Berlin. In einer kontroversen Debatte um die Fahrtauglichkeitsprüfungen für ältere Fahrer hat Kirstin Zeidler, renommierte Unfallforscherin des Verbands der Versicherungsindustrie GDV, die Position des Verkehrsministers Volker Wissing kritisiert. Wissing hatte die Notwendigkeit von Fahrtauglichkeitsprüfungen für Hochbetagte abgelehnt, indem er behauptete, dass diese keine höheren Unfallrisiken hätten. Doch Zeidler sieht die Lage anders.
„Die Älteren fahren nicht mehr so häufig, aber wenn sie hinter dem Steuer sitzen, haben sie ein ähnlich hohes Unfallrisiko wie Fahranfänger“, betonte Zeidler gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Ihre Argumentation stützt sich auf eine differenzierte Analyse, die nicht nur die Gesamtunfallstatistik berücksichtigt, sondern auch die tatsächlich zurückgelegten Strecken älterer Fahrer in Betracht zieht.
Für Zeidler ist die Betrachtung der Gesamtunfallstatistik allein „die falsche Größe“, um das Risiko älterer Fahrer angemessen zu bewerten. „Man muss stattdessen betrachten, wie viel Strecke die Hochbetagten tatsächlich zurücklegen. Und wenn man das ins Verhältnis setzt, stellt man fest, dass die über 75-Jährigen ein ähnlich hohes Unfallrisiko haben wie die Hochrisikogruppe der Jungen.“
Die Statistiken, auf die Wissing sich beruft, werden von Zeidler als verzerrt und irreführend entlarvt. „Nicht mehr alle Hochbetagten sind überhaupt noch hinter dem Steuer zu finden. Und diejenigen, die noch fahren, legen nicht mehr so viele Kilometer zurück. Daher spiegelt sich das erhöhte Unfallrisiko älterer Fahrer nicht unbedingt in der Gesamtunfallstatistik wider.“
Zeidlers Kritik wirft ein neues Licht auf die Debatte um die Fahrtauglichkeitsprüfungen für ältere Fahrer und unterstreicht die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung, die über oberflächliche Statistiken hinausgeht. Während Wissing weiterhin seine Position verteidigt, betont Zeidler die Wichtigkeit von gezielten Maßnahmen, um die Sicherheit im Straßenverkehr für alle Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.