dass das Rentenniveau noch weiter gedrückt wird.“ Und weiter: „An uns wird es nicht scheitern, dass das Rentenniveau stabilisiert wird.“
Widerstand in der Union besonders von jungen Abgeordneten
Seit Wochen stemmt sich eine Gruppe jüngerer Unionsabgeordneter gegen die Pläne der Regierung. Ihr Argument: Die Stabilisierung des Rentenniveaus belaste künftige Generationen zu stark.
Nach Informationen aus Fraktionskreisen (dpa) votierten bei einer internen Probeabstimmung der CDU/CSU rund 15 Abgeordnete gegen die Reform. Wäre die Opposition geschlossen dagegen, hätte die Koalition damit keine eigene Mehrheit.
Die Linke kommentierte dieses Vorgehen ungewöhnlich scharf. Reichinnek sprach von einem „Machtspielchen auf dem Rücken von Millionen Rentnerinnen und Rentnern“.
Die Union wies diese Vorwürfe zurück und verweist laut Medienberichten (u. a. Tagesschau, Spiegel) auf langfristige finanzielle Risiken.
Warum die Enthaltung der Linken so entscheidend ist
Die geplante Rentenreform soll das Rentenniveau bis 2030 bei 48 Prozent sichern. Ein Scheitern im Bundestag könnte nach Einschätzung mehrerer Experten dazu führen, dass das Rentenniveau perspektivisch weiter sinkt. Auch die Linke verweist darauf fordert allerdings ein höheres, dauerhaftes Niveau von 53 Prozent.
Für die Regierungskoalition bedeutet das Signal der Linken vor allem eines: Die Reform steht kurz vor der Annahme, obwohl der interne Konflikt längst nicht ausgeräumt ist. Hinter den Kulissen bleibt die Anspannung hoch das Ergebnis schafft zwar Klarheit, aber wohl kaum politische Ruhe.
Einordnung: Kurzfristige Mehrheit langfristig bleibt Streit
Auch wenn die Mehrheit jetzt erreichbar scheint: Die Diskussion über die Belastung jüngerer Generationen, drohende Finanzierungsprobleme und die Zukunft der Rentenversicherung bleibt ungelöst.
Die anstehende Abstimmung entscheidet daher weniger über das Ende einer Debatte – als über deren nächste Runde.
Fazit
Die Enthaltung der Linken verändert die Machtarithmetik im Bundestag deutlich. Doch hinter der rechnerischen Mehrheit bleibt ein politisches Problem bestehen, das sich mit einem einzigen Beschluss kaum befrieden lässt.
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FAQ
Was bedeutet die Enthaltung der Linken konkret?
Sie senkt die notwendige Mehrheit im Bundestag deutlich. Dadurch kann die Rentenreform auch dann angenommen werden, wenn es Abweichler in CDU und CSU gibt.
Warum lehnen junge Unionsabgeordnete die Reform ab?
Sie sehen die Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 Prozent als zu teuer und warnen vor einer übermäßigen Belastung der jüngeren Generationen.
Was plant die Regierung mit der Rentenreform?
Das Rentenniveau soll bis mindestens 2030 bei 48 Prozent gesichert werden. Weitere Reformschritte sollen folgen.
Welche Position vertritt die Linke?
Die Linke fordert ein Rentenniveau von 53 Prozent und warnt vor einer weiteren Absenkung. Durch die Enthaltung will sie ein Abrutschen unter 48 Prozent verhindern.
Ist die Reform damit endgültig gesichert?
Rechnerisch ja politisch bleibt sie umstritten. Nach der Abstimmung dürften die Verteilungskonflikte weitergehen.
Quellenangaben
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dpa: Deutsche Presse-Agentur
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Tagesschau / ARD-Hauptstadtstudio
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Der Spiegel: Politikressort