TV-Duell der Kanzlerkandidaten: Bürgerfragen im Mittelpunkt

TV-Duell der Kanzlerkandidaten: Bürgerfragen im Mittelpunkt
Aus zwei mach vier: Merz will TV-Duell mit Scholz erweitern © IStock

Debatte im Live-TV: Scholz, Merz, Weidel und Habeck stellen sich den Wählern

Am Donnerstagabend traten die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz (CDU/CSU), Alice Weidel (AfD) und Robert Habeck (Grüne) in der ZDF-Sendung „Klartext!“ vor ein Live-Publikum. Die Zuschauer hatten zuvor online ihre Teilnahme beantragt, um den Spitzenkandidaten direkt Fragen zu stellen. Das Ergebnis: eine hitzige Debatte, in der zentrale politische Themen wie Sicherheit, Wirtschaft, Migration und Außenpolitik im Fokus standen.

Olaf Scholz: Sicherheitspolitik und Wirtschaftsfragen im Fokus

Gleich zu Beginn wurde Bundeskanzler Olaf Scholz mit dem Terroranschlag von Solingen konfrontiert. Eine Bürgerin fragte ihn direkt, ob er durch sein Nichthandeln eine Mitschuld an den Morden trage. Scholz wies darauf hin, dass mehr innere Sicherheit notwendig sei und kündigte ein Gesetz an, das die Identifizierung potenzieller Gefährder im Internet erleichtern soll. „Da darf uns der Datenschutz nicht im Weg stehen“, betonte er. Zudem versprach er, Abschiebungen konsequenter durchzusetzen.

Zur wirtschaftlichen Lage verwies Scholz auf seine Forderung nach einer Lockerung der Schuldenbremse, um Investitionen in den Wohnungsbau und die Ukraine-Hilfe zu ermöglichen. Eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern lehnte er jedoch weiterhin ab. Konkrete Zahlen zu geplanten Neubauten blieb er schuldig. In der Debatte über mögliche Koalitionen hielt sich Scholz betont diplomatisch und lobte sein Verhältnis zu Robert Habeck.

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Scholz und Habeck zeigten sich versöhnlich © ZDF

Robert Habeck: Wirtschaftspolitik und Arbeitsmarkt im Mittelpunkt

Ein Bürger brachte seine Frustration über das politische Angebot zum Ausdruck: „Man hat nur die Wahl zwischen Pech und Schwefel.“ Robert Habeck konterte mit einem Appell an die demokratische Verantwortung: „Wenn sich die Menschen zurückziehen, ist es vorbei mit Deutschland.“

In der Diskussion um den Mittelstand räumte Habeck Fehler ein: „Wenig Bürokratie und mehr Arbeitsplätze – das haben wir vernachlässigt.“ Er kündigte eine Investitionsprämie an, die über ein Sondervermögen oder die Aussetzung der Schuldenbremse finanziert werden könnte.

Ein weiteres Thema war das Bürgergeld. Eine Reinigungskraft wollte wissen, wie Habeck es attraktiver machen wolle, arbeiten zu gehen, anstatt Sozialleistungen zu beziehen. Habeck deutete an, den Mindestlohn weiter anzuheben und die Integration von Bürgergeldempfängern in den Arbeitsmarkt zu verbessern.

Alice Weidel: Migration, Energiepolitik und EU-Kritik

Alice Weidel wurde direkt mit dem Terroranschlag von München konfrontiert und stellte klar: „Unter einer AfD-Regierung wäre der Attentäter gar nicht erst im Land gewesen.“ Sie verteidigte ihre Position zur Migration und stellte klar, dass ihre Politik nicht gegen ausländische Arbeitnehmer gerichtet sei, sondern gegen illegale Migration.

Auf die Frage nach der Energiewende betonte Weidel, dass Deutschland sich „technologieoffen“ aufstellen müsse und erneuerbare Energien nicht einseitig subventionieren dürfe. „Ich glaube, dass wir zurück zur Kernkraft müssen,“ so Weidel.

Beim Thema EU-Politik kritisierte sie die bestehenden Strukturen als „undemokratisch“ und forderte eine stärkere nationale Souveränität. Eine junge Fragestellerin unterbrach Weidel mehrfach, während der Moderator dies nicht unterband, was für hitzige Momente sorgte.

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Weidel und Merz © ZDF

Friedrich Merz: Koalitionen, Wirtschaft und Außenpolitik

Gleich zu Beginn machte Friedrich Merz klar, dass eine Koalition mit der AfD für ihn nicht infrage komme. „Ich verwende den Begriff Brandmauer nicht, aber mit einer rechtsextremen Partei arbeiten wir nicht zusammen.“ Gleichzeitig warnte er, dass die AfD in drei Jahren möglicherweise die absolute Mehrheit erreichen könnte, wenn die CDU nicht ihren politischen Kurs anpasse.

Zur Wirtschaftspolitik stellte Merz klar: „Ich will eine andere Energiepolitik.“ Er sprach sich für eine technologieoffene Strategie aus, die auch Kernkraft und Gas mit einbezieht. In der Heizungsdebatte kritisierte er staatliche Vorgaben: „Wir sollten Technologien nicht vorschreiben.“

Bei der Frage nach Taurus-Waffenlieferungen an die Ukraine zeigte Merz sich unnachgiebig. Deutschland müsse „frühzeitiger und entschlossener“ helfen, um den russischen Vormarsch zu stoppen. Putin sei auf „Großrussland“ aus, das Baltikum könne als Nächstes Ziel in Gefahr sein.

Politische Kontraste, hitzige Diskussionen und unzufriedene Wähler

Das TV-Duell zeigte deutliche Unterschiede zwischen den Kandidaten, sowohl in politischen Ansätzen als auch im Stil der Antworten. Während Scholz auf seine bisherige Arbeit verwies, versuchte Habeck, mit wirtschaftlichen Anreizen zu punkten. Weidel setzte auf Migrationsthemen und Kritik an der EU, während Merz klare Positionen zur Energiepolitik und Außenpolitik bezog.

Das Publikum stellte kritische Fragen, zeigte sich aber oft unzufrieden mit ausweichenden Antworten. Der Wahlkampf bleibt spannend – und die Bürger fordern mehr als bloße Wahlversprechen.

Verwendete Quellen
  • zdf.de: „Klartext“ vom 13. Februar 2025