Stuttgart zahlt 600.000 € fürs Klo

Hightech-Toilette für 600.000 Euro: Streit um Kosten und Nutzen
Im Stuttgarter Naherholungsgebiet Egelseer Heide ist Anfang September eine neue öffentliche Toilette eröffnet worden doch der Preis sorgt für heftige Diskussionen. Rund 600.000 Euro hat die Anlage gekostet, eine Summe, für die andernorts ein Einfamilienhaus zu haben wäre.
Kritik vom Bund der Steuerzahler
Der Bund der Steuerzahler Baden-Württemberg bezeichnet die Kosten als unverhältnismäßig. „Dafür kann man vielerorts ein Einfamilienhaus bauen“, sagte Sprecher Daniel Bilaniuk der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Aus seiner Sicht ist der Betrag für eine vergleichsweise kleine Anlage „ungerechtfertigt“.
Stadt Stuttgart verteidigt das Projekt
Die Stadt widerspricht: Laut Markus Töpfer, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Stuttgart, sei die Aussage „600.000 Euro nur fürs Toilettenhäuschen“ irreführend. Etwa die Hälfte der Kosten sei in die Erschließung mit Wasser, Abwasser und Strom geflossen. Zudem verfüge die Anlage über moderne Technik:
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automatische Selbstreinigung nach jeder Nutzung
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robuste Bauweise mit Vandalismusschutz
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barrierefreier Zugang
Nach Angaben der Stadt sind solche Modelle langfristig günstiger als mobile Toiletten oder betreute Alternativen.
Standort-Frage: Wenig los, trotzdem gebaut?
Kritik gibt es auch am Standort. Die Egelseer Heide liegt abseits der Innenstadt, in den Wintermonaten sei mit weniger Betrieb zu rechnen. Befürworter sehen dagegen einen klaren Nutzen: Ohne Toilette habe es Beschwerden über Wildpinkeln gegeben.
Die Stadt verweist auf erste Zahlen: Schon im ersten Monat hätten mehr als 1.000 Personen die Anlage genutzt was rund 500 „Zwischenfälle“ im Gebüsch verhindert habe. Zudem soll die Toilette mindestens 20 Jahre in Betrieb bleiben. Die Nutzung ist kostenlos.
Symbol für Kostenbewusstsein oder notwendige Investition?
Der Fall zeigt ein wiederkehrendes Spannungsfeld: Wie viel darf öffentliche Infrastruktur kosten? Während Steuerzahler-Vertreter Verschwendung kritisieren, betont die Stadt Stuttgart den langfristigen Nutzen. Die Debatte könnte Signalwirkung für andere Kommunen haben, die vor ähnlichen Entscheidungen stehen.
Fazit
Das 600.000-Euro-Klo polarisiert: Für die einen ist es ein Symbol für überzogene Ausgaben, für die anderen ein notwendiger Beitrag zu Sauberkeit, Barrierefreiheit und Naturschutz. Sicher ist: Die Diskussion über den richtigen Umgang mit Steuergeld wird auch künftig weitergehen.
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Quellen:
- Stadt Stuttgart: Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS)