Justiz am Limit: 1 Mio. offene Fälle

Justiz am Limit: 1 Mio. offene Fälle
In Berlin über 54.900 unerledigte Verfahren, bundesweit fast 1 Mio. © Presse.Online

Staatsanwaltschaft Berlin überlastet: Fast 55.000 unerledigte Verfahren

Die Berliner Staatsanwaltschaft kämpft mit einer wachsenden Last: Mehr als 54.900 unerledigte Verfahren stapeln sich aktuell in den Büros. Bundesweit ist die Zahl offener Fälle auf fast eine Million angestiegen ein neuer Höchststand.

Berliner Justiz im Dauerstress

Die tägliche Realität reicht von Diebstählen und Fahrerfluchten bis zu Gewalttaten und komplexen Betrugsfällen. Nach Angaben des Deutschen Richterbundes (DRB) waren Mitte 2025 in Berlin 54.905 Verfahren nicht abgeschlossen rund 2.800 mehr als noch Ende 2024.

Die Ermittlerinnen und Ermittler in Staatsanwaltschaft und Amtsanwaltschaft geraten zunehmend ins Hintertreffen: Bis zum 30. Juni 2025 kamen allein in Berlin 172.149 neue Verfahren hinzu. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 waren es bereits 364.654.

Bundesweit neue Rekordwerte

Auch bundesweit ist die Situation dramatisch: Laut DRB kamen im ersten Halbjahr 2025 mehr als 2,7 Millionen neue Verfahren auf die bestehenden Aktenberge hinzu. Die Staatsanwaltschaften in Deutschland schieben nun eine Bugwelle von 981.633 unerledigten Fällen vor sich her ein neuer Rekord nach 950.852 zum Jahresende 2024.

Berücksichtigt wurden dabei ausschließlich Verfahren gegen namentlich bekannte Beschuldigte. Die Zahlen gehen auf eine Umfrage bei den Justizverwaltungen der Länder zurück, veröffentlicht in der Deutschen Richterzeitung.

Folgen: Verzögerungen und Verfahrenseinstellungen

„Im Ergebnis ziehen sich viele Strafverfahren in die Länge und Verfahrenseinstellungen nehmen zu“, erklärte DRB-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn. Das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Justiz könne dadurch langfristig Schaden nehmen.

Auch Anwälte warnen: Lange Wartezeiten belasten nicht nur Beschuldigte, sondern auch Opfer von Straftaten, die auf Gerechtigkeit hoffen.

Richterbund fordert schnelle Personalentscheidungen

Um die Lage zu entschärfen, fordert der Richterbund, dass die Länder rasch neue Stellen in der Justiz schaffen. Erst dann könnten die von der Bundesregierung zugesagten 450 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln wirksam werden. „Die Strafjustiz darf nicht zum Flaschenhals bei der Kriminalitätsbekämpfung werden“, so Rebehn.

Politische Brisanz

Die Diskussion über eine Überlastung der Justiz ist nicht neu, doch die aktuellen Zahlen setzen Bund und Länder unter Zugzwang. Während die Bundesregierung zusätzliche Mittel bereitstellt, müssen die Länder für neue Stellen sorgen. Ohne strukturelle Entlastung droht die Justiz in Teilen handlungsunfähig zu werden.

Fazit

Die Berliner Staatsanwaltschaft ist nur ein Beispiel für eine bundesweite Entwicklung: Aktenberge wachsen, Verfahren dauern länger, Verfahrenseinstellungen häufen sich. Ob die angekündigten Investitionen reichen, hängt nun von schnellen Entscheidungen in den Ländern ab.

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Quellen

  • Deutscher Richterbund (DRB), Presseinformationen & Deutsche Richterzeitung

  • Zahlen der Justizverwaltungen der Länder, Stand Juni 2025

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