Joe Bidens Blitzbesuch in Berlin

Joe Bidens Blitzbesuch in Berlin
Der US-Präsidentschaftsbewerber Joe Biden

Joe Biden in Berlin: Der letzte Transatlantiker? – Ein Blitzbesuch mit historischen Folgen

Berlin. An einem kühlen Herbsttag im Berliner Regierungsviertel steht alles im Zeichen von Joe Bidens verspätetem Besuch. Der Hurrikan, der seine ursprünglich geplante Reise verhindert hatte, zwingt den US-Präsidenten nun zu einem eng getakteten Kurzbesuch in der deutschen Hauptstadt. Obwohl „eilen“ im Zusammenhang mit dem 81-jährigen Staatsmann vielleicht etwas übertrieben wirkt, ist sein Zeitplan tatsächlich straff.

Empfang und Auszeichnungen

Am Vormittag wird Biden mit militärischen Ehren von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier begrüßt. Ein wichtiges Zeichen für die enge transatlantische Freundschaft, die Biden in seiner gesamten politischen Laufbahn stets betont hat. Steinmeier überreicht ihm anschließend den höchsten deutschen Orden, eine symbolische Geste, die Bidens Verdienste um die deutsch-amerikanischen Beziehungen würdigt.

Treffen mit Scholz und transatlantischen Spitzenpolitikern

Nach einem Mittagessen mit Bundeskanzler Olaf Scholz, bei dem es um wirtschaftliche Zusammenarbeit, die Ukraine-Krise und die NATO-Verteidigungsstrategie gehen wird, folgt ein gemeinsamer Presseauftritt. Doch der Höhepunkt des Tages ist das Vierertreffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Großbritanniens Premierminister Keir Starmer. Dieses Gipfeltreffen der europäischen Spitzenpolitiker in Berlin zeigt, wie wichtig Biden der transatlantische Dialog auch kurz vor dem Ende seiner Amtszeit noch ist.

Biden als „Lame Duck“ – aber nicht für Europa

Obwohl Biden in den USA als „lame duck“ gilt, da er angekündigt hat, nicht für eine weitere Amtszeit zu kandidieren, bleibt er für Europa eine wichtige Figur. Bidens langjährige transatlantische Überzeugungen und sein Engagement für die Stabilität Europas könnten sich als ein letzter starker Impuls in den Beziehungen zwischen den USA und der EU erweisen. Sollte Vizepräsidentin Kamala Harris nach den bevorstehenden Wahlen ins Weiße Haus einziehen, wird sie vermutlich andere Schwerpunkte setzen – insbesondere in Bezug auf die Energiepolitik, Migration und den Konflikt mit China.

Für Europa könnte dies ein Einschnitt sein: Harris wird voraussichtlich weniger Ressourcen und Aufmerksamkeit für die transatlantische Partnerschaft haben. Der Druck auf Europa, eigene Strategien zu entwickeln und sich unabhängiger zu positionieren, wird steigen.

Bidens Vermächtnis und Europas Zukunft

Bidens Besuch in Berlin mag kurz sein, aber er markiert möglicherweise das Ende einer Ära in den transatlantischen Beziehungen. Während die USA sich möglicherweise stärker auf den asiatisch-pazifischen Raum konzentrieren werden, bleibt Europa gefordert, seine Rolle als eigenständiger Akteur auf der Weltbühne neu zu definieren.

Mit einem gespaltenen Kongress im Rücken und einer sich verändernden politischen Landschaft in den USA könnte die Zukunft der transatlantischen Beziehungen in den kommenden Jahren ungewisser werden.

 

PSM.Mediagruppe, Foto: Debatte um Kandidatur Bidens geht weiter © SAUL LOEB