Lavamassen bedrohen Grindavik: Isländischer Ort evakuiert

Lavamassen bedrohen Grindavik: Isländischer Ort evakuiert
Systembild: Island Vulkan Ausbruch © IStock

Island in Alarmbereitschaft: Vulkanausbruch der Sundhnúksgígar-Kraterreihe steht unmittelbar bevor

Magma unter Island: Wenn die Erde bebt und der Himmel glüht

Es ist noch dunkel in Grindavík, als um 5:54 Uhr Ortszeit die Meldung über die Notfallkanäle geht: Alarmstufe Rot. Der Sundhnúksgígar, ein Vulkan auf der Halbinsel Reykjanesskagi, droht auszubrechen. Keine Theorie, keine Panikmache – sondern eine sehr reale Gefahr, bestätigt vom Isländischen Wetterdienst. Der Druck unter der Erdoberfläche steigt, Magma bahnt sich seinen Weg – und die Erde beginnt zu zittern.

Grindavík wird evakuiert – Touristen und Bewohner müssen die Stadt verlassen

Die kleine Hafenstadt Grindavík, einst ein beliebter Anlaufpunkt für Islandreisende, ist zum Brennpunkt eines geologischen Ausnahmezustands geworden. Die Evakuierung läuft bereits: Bewohner, Hotelgäste, Touristen – alle müssen raus. „Wir mussten unsere Gäste am Morgen wecken, als klar wurde, dass der Magmafluss begonnen hat“, berichtet Hotelmanagerin Helga Árnadóttir. Für viele beginnt der Tag nicht mit Frühstück, sondern mit der Flucht.

Rund 4.000 Menschen lebten einst hier. Doch seit der vulkanischen Unruhe Ende 2023 haben die meisten Grindavíker ihre Häuser verlassen – oft für immer. Häuser wurden an den Staat verkauft, Familien begannen andernorts neu. Jetzt sind es vor allem Helfer, Behörden und Urlauber, die die Stadt in aller Eile verlassen.

Die Erde lebt – und sendet deutliche Signale

Wie fühlt es sich an, wenn die Erde lebt? Wenn du mitten in einem Hotelbett liegst und unter dir die tektonischen Platten beben? Seit Montagmorgen registrieren die Messstationen seismische Schwärme, die stark an vergangene Eruptionen erinnern. Hinzu kommen Druckveränderungen in Bohrlöchern des Energieunternehmens HS Orka – zwei unabhängige Signale für Magma, das nach oben drängt.

Schon vor Tagen hatten die Behörden gewarnt: Das wahrscheinlichste Szenario sei ein baldiger Ausbruch – und zwar zwischen Sundhnúkur und Stóra-Skógfell, zwei geologisch aktiven Zonen. Seitdem hat sich die Lage verschärft. Die Bevölkerung steht erneut am Rande eines Feuerring-Spektakels.

Ein Vulkan erwacht – und erinnert Island an seine rohe Naturkraft

Island ist kein stilles Land. Es lebt, pulsiert – tief unter der Oberfläche. Der Inselstaat liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, wo sich die eurasische und nordamerikanische Platte voneinander entfernen. Genau an dieser Naht reißt die Erde auf – mit Erdbeben, mit Lava, mit unaufhaltsamer Naturgewalt.

Seit März 2021 ist nichts mehr wie zuvor: Nach 800 Jahren Ruhe begann eine Phase intensiver vulkanischer Aktivität auf Reykjanes. Sieben Ausbrüche innerhalb eines Jahres – ein neuer geologischer Takt, der Forscher weltweit aufhorchen lässt. Vulkanologen sprechen von einer neuen Ära der Unruhe.

„Wir erleben nicht nur Eruptionen – wir erleben eine tektonische Zeitenwende.“
– Benedikt Ófeigsson, Isländischer Wetterdienst

Was bedeutet das für Island – und für Europa?

Die Ereignisse auf Island sind mehr als eine lokale Naturkatastrophe. Sie zeigen, wie fragil unser Verhältnis zur Natur ist. Sie mahnen zur Vorsicht – und zugleich zur Demut. Island ist Europas heißester Hotspot, buchstäblich. Mit über 33 aktiven Vulkansystemen ist keine andere Region unseres Kontinents so aktiv, so unberechenbar – und so faszinierend.

Für den Flugverkehr kann ein Ausbruch weitreichende Folgen haben, wie der Eyjafjallajökull 2010 bewiesen hat. Und für die Isländer? Sie sind Krisenerprobt. Doch jedes Beben, jede Rauchwolke, jedes Magmaschnauben bringt neue Herausforderungen – und Erinnerungen an die rohe Macht ihrer Heimat.

Island brennt – und wir sollten hinschauen

Die Erde unter Island lebt. Der Sundhnúksgígar sendet laute Warnungen – und sie sind nicht zu überhören. Ein Ausbruch ist wahrscheinlich, vielleicht unausweichlich. Doch was bleibt, ist nicht nur Angst, sondern auch Ehrfurcht. Vor der Natur. Vor der Unvorhersehbarkeit. Vor dem Feuer, das tief unter der Erde brodelt.

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Verwendete Quellen
  • visir.is