Istanbul vor einem diplomatischen Drahtseilakt

Istanbul vor einem diplomatischen Drahtseilakt
Rätselraten um Friedensgespräche in Istanbul © Presse Online GmbH

Showdown in Istanbul? Selenskyj fordert Putin zu Friedensgipfel heraus

Kiew. Moskau. Ankara. Die diplomatische Bühne ist bereitet – doch der Hauptakteur zögert. Wenige Tage vor einem potenziell historischen Treffen über ein Ende des russischen Angriffskriegs bleibt offen: Wird Wladimir Putin persönlich erscheinen? Oder versteckt sich der Kremlchef erneut hinter seiner Delegation?

Während Wolodymyr Selenskyj seine Teilnahme am Treffen in der Türkei zugesagt hat, herrscht in Moskau Funkstille über Putins Pläne. Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte zwar, dass eine russische Delegation am Donnerstag nach Istanbul reisen werde. Doch wer dazugehört – und ob Putin selbst erscheint – ließ er bewusst offen.

Selenskyj: „Es ist Putins Krieg – also muss er ihn beenden“

Selenskyj lässt keinen Zweifel an seiner Haltung: Nur Putin kann den Krieg beenden, also muss er auch an den Tisch. In einer Videobotschaft und mehreren Interviews – unter anderem mit dem „Spiegel“ – äußerte der ukrainische Präsident scharfe Kritik an Moskaus Hinhaltetaktik. Seine Botschaft ist klar: Ohne Putin – keine echten Verhandlungen.

„Mir scheint, er hat Angst“, so Selenskyj. Seine Bedingungen: Waffenstillstand, Gefangenenaustausch, echte politische Fortschritte.

Dabei nutzt Selenskyj gezielt die Bühne: Emotional, direkt, angriffslustig – und mit einem Ziel: den politischen Druck auf Putin zu erhöhen. Sollte dieser das Treffen boykottieren, sei das „eine totale Niederlage für ihn“, so der ukrainische Präsident.

Trump, Rubio & Erdogan: Bühne frei für die Diplomatie

Ein weiteres Puzzlestück: Die USA. Präsident Donald Trump kündigte an, Außenminister Marco Rubio persönlich in die Türkei zu schicken – zusammen mit den Sondergesandten Steve Witkoff und Keith Kellogg. Ob Trump selbst anreist, lässt er offen. Voraussetzung sei Putins Anwesenheit.

Trump, der sich schon mehrfach als möglicher Friedensstifter inszenierte, sieht in den Gesprächen „eine echte Chance auf gute Ergebnisse“. Doch politische Symbolik allein wird nicht reichen – es geht um Leben, Land, und langfristigen Frieden.

Pistorius: „Putin will keinen Frieden – er will Gelände“

Während Diplomaten noch über Formate diskutieren, zeichnet Verteidigungsminister Boris Pistorius ein düsteres Bild: Putin sei derzeit gar nicht an Verhandlungen interessiert.

„Er will weiter bombardieren und Geländegewinne machen“, so der SPD-Politiker im ZDF-„heute journal“.

Pistorius‘ Worte sind ein klarer Warnruf: Solange der Kreml auf militärische Eskalation statt Diplomatie setzt, bleibt jeder Friedensprozess gefährdet – egal, wie hochkarätig die Teilnehmer in Istanbul sind.

Zwischen Hoffnung und Hinhaltetaktik: Was ist realistisch?

Ob es tatsächlich zu einem direkten Treffen zwischen Selenskyj und Putin kommt, ist weiterhin ungewiss. Und selbst wenn: Kann ein einzelnes Gespräch einen brutalen Krieg beenden?

Realistisch betrachtet dürfte es eher um Signale als Lösungen gehen. Doch jedes Signal zählt – besonders für die Menschen in der Ukraine, die seit über zwei Jahren unter den Folgen des Krieges leiden.

Istanbul wird zur diplomatischen Nagelprobe

Das geplante Treffen in der Türkei wird mehr sein als ein weiteres Kapitel in einem zähen Konflikt – es könnte zum Wendepunkt werden. Doch nur, wenn auch alle Akteure den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen.

Selenskyj ist bereit. Trump steht in den Startlöchern. Erdogan hat geladen. Jetzt liegt es an Wladimir Putin. Kommt er – oder duckt er sich erneut weg?

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Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur AFP