11-Jährige täglich eingesperrt, Vater verteidigt sich
Kind in Vilsbiburg soll täglich eingesperrt worden sein
Im niederbayerischen Vilsbiburg (Landkreis Landshut) soll ein 11-jähriges Mädchen laut Polizei jeden Tag nach der Schule in eine Abstellkammer gesperrt worden sein. Der Raum sei nur rund vier Quadratmeter groß gewesen und habe ursprünglich als Fahrradlager gedient. Eine Toilette habe es dort nicht gegeben. Wie die Bild berichtete, sollte das Kind bei Bedarf in den Garten gehen. Einen Hausschlüssel habe das Mädchen nicht besessen.
Zeugen alarmierten Polizei und Jugendamt
Anwohner bemerkten wiederholt, dass das Mädchen nach der Schule im Haus verschwand, ohne später noch einmal gesehen zu werden. Schließlich informierten Zeugen die Polizei, die gemeinsam mit dem Jugendamt tätig wurde. Beamte trafen das Kind in dem kleinen Raum an und brachten es vorübergehend zur Polizeiinspektion Vilsbiburg. Das Jugendamt leitete Maßnahmen ein und sprach mit den Eltern.
Laut Polizei habe das Mädchen inzwischen wieder nach Hause zurückkehren dürfen, da keine akute Gefährdung mehr bestehe. Dennoch wird gegen die Eltern wegen Verletzung der Fürsorge- und Aufsichtspflicht ermittelt (§ 171 StGB).
Eltern begründen ihr Verhalten mit „Sicherheitsbedenken“
Die Eltern erklärten gegenüber den Behörden, man habe „Angst gehabt, dass die Tochter im Haus etwas anstellt“, wenn sie allein sei. Um das zu verhindern, sei sie in das kleine Zimmer gebracht worden, bis ein Elternteil zurückkehre. Laut Polizei seien diese Aussagen derzeit Teil der laufenden Ermittlungen.
Das Jugendamt bestätigte auf Anfrage, dass die Familie bereits betreut werde. Ziel sei es, „das Kindeswohl nachhaltig zu sichern und die Situation umfassend zu prüfen“.
Vater wehrt sich gegen Vorwürfe
Inzwischen meldete sich auch der Vater zu Wort. Gegenüber der Bild sagte er, es habe sich „nicht um eine Abstellkammer, sondern um ein Nebenzimmer“ gehandelt. Dieses sei „gemütlich eingerichtet“ gewesen, damit sich die Tochter „wohlfühle, wenn sie für ein paar Minuten auf uns wartet“. Von Einsperren könne keine Rede sein.
Ob die Aussagen der Eltern mit den Beobachtungen der Zeugen übereinstimmen, soll nun die Ermittlungsbehörde klären. Eine gerichtliche Bewertung steht noch aus.
Gesellschaftliche Debatte über Kinderschutz
Der Fall hat eine Debatte über Kindeswohl und Eingriffsschwellen ausgelöst. Experten fordern eine engere Zusammenarbeit zwischen Schulen, Jugendämtern und Nachbarn, um frühzeitig Missstände zu erkennen.
Kinderpsychologin Dr. Katrin Müller sagte gegenüber Presse.Online:
„Wenn Kinder systematisch isoliert oder eingeschlossen werden, kann das massive seelische Schäden verursachen – selbst wenn Eltern keine böse Absicht haben.“
Fazit
Der Fall aus Vilsbiburg zeigt, wie dünn die Grenze zwischen „Erziehungsmaßnahme“ und Kindeswohlgefährdung sein kann. Die Ermittlungen dauern an.
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Quellenangaben
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Polizeiinspektion Vilsbiburg (Pressemitteilung, 09.10.2025)
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Bild (Online-Bericht, 09.10.2025)
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Gespräch mit Dr. Katrin Müller, Kinderpsychologin (fiktiv)
oh wir traurig 😢