Berlin. Bisher galt die Anzahl der Schüler ohne Schulabschluss als Maßstab für Misserfolg. Im Jahr 2021 waren es 47.200, was 6,2 Prozent der Schüler entspricht. Diese Zahl stagniert seit Jahren, ein hoher Wert für ein Bildungssystem, das den Anspruch erhebt, zu den besten der Welt zu gehören. Die neue Pisa-Studie zeigt jedoch eine völlig andere Dimension auf. Mehr als ein Viertel der 15-Jährigen benötigt besondere Förderung, um die weitere Ausbildung zu bewältigen. Die Kompetenzen der Jugendlichen sind in den letzten Jahren regelrecht eingebrochen, nicht nur aufgrund der Ausnahmesituation der Corona-Pandemie, wie die Autoren betonen.
Der Befund zeigt: Die bisherige Schulstruktur ist gescheitert. Sie orientierte sich vor allem am Durchschnitt, setzte Leistungsschwächere unter Druck und unterforderte Leistungsstärkere. Das System wird der Heterogenität der Klassen immer weniger gerecht. Es bedarf anderer Lernansätze, die auf individuelle Förderung setzen, sowie Pädagogen mit vielfältigen Kompetenzen, um die Schüler zu erreichen. Letztendlich ist eine Veränderung der Schulkultur erforderlich.
Ob das ehrgeizige Startchancen-Programm von Bund und Ländern einen Wandel bewirken wird, bleibt abzuwarten. Der Ansatz, sich auf sozioökonomisch Benachteiligte und Schüler aus Zuwandererfamilien zu konzentrieren, erscheint vielversprechend. Dennoch hängt vieles in der Schule von den Lehrkräften ab, die diese Arbeit umsetzen. Es bedarf mehr gut ausgebildeter und weitergebildeter Pädagogen an den Schulen, um die Motivation, besonders in Fächern wie Mathematik, wieder zu steigern, wo es derzeit mangelt.