Patent-Streit: Erfinder fordert 500.000 Euro von Aldi

Ein Plastikzylinder gegen den Discounter-Riesen: Der unglaubliche Patentstreit mit Aldi
Ein weißes Kunststoffteil, kaum größer als eine Kaffeetasse, sorgt für Aufruhr vor dem Landgericht Düsseldorf. Was für viele wie ein Wegwerfprodukt aussieht, bedeutet für Uwe Dominik Anerkennung, Lebenswerk und möglicherweise Gerechtigkeit. Der 60-jährige Tüftler aus dem Münsterland steht mit einem Ziel vor Gericht: Aldi soll zahlen. 500.000 Euro fordert er für die unrechtmäßige Nutzung seiner Erfindung. Doch worum geht es genau?
Die unscheinbare Erfindung mit großer Wirkung
Uwe Dominik, gelernter Gartenbauer, entwickelte 2017 eine sogenannte Stapelhülse: Ein zylinderförmiges Kunststoffteil, das das Stapeln von Pflanzenkarren sicherer macht. Für den Laien banal für den Pflanzenhandel ein echter Gamechanger. Denn „Dänenkarren“, wie diese Transportwagen heißen, sind im Alltag oft instabil. Dominiks Lösung? Praktisch, simpel und 2019 in Deutschland patentiert, 2023 auch europaweit geschützt.
Über seine Firma Domitec vertreibt er die Stapelhülse an Garten- und Baumärkte, darunter auch an kleinere Händler in NRW. Die Nachfrage ist da doch plötzlich tauchten Nachbauten auf. Billiger, teils mit dem kopierten Firmenschriftzug. Für Dominik war klar: Das lasse ich mir nicht gefallen.
Aldi unter Verdacht und die Richterin zeigt klare Worte
Laut Rheinischer Post soll auch Aldi Produkte mit der umstrittenen Hülse über Zulieferer vertrieben haben. Vor Gericht präsentierte Dominik Original und Plagiat. Die Richterin machte früh deutlich: Am Kern des Vorwurfs habe sie kaum Zweifel. Es geht nun um Details, Schadensersatz – und die berühmte juristische Frage der „Rechtsfolgen“.
Aldi hingegen weist die Berechnungsgrundlage der Forderung zurück. Der Discounter argumentiert: Der Umsatz mit Pflanzen sei kein valider Maßstab. Der Streitwert 500.000 Euro könnte aber Folgen haben: Sollte Aldi verlieren, will der Konzern Regressforderungen gegen Zulieferer prüfen. Im Verfahren spielt dabei besonders der Großhändler Landgard eine Rolle.
David gegen Goliath: Ein Kampf um mehr als Geld
Für Uwe Dominik steht mehr auf dem Spiel als nur Geld. Es geht um die Anerkennung seiner Arbeit, um den Respekt vor geistigem Eigentum. Schon im Juni errang er vor dem Bundespatentgericht einen Etappensieg: Ein Wettbewerber hatte versucht, das Patent zu kippen vergeblich. Das Gericht bestätigte es in weiten Teilen.
Jetzt kämpft Dominik parallel an mehreren Fronten: Vergleichsverhandlungen mit weiteren Firmen laufen bereits. Erste Angebote liegen laut seinem Anwalt Klaus Castell auf dem Tisch. Das Urteil gegen Aldi? Wird am 29. Juli verkündet.
Ein Ein-Mann-Unternehmen gegen einen Milliardenkonzern
Was bleibt, ist ein leuchtendes Beispiel für Zivilcourage im Wirtschaftsalltag. Ein Mann mit einer Idee, der sich nicht unterkriegen lässt weder von Konzernen noch von Plagiatoren. Uwe Dominik zeigt: Manchmal reicht eine kleine Plastik-Erfindung, um eine große Debatte über Fairness und Urheberrecht auszulösen.
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