Bulgarien führt den Euro ein: Was jetzt auf alle zukommt

Bulgarien tritt der Eurozone bei: Aufbruch in ein neues Zeitalter
2026 wird ein historisches Jahr für Bulgarien. Nach jahrelanger Vorbereitung, politischen Hürden und ökonomischen Herausforderungen ist es nun amtlich: Das osteuropäische EU-Mitglied wird als 21. Staat den Euro als offizielle Währung einführen. Der bisherige Lew zu Deutsch „Löwe“ wird zum Jahresbeginn abgeschafft. Was auf den ersten Blick wie ein nüchternes Finanzereignis wirkt, ist in Wahrheit ein Wendepunkt für Millionen Menschen.
Wirtschaftlicher Neustart oder teure Illusion?
Die Vorteile für Handel, Tourismus und Investitionen liegen auf der Hand: Unternehmen müssen sich künftig nicht mehr gegen Währungsschwankungen absichern, und Reisende können endlich ohne Umtauschkosten zahlen. Die Hoffnung der Regierung: mehr Wachstum, mehr Stabilität, mehr Wohlstand.
Doch die Einführung der Gemeinschaftswährung ist in Bulgarien hochumstritten. Viele Bürgerinnen und Bürger fürchten steigende Preise wie einst in Deutschland beim Wechsel von D-Mark auf Euro. Auch prorussische Gruppen und nationalistische Parteien machen Stimmung gegen die EU-Nähe. In Sofia kam es erneut zu Protesten mit hunderten Teilnehmenden.
„Die Menschen haben Angst, dass alles teurer wird und dass Brüssel bestimmt, was bei uns passiert“, sagt Politologin Genowewa Petrowa. Der Vertrauensverlust in die eigenen Institutionen sei ein zusätzliches Problem: „Viele glauben nicht, dass dieser Schritt wirklich in ihrem Interesse ist.“
Von der Inflation gebremst und doch am Ziel
Eigentlich war der Beitritt zur Eurozone bereits für 2024 geplant. Doch mit einer Inflationsrate von fast 10 Prozent platzte der ursprüngliche Zeitplan. Erst nachdem Bulgarien Preisstabilität, solide Finanzen und stabile Wechselkurse nachweisen konnte, gab die EU grünes Licht. Am Ende stimmten alle EU-Finanzminister zu und machten damit den Weg für die Euro-Einführung 2026 endgültig frei.
Bulgariens Finanzministerin Temenuschka Petkowa sprach von einem „strategischen Ziel“ und versprach, Bulgarien werde auch künftig ein „Pfeiler der Finanzdisziplin“ bleiben. Für viele EU-Beobachter ist der Schritt auch ein geopolitisches Signal – in einer Zeit, in der der Einfluss Russlands auf die Region wächst.
Und jetzt? Das kommt auf Bürger und Reisende zu
Bereits seit Jahren ist der Lew fest an den Euro gekoppelt zum exakten Kurs von 1,95583 Lew pro Euro. Für viele Bulgarinnen und Bulgaren wird der Umstieg deshalb technisch keine große Umstellung, wohl aber emotional. Der „Löwe“ verschwindet aus dem Alltag, dafür kommen Euro-Münzen mit neuen nationalen Rückseiten.
Auch für Touristinnen und Touristen aus dem Euro-Raum bedeutet die Umstellung mehr Komfort: Keine Wechselgebühren mehr, kein Rechnen mit Kursen Urlaub wird einfacher. Für deutsche Unternehmen eröffnet sich ein weiterer stabiler Markt im EU-Binnenraum.
Ein Schritt mit Symbolkraft aber auch sozialen Risiken
Der Euro ist für Bulgarien mehr als nur eine Währung: Er ist ein Symbol für europäische Integration, ökonomische Hoffnung und gesellschaftliche Spaltung. Ob die Ängste vor Preissteigerungen Realität werden, wird sich zeigen. Sicher ist: 2026 beginnt in Bulgarien eine neue Ära.
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