Ramelow will neue Hymne und Flagge

Bodo Ramelow: Linke-Politiker fordert neue deutsche Nationalhymne und Abstimmung über Flagge
Der ehemalige thüringische Ministerpräsident und heutige Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow (Linke) hat eine Debatte angestoßen, die weit über Symbolpolitik hinausgeht. Im Gespräch mit der „Rheinischen Post“ sprach er sich für eine neue deutsche Nationalhymne aus und plädierte zugleich für eine Abstimmung über die Bundesflagge.
„Kinderhymne“ von Bertolt Brecht als Alternative
Ramelow erklärte, dass viele Ostdeutsche die aktuelle Hymne aus unterschiedlichen Gründen nicht mitsingen würden. „Ich würde daher tatsächlich gerne die Kinderhymne von Bertolt Brecht zur Abstimmung stellen“, so der Linken-Politiker.
Die „Kinderhymne“ wurde 1950 von Bertolt Brecht verfasst und von Hanns Eisler vertont. Sie ist in der Tradition antifaschistischer Literatur entstanden und enthält die Passage, dass „ein besseres Deutschland blühe“. Ramelow betonte: „Über diese Passage könnten wir Zugang zu einer gesamtdeutschen Hymne finden, die wir alle zusammen mit Freude singen könnten.“
Gleichzeitig stellte er klar: Er selbst singe die aktuelle Nationalhymne „mit Begeisterung“, da er sie historisch einordnen könne.
Abstimmung auch über Bundesflagge gefordert
Neben der Hymne regte Ramelow auch eine Volksabstimmung über die Bundesflagge an. Schwarz-Rot-Gold stehe zwar für die Absage an totalitäre Strukturen, dennoch fremdelten viele Menschen mit den Farben. „Ich würde das alles mit Artikel 146 zur Abstimmung stellen wollen“, so Ramelow. Der Artikel des Grundgesetzes sieht vor, dass es durch eine neue, vom Volk beschlossene Verfassung abgelöst werden kann.
Historischer und politischer Kontext
Die Debatte über Hymne und Flagge ist nicht neu. Schon in den 1990er-Jahren hatten Intellektuelle wie Günter Grass oder Wolf Biermann die „Kinderhymne“ als mögliche Alternative vorgeschlagen. Auch in der gesamtdeutschen Erinnerungskultur gibt es immer wieder Diskussionen über Symbole und deren Identifikationskraft.
Politisch ist Ramelows Vorschlag brisant: Eine neue Hymne oder Flagge berührt die nationale Identität, die Verfassung und die Frage nach einem erweiterten Mitspracherecht des Volkes. Kritiker werfen solchen Vorstößen Symbolpolitik vor, während Befürworter darin die Chance sehen, die Demokratie durch mehr Beteiligung zu stärken.
Reaktionen und Ausblick
Ramelows Vorstoß dürfte in den kommenden Tagen für intensive Debatten im Bundestag und in den Medien sorgen. Während konservative Stimmen vermutlich an Traditionen festhalten wollen, könnte die Diskussion in linken und zivilgesellschaftlichen Kreisen Zuspruch finden.
Ob es zu einer konkreten Initiative kommt, bleibt abzuwarten. Klar ist: Die Frage nach Hymne und Flagge berührt Grundfragen des Selbstverständnisses der Bundesrepublik Deutschland.
Fazit
Mit seiner Forderung nach einer neuen Nationalhymne und einer Abstimmung über die Bundesflagge stellt Bodo Ramelow Grundsymbole der deutschen Nation zur Diskussion. Ob es bei einem Debattenimpuls bleibt oder konkrete politische Initiativen folgen, wird sich zeigen.
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Quellen
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Rheinische Post (Interview mit Bodo Ramelow)
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Bundeszentrale für politische Bildung (Artikel zu Nationalhymne, Flagge und Art. 146 GG)