Mindestlohn steigt auf 14,60 Euro das sind die Folgen

Mindestlohn steigt auf 14,60 Euro das sind die Folgen
14,60 Euro Mindestlohn bis 2027 © Presse Online GmbH

Mindestlohn-Erhöhung: Hoffnung für Millionen oder Risiko für die Wirtschaft?

Einigung nach zähem Ringen

Mehr Geld für Millionen doch zu welchem Preis? Die Entscheidung der Mindestlohnkommission, den gesetzlichen Mindestlohn in zwei Schritten bis Anfang 2027 auf 14,60 Euro zu erhöhen, sorgt für Debatten. Während Arbeitnehmer auf Entlastung hoffen, schlagen Wirtschaftsvertreter Alarm. Der Mindestlohn, 2015 eingeführt, ist längst zum Symbol sozialer Gerechtigkeit geworden. Doch mit Blick auf Inflation, Rezessionsgefahr und politischen Druck sind die jüngsten Beschlüsse mehr als nur eine einfache Zahl.

Zwei-Stufen-Plan: So sieht die Erhöhung aus

Die beschlossene Anpassung erfolgt in zwei Stufen:

  • Zum 1. Januar 2026 steigt der Mindestlohn auf 13,90 Euro

  • Zum 1. Januar 2027 folgt die Erhöhung auf 14,60 Euro

Die Erhöhung wurde einstimmig beschlossen, doch ihr Zustandekommen war alles andere als harmonisch. Wochenlang rangen Vertreter von Gewerkschaften und Arbeitgebern um einen Kompromiss. Nur durch den Vermittlungsvorschlag der unabhängigen Vorsitzenden Christiane Schönefeld kam es überhaupt zur Einigung. Ihr Urteil: ein „tragfähiger Kompromiss“, der sowohl soziale Balance als auch wirtschaftliche Stabilität wahren soll.

Zwischen Gerechtigkeit und ökonomischer Belastung

Ein Mindestlohn von 15 Euro das war das Wahlkampfversprechen der SPD. Doch davon ist Deutschland 2027 noch entfernt. Warum?

Denn mit jeder Erhöhung steigen nicht nur Löhne, sondern auch Kosten für Unternehmen. Arbeitgebervertreter Steffen Kampeter warnt vor den Folgen: Dritter Abschwung in Folge, schrumpfende Aufträge, steigende Lohnkosten. Für viele Betriebe, vor allem im Dienstleistungs- und Gastgewerbe, ist das keine Kleinigkeit.

Armutsgrenze und gesellschaftliche Verantwortung

Gleichzeitig steht eine andere Zahl im Raum: 13,1 Millionen Menschen in Deutschland gelten laut Statistik als armutsgefährdet. Das sind 15,5 Prozent der Bevölkerung. Ein zu niedriger Mindestlohn trägt laut Experten dazu bei, dass selbst Vollzeitarbeit nicht vor Armut schützt.

Die neue Regelung soll nun stärker auf 60 Prozent des Bruttomedianlohns ausgerichtet sein eine Schwelle, die laut EU als „armutsfest“ gilt. Für viele ein Schritt in die richtige Richtung.

Mindestlohn als politisches Spielball?

Interessant ist: Der aktuelle Kompromiss wurde diesmal nicht gegen das Votum der Gewerkschaften durchgesetzt im Gegensatz zur letzten Entscheidung. Der politische Druck war enorm. Die SPD machte klar, dass sie notfalls gesetzlich eingreifen würde. Kanzler Friedrich Merz hingegen hatte bereits im Frühjahr klargestellt, dass es keinen Automatismus geben werde.

Was wäre passiert, wenn keine Einigung erzielt worden wäre? Der Gesetzgeber hätte handeln müssen ein Szenario, das das Gremium vermeiden wollte.

Balanceakt mit Signalwirkung

Die neue Mindestlohnerhöhung ist mehr als eine Zahl. Sie ist ein Symbol für soziale Verantwortung, wirtschaftlichen Druck und politischen Machtpoker. Ob sie Arbeitnehmer wirklich entlastet oder Unternehmen überfordert, wird sich zeigen. Klar ist: Der Mindestlohn bleibt eines der emotionalsten und folgenreichsten Themen unserer Zeit.

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Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP und Reuters