Panzer statt Volkswagen: Die Industrie stellt auf Rüstung um

Panzer statt Volkswagen: Die Industrie stellt auf Rüstung um
Wird VW zur Panzerschmiede? © IStock

Die Rüstungsindustrie boomt – und die Autohersteller stehen bereit

Deutschlands Rüstungsindustrie erlebt einen beispiellosen Wandel: Hersteller von Panzern, Munition und Militärfahrzeugen suchen händeringend nach Produktionskapazitäten, Fachkräften und neuen Standorten, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Doch woher die Ressourcen nehmen? Die Antwort darauf scheint immer klarer zu werden: aus der kriselnden Automobilbranche.

Ein Beispiel macht derzeit Schlagzeilen: Der Panzerbauer KNDS hat das ehemalige Werk des Zugherstellers Alstom in Görlitz übernommen und wird dort künftig Komponenten für Kampfpanzer produzieren. Ein Traditionsstandort, der sich neu erfindet – ein Muster, das Schule machen könnte. Auch Rheinmetall geht neue Wege und baut Kooperationen mit Autozulieferern wie Continental aus. Die Strategie: vorhandene Werke und Personal für die Rüstungsproduktion umfunktionieren. Eine Win-win-Situation? Zumindest aus wirtschaftlicher Sicht.

Wenn die Autoindustrie umdenkt

Die deutsche Autoindustrie steckt tief in der Krise. Einbrüche im Export, sinkende Nachfrage nach Verbrennern und eine unklare Zukunftsperspektive treiben viele Unternehmen in die Enge. Doch ausgerechnet die Verteidigungsindustrie könnte zur Rettung werden. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) machte unlängst deutlich, dass sein Bundesland in der Rüstungsindustrie mitmischen wolle. Sein Parteikollege Cem Özdemir sieht darin eine „große Chance“ für die Wirtschaft.

Besonders Volkswagen gerät ins Rampenlicht: Das VW-Werk in Osnabrück wird als geeignet für militärische Fahrzeugproduktion angesehen. Kein Geringerer als Rheinmetall-Chef Armin Papperger bescheinigte dem Standort beste Voraussetzungen. Und VW ist kein Neuling im militärischen Sektor – zwischen 1978 und 1988 baute der Konzern bereits den Geländewagen „Iltis“ für die Bundeswehr und die belgische Armee.

Das Interesse an einer Neuausrichtung ist also da. VW-Chef Oliver Blume deutete bereits an, dass „man sich diese Konzepte anschauen würde“. Eine klare Absage klingt anders. Die britische Presse, allen voran der „Telegraph“, beobachtet diese Entwicklung genau und sieht in ihr eine Reaktion auf die Exportprobleme der deutschen Automobilindustrie.

Vom Verbrenner zum Panzer – geht das?

Doch lässt sich eine zivile Automobilproduktion so einfach auf militärische Fahrzeuge umstellen? Experten sehen hier keine grundsätzlichen Hürden. Die Industrie hat Produktionsüberkapazitäten, das nötige Personal ist vorhanden. Entscheidender ist die politische Dimension: Wie positioniert sich die Bundesregierung? Ein Umbau von zivil auf militärisch ist teuer, langfristige Aufträge sind Voraussetzung. Genau das fordert auch Rheinmetall-Chef Papperger: eine zehnjährige Garantie für militärische Bestellungen.

Dabei darf nicht vergessen werden: Die Rüstungsbranche wird in hohem Maße vom Steuerzahler finanziert. Jeder Euro, der in neue Panzer, Munition oder Militärfahrzeuge fließt, stammt letztlich aus dem Staatshaushalt. Ohne politische Rückendeckung und öffentliche Mittel wären diese Expansionen kaum denkbar.

Eine neue Ära für Deutschlands Industrie?

Die Rüstungsbranche lockt mit stabilen Umsätzen und langfristigen Perspektiven, während die Autoindustrie nach neuen Erlösmodellen sucht. Stehen wir also vor einer massiven Umstrukturierung? Noch sind viele Fragen offen, doch der Trend ist klar: Immer mehr Unternehmen wagen den Schritt in die Verteidigungsindustrie. Ob dies der Beginn einer neuen industriellen Ära ist oder nur eine Übergangslösung – die kommenden Jahre werden es zeigen.

Verwendete Quellen
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