Papier-Tradition bricht: KPPP vor dem Aus

Kabel Premium Pulp & Paper: Traditionsunternehmen vor dem Aus
Wenn Geschichte endet
Manchmal reicht ein einziges Datum, um ein ganzes Jahrhundert zum Verstummen zu bringen. Der 1. Juni 2025 markiert das Ende von Kabel Premium Pulp & Paper – einem Unternehmen, das fast 130 Jahre lang Papiergeschichte schrieb. Jetzt bleiben nur leere Hallen, betroffene Gesichter und viele offene Fragen: Wie konnte es so weit kommen? Und was bedeutet das für eine ganze Branche?
Papierfabrik in Hagen: Ein leises Ende mit lautem Echo
426 Mitarbeiter, 128 Jahre, null Perspektive. Die Zahlen sprechen für sich – und sie tun weh. Denn was mit der Insolvenz im März begann, endet nun endgültig mit der Stilllegung des Werks in Hagen. Insolvenzverwalter Peter Neu bringt es auf den Punkt: „Ein schmerzhafter Schritt – angesichts der langen Geschichte und der großartigen Belegschaft.“
Die Hoffnung, ein Investor könne das Werk und seine Menschen retten, zerschlug sich. Niemand war bereit, die komplette Belegschaft zu übernehmen. Damit stirbt nicht nur ein Arbeitgeber – sondern auch ein Teil deutscher Industriegeschichte.
Was ist los in der Papierindustrie?
Deutschland war einst Papier-Weltmeister. Heute ringt die Branche ums Überleben. Der aktuelle Branchenreport „Papier 2025“ spricht eine klare Sprache:
-
Umsatzrückgang von 2,7 %
-
Explodierende Energie- und Logistikkosten
-
Rohstoffpreise im Höhenflug
Viele Betriebe können da nicht mehr mithalten – selbst wenn sie über Jahrzehnte hinweg Qualität geliefert haben. Die Insolvenz von KPPP ist kein Einzelfall, sondern Symptom einer Branche im Umbruch.
Die unsichtbare Krise: Mehr als nur Papier
Es geht längst nicht nur um Druckerpapier oder Verpackungskartons. Papier ist Strukturgeber unserer Gesellschaft – vom Schulbuch bis zur Medikamentenverpackung. Wenn die Lieferketten wanken, wankt mehr als nur ein Geschäftsmodell.
Hagens Oberbürgermeister bezeichnete die Schließung als „Schlag in die Magengrube der Region“. Doch der Schmerz reicht weiter: Er trifft die gesamte Industrie, den Mittelstand – und letztlich die Beschäftigten, deren Jobs sich oft nicht eins zu eins ersetzen lassen.
Emotion trifft Realität: Die Menschen hinter den Zahlen
426 Familien verlieren ein Stück Sicherheit. Menschen, die jahrzehntelang Frühschicht machten, Maschinen warteten, Zahlen buchten. Sie standen nicht in der ersten Reihe, aber sie hielten den Betrieb am Laufen.
Ein Mitarbeiter erzählt: „Ich hab mit 16 hier angefangen – jetzt bin ich 53 und weiß nicht, wie es weitergeht.“ Diese Stimmen verdienen Gehör – nicht nur in der Lokalzeitung, sondern in der bundesweiten Debatte um Industriepolitik, Standorttreue und Energiekosten.
Was wir aus dem KPPP-Aus lernen müssen
Die Pleite von Kabel Premium Pulp & Paper ist ein Weckruf. Für die Politik, endlich entschlossener auf die Krise im produzierenden Gewerbe zu reagieren. Für Investoren, wieder Mut zur Tradition zu fassen. Und für uns alle, den Wert von Arbeit und Industrie neu zu denken.
📌 Hagen verliert mehr als ein Werk – Deutschland verliert ein Stück Rückgrat.
🔔 Folge @Presse.Online für fundierte Analysen, starke Storys & die Themen, über die Deutschland morgen spricht.
- www.papierindustrie.de