Fast 100.000 Euro: Teuerste Abschiebung aus München

Abschiebeflüge zum Rekordpreis: Wenn Rückführungen fast 100.000 Euro pro Person kosten
Elf Flüge, elf Millionenfragen: Was läuft schief bei der Abschiebepraxis?
Im ersten Quartal 2025 hoben vom Flughafen München elf Sammelabschiebeflüge ab. Diese kosteten den Steuerzahler rund 1,38 Millionen Euro durchschnittlich 5.600 Euro pro abgeschobene Person. Doch ein einzelner Fall sorgt für Aufsehen: Der Flug nach Somalia am 6. März verschlang fast 294.000 Euro bei nur drei Passagieren.
Was steckt hinter diesen absurden Zahlen? Und wie gerecht ist dieses System?
Somalia-Abschiebung: Ein Flug, drei Menschen, 294.000 Euro
Einzelfälle wie dieser werfen Fragen auf. Drei Personen wurden nach Somalia abgeschoben begleitet von elf Bundespolizisten. Die Sicherheitslage im Zielland, hohe Versicherungskosten und ein erhöhtes Personalaufgebot trieben die Kosten in die Höhe. Rund 98.000 Euro pro Kopf mehr als ein Business-Class-Ticket rund um die Welt.
Ist das noch verhältnismäßig? Oder geraten humanitäre Pflicht und staatliche Effizienz hier aus dem Gleichgewicht?
Warum Charterflüge besonders teuer sind
Alle elf Flüge ab München waren sogenannte Sammelcharter. Diese benötigen gesonderte Organisation, speziell gecharterte Maschinen und viel Personal. Anders als bei Abschiebungen mit Linienmaschinen sind hier keine anderen Passagiere an Bord alles muss eigens organisiert und bezahlt werden.
Und je weniger Menschen abgeschoben werden, desto höher der Preis pro Person. Ein Flug nach Nigeria inklusive Weiterflug nach Ghana am 22. Januar kostete rund 375.000 Euro auch hier sprengen die Zahlen jeden Rahmen.
Rückführungen nach Osteuropa günstiger aber trotzdem umstritten
Nicht alle Flüge waren derart teuer: Am 13. März wurden 17 Personen nach Rumänien gebracht für etwa 59.000 Euro. Trotzdem: Auch dort lag der Durchschnittspreis bei 3.500 Euro pro Person.
Warum sind Flüge nach Südosteuropa so häufig? Albanien, Kosovo oder Moldau gelten als „sichere Herkunftsstaaten“. Die Nähe und gute Flugverbindungen machen die Abschiebung einfacher aber nicht unbedingt gerechter.
Sicherheit kostet und schwankt
Zwischen 16 und 102 Beamte begleiteten die Abschiebeflüge. Die Zahl richtet sich nach Sicherheitslage, Verhalten der Betroffenen, medizinischen Faktoren und Sprachbarrieren. Besonders problematisch: Die Einsätze sind teuer, aber kaum transparent.
Wer entscheidet eigentlich, wie viele Begleiter notwendig sind? Und wann wird ein Flug zu teuer für den Rechtsstaat?
Frontex mischt mit aber nicht immer
Sieben der elf Flüge wurden von der EU-Grenzschutzagentur Frontex mitfinanziert. Bei sogenannten „Joint Return Operations“ übernimmt die Agentur teilweise Flugkosten, stellt Personal oder dokumentiert die Abläufe. Vier Flüge wurden komplett von Deutschland bezahlt der Somalia-Flug inklusive.
Teure Symbolpolitik oder notwendige Maßnahme?
Die Zahlen aus München werfen ein grelles Schlaglicht auf die deutsche Rückführungspraxis. Fast 100.000 Euro für eine einzelne Abschiebung das wirft Fragen auf. Über Effizienz. Über Verhältnismäßigkeit. Und über politische Prioritäten.
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- Bayerische Landesamt für Asyl und Rückführungen